Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg) war am Mittwoch anlässlich des 54. Internationalen Pfingstsportfestes in Rehlingen bei einer Pressekonferenz zu Gast. Vorher absolvierte er im Bungertstadion eine Trainingseinheit, um den neuen Anlaufbelag zu testeten. Sein Fazit: Am 20. Mai kann es weit gehen, der Stadionrekord wackelt.
Seit der Speerwurf dank der Erfolge deutscher Werfer mehr und mehr im Fokus steht und wieder reihenweise Weiten jenseits der 90 Metern angeboten werden, wird immer häufiger über Beschaffenheit und Qualität der Anlaufbahnen im Abwurfbereich diskutiert. So auch am Mittwoch im Rehlinger Bungertstadion, nachdem Weltmeister Johannes Vetter den Ende April mit einer neuen härteren Schicht überzogenen Anlaufbelag getestet hatte.
Mit dem Ergebnis ist er sehr zufrieden. „Es ist gut, dass an der Anlage was erneuert wurde, nachdem vor allem mir im letzten Jahr etwas der Halt gefehlt hatte“, findet er und bedankte sich für die Test-Möglichkeit noch vor dem Pfingstsportfest. „Rehlingen ist uns ganz wichtig“, ergänzt sein Trainer Boris Obergföll und nennt drei Gründe für die Diskussion um die Qualität der Anlaufbahnen: „Erstens geht es um die Verletzungsgefahr, zweitens um Leistungseinbußen und drittens um die Chancengleichheit.“
Meeting drei Stunden live im SR
Während seiner Trainingseinheit beförderte Johannes Vetter sein Wurfgerät selbst aus kurzem Anlauf reihenweise über 80 Meter und der weiteste Wurf landete später bei etwa 86,5 Metern. „Wenn ich wie in Berlin [Anfang der Woche testete er auch dort den Anlauf] fünf Zentimeter rutsche, sind das direkt über fünf Prozent Leistungseinbußen. Hier ist das sehr gut gelungen“, freute er sich. Einzig mit seiner Wurftechnik haderte er ein wenig.
In Rehlingen hat er fast immer gute Erfahrungen gemacht. Er erinnert daran, dass er 2016 beim Pfingstsportfest mit Olympia-Norm gewonnen hat. Außerdem sei das Meeting dank der Fernsehpräsenz im Saarländischen Rundfunk (SR) eine tolle Plattform für die Athleten sich zu präsentieren. Der SR überträgt in diesem Jahr ab 16:15 Uhr erstmals sogar drei Stunden lang live. So ist es wenig verwunderlich, dass Johannes Vetter als allererster Topathlet seine Startzusage gegeben hatte und auch auf dem Meetingplakat zu sehen ist.
Der Stadionrekord soll fallen
Für Pfingstsonntag hat Johannes Vetter sich einiges vorgenommen. „Ich will in jedem Wettkampf über 90 Meter werfen. Die Messlatte liegt hoch seit letztem Jahr. Daher muss der Stadionrekord geknackt werden“, beschreibt er seine Ziele. Den Rekord hält ausgerechnet sein heutiger Trainer Boris Obergföll, der 1998 (damals noch unter dem Namen Henry) im Rehlinger Bungertstadion 89,21 Meter geworfen hatte.
„Wahrscheinlich wird Boris mich so platt machen nächste Woche, dass ich keine Chance habe“, schmunzelt Johannes Vetter. „So habe ich mich zumindest heute schon beim Training gefühlt.“ Sein Trainer sieht sich selbst bereits als „scheidenden Stadionrekordhalter“. Angesichts der tollen Frühform mit bereits drei Wettkämpfen über 90 Meter in diesem Jahr muss man dem 25 Jahre alten Weltmeister den Stadionrekord auf jeden Fall zutrauen.
WM-Revanche im Bungertstadion
Vielleicht schnappt sich aber auch ein anderer Werfer den Rekord: Der Wettbewerb ist auch in diesem Jahr wieder besonders gut besetzt. Meeting-Direktor Lutwin Jungmann kündigte die Teilnahme von Vize-Weltmeister Jakub Vadlejch (Tschechien) an, der von Weltrekordler Jan Zelezny trainiert wird – dem einzigen Athleten, der mit dem neuen Speer noch weiter geworfen hat als Johannes Vetter bei seinem deutschen Rekord von 94,44 Metern.
Auf der Rechnung haben muss man zudem Andreas Hofmann (MTG Mannheim). Als Universiade-Zweiter steigerte er sich letztes Jahr auf 91,07 Meter und hat Anfang Mai mit 90,08 Metern in Doha (Katar) auch schon wieder die 90-Meter-Marke übertroffen. Dass der WM-Achte auch in Rehlingen weit werfen kann, hat er bei seinem Vorjahressieg gezeigt. Zu den weiteren Teilnehmern gehören Bernhard Seifert (SC Potsdam) sowie die WM-Teilnehmer Rolands Stobinders (Lettland) und Pavel Mialeshka (Weißrussland), die beide schon über 85 Meter geworfen haben.