Die Entscheidung, Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) beim Frankfurt Marathon als Tempomacher zu begleiten, kam ziemlich spontan. „Arne hatte mich vor zwei Monaten beim Trainingslager in St. Moritz gefragt, ob ich mir das vorstellen kann“, sagte Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen), „aber damals war ich mir noch unsicher.“ Nachdem eine Wadenverletzung ihn zum Ausstieg bei der EM in Berlin gezwungen hatte, kurierte der 29-Jährige zunächst seine Blessur aus. Und gab Arne Gabius dann vor wenigen Wochen die Zusage, ihn in Frankfurt zu unterstützen. Im Interview spricht Richard Ringer über einen möglichen Umstieg auf die Marathonstrecke, welchen Traum er sich vorher noch erfüllen muss und die Reaktionen auf sein Debüt als „Hase“.
Richard Ringer, nach dem Frankfurt Marathon kam Trainer Wolfgang Heinig vorbei und gratulierte Ihnen, dass Sie eine gute Figur als Straßenläufer abgegeben haben. Der Beginn einer neuen Karriere?
Richard Ringer:
Das ehrt mich, aber ganz so schnell geht es nicht. Die Entscheidung fiel sehr spontan, es hat aber wirklich Spaß gemacht. Mehr Spaß als gedacht (lacht). Ich sehe mich aber noch nicht als Straßenläufer. Dazu ist noch viel nötig. Du brauchst einen anderen Schritt, ein anderes Training. Aber ja, es ist ganz gut gelaufen.
Sie waren vor allem deutlich länger an der Seite von Arne Gabius als geplant. Warum?
Richard Ringer:
Einer der anderen Tempomacher war viel früher ausgestiegen als geplant. Da bin ich sozusagen eingesprungen. Eigentlich wollte ich ihn bis zur Halbmarathonmarke begleiten. Dass es dann bis zu Kilometer 31 ging – das hat mich ehrlich gesagt selbst überrascht. Vor allem, dass es so gut lief.
Sind Sie überhaupt schon mal so weit gelaufen?
Richard Ringer:
Nein, das war mein längster Lauf. Bei Kilometer 28 wollte ich raus, da war eine Bahnstation in der Nähe. Von dort wäre ich schnell Richtung Hauptbahnhof gekommen. Aber irgendwie habe ich es verpasst. Dann war bei Kilometer 31 wirklich Schluss – ich habe Arne gesagt, dass er es jetzt alleine durchziehen muss. Das hat er ja gut hinbekommen.
Arne Gabius hat Ihnen auf der Pressekonferenz nach dem Rennen dazu geraten, den Umstieg von der Bahn auf die Straße anzugehen. Hören Sie auf seinen Rat?
Richard Ringer:
Es ist ja nicht so, dass ich mir nicht auch Gedanken machen würde, wie es weitergehen soll. Nach meiner starken 10.000-Meter-Zeit von 27:36,52 Minuten und dem Pech in Berlin bin ich aber der Meinung, dass meine Bahnkarriere noch nicht beendet sein sollte. Ich will bei Olympia 2020 in Tokio die 10.000 Meter laufen. Dann bin ich 31. Danach ist vielleicht ein guter Zeitpunkt, um mich dem Marathon zu widmen.
Sie haben heute ein bisschen Marathon-Atmosphäre geschnuppert. Macht das nicht Lust auf mehr?
Richard Ringer:
Bis zum Marathon fehlen mir noch gut zehn Kilometer, das waren heute nur 31 Kilometer. Aber es ging tatsächlich erstaunlich gut. Mein Talent liegt wahrscheinlich wirklich auf den langen Distanzen. Meine Schwellenwerte deuten auf jeden Fall darauf hin. Aber ich will das klug vorbereiten.
Wirtschaftlich könnte das für Sie auch attraktiv sein. Als Bahnläufer steht man nicht so sehr im Fokus, wie bei den großen Stadtmarathons. Fragen Sie mal Arne Gabius…
Richard Ringer:
Ich weiß, dass Arne den Schritt auf die Straße als die beste Entscheidung für seine sportliche Karriere bewertet. Vielleicht hätte er den Schritt sogar noch etwas früher gehen können. Aber Olympia ist ein großer Traum von mir – und momentan bin ich Bahnläufer und sehe hier die Chance, mich zu qualifizieren. Aber wir werden sehen, was die nächsten Wochen bringen. Es stehen ja auch andere Entscheidungen bevor. Bleibe ich in Friedrichshafen oder gibt es andere Optionen. Was sind die sportlichen Schwerpunkte 2019. Das werde ich jetzt in Ruhe entscheiden.
Gab es schon Reaktionen auf Ihren ersten Auftritt als "Hase" in einem Marathon?
Richard Ringer:
Sehr viele. Ehrlich gesagt haben sich nach dem Rennen schon so viele Leute gemeldet und haben mir gratuliert. Dabei war ich doch nur Tempomacher. Es waren ähnlich viele wie nach meinem Sieg beim Europacup. Das zeigt schon, welchen Stellenwert der Marathon hat.