Steht Deutschland vor einer erneuten Olympia-Bewerbung? Bundesinnenminister Thomas de Maizière sprach sich für eine nationale Strategiediskussion aus, IOC-Präsident Thomas Bach wünscht sich ohnehin einen neuen Anlauf aus seinem Heimatland.
Die Diskussionen um eine deutsche Olympia-Bewerbung könnten wieder Fahrt aufnehmen. Fast auf den Tag genau eineinhalb Jahre nach dem Aus Hamburgs für die Sommerspiele 2024 hat sich Bundesinnenminister Thomas de Maizière für eine Grundsatzdebatte über sportliche Großereignisse ausgesprochen. Und das Thema damit wieder auf die Tagesordnung gebracht.
"Ich möchte anregen, ob wir nicht zu Beginn der nächsten Legislaturperiode eine solche Strategiedebatte führen", sagte der CDU-Politiker am Dienstagabend in Berlin. Als einen konkreten Vorschlag für eine erneute Olympiabewerbung wollte er dies aber ausdrücklich nicht verstanden wissen. Allerdings müsse darüber nachgedacht werden, "ob wir uns nicht gemeinsam als Land, als Gesellschaft eine nationale Strategie zur Anwerbung von Großveranstaltungen überlegen", sagte der 63-Jährige. Einschließlich Olympischer Spiele.
"Die Überlegungen des Bundesinnenministers decken sich voll mit denen des DOSB. Nur mit der vollen Unterstützung der Bundesregierung und den starken gesellschaftlichen Kräften unseres Landes wird es gelingen, herausragende Sportgroßereignisse für unser Land zu gewinnen", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann auf SID-Anfrage: "Dann könnte einst auch der Traum von Olympischen und Paralympischen Spielen in Deutschland doch noch wahr werden."
Bevölkerung überzeugen
Sollte Deutschland in Zukunft tatsächlich wieder an einen erneuten Versuch denken, ist eine veränderte Strategie auch bitter nötig. Zuletzt scheiterten sowohl Hamburg mit der Bewerbung um die Sommerspiele 2024 als auch München für die Winterspiele 2022 am Widerstand der Bevölkerung. Bei der Abstimmung für die Winterspiele im kommenden Jahr war die bayerische Landeshauptstadt Pyeongchang (Südkorea) unterlegen. Eine echte Aufarbeitung fand nach all diesen Rückschlägen nur bedingt statt.
"Die Frage ist: Wie schaffen wir es, dass die gesamte Bevölkerung sagt: Wir wollen das als Land haben?", sagte de Maiziére, der als einen Hauptgrund für die mangelnde Unterstützung die Glaubwürdigkeitskrise der internationalen Sportverbände anführte. "Weil das so ist, ist das Einwerben von großen Sportveranstaltungen, vor allem wenn sie teuer sind, besonders schwierig", betonte der 63-Jährige.
Veränderter Auswahl-Modus denkbar
Als eine mögliche Lösung brachte de Maizière einen veränderten Modus bei der Suche nach einem Ausrichter ins Spiel. "Wir waren mit unseren Bewerbungen für Olympische Spiele nicht besonders erfolgreich. Ich finde, wir müssten mal überlegen, ob das Verfahren richtig ist. Oder ob wir das nicht vom Kopf auf die Füße stellen", sagte er. Bisher ging die Initiative von einer Stadt aus, de Maizière plädierte dafür, nach eingehenden Beratungen selbst auf eine Region zuzugehen: "So könnte ich mir das vorstellen."
Ausdrücklich sprach der Innenminister auch davon, die Kandidatur nicht auf eine einzelne Stadt zu begrenzen. Und spielte damit womöglich auch auf die Anstrengungen in Nordrhein-Westfalen an. Dort arbeitet der Sport- und Event-Manager Michael Mronz seit Wochen und Monaten an einer möglichen Kandidatur der Rhein-Ruhr-Region. Eventuell für 2032.
Anstrengungen, die auch dem IOC-Präsidenten Thomas Bach nicht verborgen geblieben sind. Er würde sich weiterhin Olympische Spiele in seinem Heimatland wünschen. "Deshalb verfolge ich mit großer Sympathie Initiativen in meinem Heimatland, beispielsweise im Ruhrgebiet, die das Thema Olympia sehr positiv aufgreifen und olympische Projekte vorantreiben", sagte Bach im Interview mit der Sport Bild.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)