Die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang sollten ohne Russland stattfinden. Das forderte die NADA-Vorsitzende Dr. Andrea Gotzmann am Donnerstag in Bonn. Sie äußerte sich auch zu der DLV-Idee, der WADA die Entscheidung über die Olympia-Zulassung zu übertragen.
Im Rahmen eines Journalisten-Workshops in Bonn forderte die Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti Doping Agentur NADA, Dr. Andrea Gotzmann, am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion den Ausschluss Russlands von den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang (Südkorea). „Das, was wir über Sotchi gehört haben, wie dort manipuliert wurde, rechtfertigt mit Sicherheit, dass ein Nationales Olympisches Komitee für die Winterspiele 2018 ausgeschlossen wird", erklärte sie mit Verweis auf die Enthüllungen zu manipulierten Dopig-Tests während der Winterspiele 2014 in Sotchi (Russland). (<link https: www.nada.de fileadmin user_upload nada presse _blank link zur begrüßungsrede von andrea gotzmann in>Zur Begrüßungsrede von Andrea Gotzmann auf der NADA-Webseite).
Andrea Gotzmann steht hier mit ihrer Forderung nicht allein, auch die führenden 17 Anti-Doping-Agenturen fordern den Komplett-Ausschluss Russlands von den Spielen, die am 9. Februar in Südkorea beginnen. Der Druck auf das Internationale Olympische Komitee (IOC) wächst zwar, doch beim IOC setzt man auf eigens eingesetzte Kommissionen, die ihre Ergebnisse im November bekannt geben wollen.
DLV-Präsident: WADA soll über Olympia-Zulassung entscheiden
Zum Vorschlag von Dr. Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA solle künftig über die Zulassung zu Olympia entscheiden und nicht das IOC, sagte die NADA-Vorsitzende: „Der Vorschlag ist gut, allerdings funktioniert das nur, wenn WADA-Mitglieder nicht gleichzeitig auch IOC-Mitglieder sind. Eines ist unstrittig: Die WADA sollte zumindest ein Mitbestimmungsrecht bekommen.“ Die Interessenkonflikte müssen thematisiert werden.
Fernsehjournalist Hajo Seppelt, der zusammen mit der ARD-Dopingredaktion den Skandal in Russland aufgedeckt hatte, sagte: „IOC-Präsident Thomas Bach führt uns an der Nase herum. Ich fürchte, dass es ähnlich wie vor den Olympischen Spielen in Rio laufen wird.“ 2016 gab es einen Komplett-Ausschluss Russlands lediglich bei den Leichtathleten und bei den Paralympics.
Joseph de Pencier befürchtet langfristige Folgen
Joseph de Pencier, Leiter des Instituts der Nationalen Anti-Doping-Organisationen (NADO), warnte ebenfalls davor, Russland nach dem Doping-Skandal erneut nicht auszuschließen: „Es ist falsch zu behaupten, dass man rechtlich keine kollektiven Bestrafungen durchführen kann. Thomas Bach ist Rechtsanwalt. Das sollte er wissen.“ Langfristig sieht Pencier auch Folgen für die kommenden Olympischen Spiele in Tokio (Japan; 2020), Paris (Frankreich; 2024) und Los Angeles (USA; 2028).
„Die sauberen Athleten fühlen sich betrogen", erklärte Rune Andersen, Leiter der Task-Force des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF zum Doping in Russland. "Wir müssen aufstehen für einen sauberen Sport. Es geht hier nicht um den Fehler eines Einzelnen, sondern um Verfehlungen eines gesamten Systems.“
Ausdrückliches Lob für "Athleten Deutschland"
Joseph de Pencier lobte ausdrücklich den neu gegründeten Verein "Athleten Deutschland", dessen Vorsitzender Säbfelfechter Max Hartung ist. Der Verein "Athleten Deutschland" vertritt unabhängig von der Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sport Bundes (DOSB) die Interessen der Athleten. „Ich halte es für wichtig, dass Sportler ihre Stimme erheben. Das ist mutig. Athletinnen und Athleten müssen sich weltweit vernetzen, denn ohne sie gäbe es den Sport nicht. Das Ziel muss Chancengleichheit sein.“
Für Hajo Seppelt ist der neu gegründete Verein gar eine Zeitenwende. „Vor den Athleten liegt zwar ein langer Weg, aber es gibt keine Alternative dazu.“ Pencier, der ein großer Literatur-Liebhaber ist, sagte: „Die erste Lektion, die Harry Potter in der Hogwarth-Schule für Hexerei und Zauberei gelernt hat, heißt: 'Immer wachsam sein.' Das gilt auch für den Anti-Doping-Kampf."