Kathrin Klaas, die Deutsche Meisterin im Hammerwurf, blickt mit großen Ambitionen Richtung Zürich: Mit einer EM-Medaille im Gepäck möchte sie wieder die Heimreise antreten. Die dafür nötige Ruhe findet die Frankfurterin beim Häkeln.
Mit einer selbst gehäkelten Decke ins EM-Finale. Das ist Kathrin Klaas‘ Plan für die Europameisterschaften in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August). Seit Wochen arbeitet die 30-Jährige schon an dem Teil, das ihr im Letzigrund zum Drauf-Sitzen und Wärmen dienen soll.
Die Handarbeit sorgt für die nötige mentale Entspannung. Und die Geheimwaffe wirkt. Die Frankfurterin hat bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm Betty Heidler besiegt. Mit 72,08 Metern distanzierte sie die Weltrekordlerin um 2,25 Meter. Mit nur 69,83 Metern verpasste Heidler, die von 2005 bis 2013 den Titel für sich gepachtet hatte, ihre zehnte Goldmedaille in Folge bei Deutschen Meisterschaften.
Obwohl der Triumph über eine Weltrekordhalterin durchaus für einen Motivationsschub sorgt, betrachtet Klaas den Sieg neutral: „Keiner ist unschlagbar. Ich habe mich einfach besser präsentiert.“
Wiedergutmachung für die Weltrekordlerin
Heidler ist danach besonders heiß auf Zürich. „Bei der EM habe ich etwas gutzumachen“, verspricht sie. In Zürich scheint ein deutsches Kopf-an-Kopf-Rennen um Edelmetall zwischen Klaas und Heidler möglich. Ihre abschließenden Trainingsvorbereitungen absolvierte Heidler gemeinsam mit der DM-Dritten Carolin Paesler (67,78 m) im Schwarzwald.
Kathrin Klaas trainierte gemeinsam mit ihrer Trainingsgruppe um die Speerwerferinnen Linda Stahl und Katharina Molitor (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) in Kienbaum vor den Toren Berlins. „Ich fühle mich gut und ich freue mich, wenn es nun endlich richtig losgeht“, sagte die Athletin der LG Eintracht Frankfurt.
Sie hofft auf ein deutsches Trio im EM-Finale. „Betty geht mit großen Ambitionen an den Start und Carolin schnuppert zum ersten Mal EM-Luft. Da sind die Umstände gar nicht mal schlecht, dass wir zu dritt im Finale stehen. Wir haben wohl alle noch nicht das gezeigt, was wir können“, orakelt Klaas. Die Frankfurter Athletin, die bei Helge Zöllkau in Leverkusen trainiert, möchte in der Schweiz den Hammer im Bereich ihrer Bestleistung von 76,05 Metern landen lassen. Und damit ist für sie auch klar: „Ich möchte mit einer Medaille im Gepäck wieder nach Hause fahren.“
Starke internationale Konkurrenz
Doch auch die internationale Konkurrenz schläft nicht. Hoch im Kurs steht die Polin Anita Włodarczyk. Die amtierende Europameisterin geht mit der besten Saisonweite von 78,18 Metern an den Start. Das sind 3,55 Meter mehr als Kathrin Klaas weitester Saisonwurf vom 8. Juli in Székesfehérvár (Ungarn).
Włodarczyks Landsfrau Joanna Fiodorow steht auf Klaas‘ Liste ebenfalls weit oben. Obwohl die Polin im internationalen Vergleich den fünften Platz belegt und damit direkt hinter der Deutschen Meisterin liegt, könnte sie die eine oder andere gefährliche Überraschung in petto haben. Auf Platz drei im europaweiten Ranking liegt die Slowakin Martina Hrašnová, die 2014 mehrfach von Kathrin Klaas besiegt wurde.
Im Idealfall will die 30-Jährige gleich im ersten Anlauf bei der EM eine Weite von 71 Metern werfen, um optimal darauf aufbauen zu können. „Bei Meisterschaften zählen nicht die Weiten, sondern die Platzierungen. Bei mir passt im Moment alles, ich bin sehr zufrieden mit meiner Situation, im Training und zu Hause. Ich denke, dass ich ganz vorn mitmischen kann.“ In Ulm ist der Plan schon mal aufgegangen. Und vielleicht wird die selbstgehäkelte Decke von Zürich am Ende ja zu einem Erinnerungsstück mit ganz besonderem Wert.
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