Weltjahresbestleistungen am laufenden Band und DLV-Athleten in Topform: Das Indoor Meeting in Karlsruhe wurde am Samstag zu einem Fest der Leichtathletik. Mit einem Raphael Holzdeppe in Bestform. Zwei deutschen Weitspringerinnen an der Spitze der Welt. Und Konstanze Klosterhalfen mit dem nächsten Husarenritt.
Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) hat am Samstag beim Indoor Meeting in Karlsruhe den Stabhochsprung-Wettbewerb gewonnen. Der Ex-Weltmeister überflog im dritten Versuch 5,88 Meter und hakte damit sicher die Norm für die Hallen-Weltmeisterschaften in Birmingham (Großbritannien; 1. bis 4. März) ab, die bei 5,78 Metern liegt. Es war eine neue Hallen-Bestmarke, sein bester Sprung seit 2015 und zugleich Weltjahresbestleistung.
Diese hatte bislang mit 5,86 Metern Renaud Lavillenie gehalten. Der Franzose und der Zweibrücker lieferten sich in der Messehalle ein packendes und hochklassiges Duell. Als Raphael Holzdeppe aber 5,88 Meter überwunden hatte, konnte der Weltrekordler nicht mehr kontern und belegte mit 5,83 Metern Rang zwei vor dem Weltmeister von 2011 Pawel Wojciechowski (Polen; 5,70 m).
„Mit 5,83 Metern wäre ich auch zufrieden gewesen“, sagte Holzdeppe und fügte an: „Es war ein toller Wettkampf, und natürlich toll, dass es am Ende dann doch so hoch hinaus ging.“
Tatjana Pinto wieder mit dem besten Finish
Die 60 Meter der Frauen waren eine spannende und enge Angelegenheit. Es dauerte nach dem Zieleinlauf der acht Finalistinnen ein wenig bis feststand, wer gewonnen hatte, nämlich Tatjana Pinto. Die Sprinterin vom LC Paderborn setzte sich in 7,10 Sekunden knapp vor Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) durch, die ihre Hallen-Bestleistung auf 7,12 Sekunden steigerte.
„Es war verdammt knapp, mein Start war diesmal nicht so gut wie in Berlin, aber ich bin sehr zufrieden, schließlich habe ich erneut in einem Weltklasse-Feld gewonnen“, sagte Pinto, die in Berlin beim ISTAF Indoor 7,08 Sekunden gelaufen war. Gina Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen), die Nummer drei der Welt in dieser Hallensaison, musste kurzfristig wegen Problemen im linken Oberschenkelbeuger auf einen Start verzichten.
Pintos Pendant bei den Männern war Bingtian Su. Der Chinese, der vor einer Woche bereits in Berlin der Schnellste gewesen war, siegte in einem neuen Asienrekord in 6,47 Sekunden vor Everton Clarke (Jamaika; 6,54 sec). Der Erfurter Julian Reus und der Kölner Peter Emelize, die beide die Hallen-WM-Norm bereits abgehakt haben, belegten die Ränge sieben (6,67 sec) und acht (6,68 sec).
Genzebe Dibaba verblüfft, Konstanze Klosterhalfen begeistert
Einer der Höhepunkte in Karlsruhe waren die 1.500 Meter der Frauen mit Weltrekordlerin Genzebe Dibaba (Äthiopien) und den Deutschen Konstanze Klosterhalfen, Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) und Hanna Klein (SG Schorndorf 1846). Dibaba setzte sich von Beginn an ab und siegte bei dem Meeting, bei dem sie 2014 Weltrekord gelaufen war, im Alleingang ungefährdet in 3:57,45 Minuten.
Die junge Leverkusenerin Konstanze Klosterhalfen begeisterte die Zuschauer mit ihrer Aufholjagd auf den letzten Runde. Diese brachte ihr Platz zwei ein in starken 4:04,00 Minuten, zugleich Bestleistung – und ein verfrühtes Geschenk wenige Tage vor ihrem 21. Geburtstag. Vor allem aber verfehlte sie den 33 Jahre alten deutschen Hallenrekord von Brigitte Kraus (4:03,64 min) nur um 36 Hundertstelsekunden. „Den deutschen Rekord hatte ich nicht einmal auf dem Schirm“, sagte sie wenig später.
Hanna Klein steigerte ihre Bestmarke als Sechste auf 4:10,12 Minuten. Gesa Felicitas Krause, als Hindernis-Spezialistin eher auf der doppelt so langen Strecke unterwegs und gerade erst aus dem Höhentrainingslager zurückgekehrt, wurde in 4:19,34 Minuten Neunte.
Freudentränen bei Cindy Roleder
Über 60 Meter Hürden siegte Sharika Nelvis in 7,80 Sekunden (Weltjahresbestleistung) vor Christina Manning (beide USA; 7,81 sec) und Cindy Roleder (SV Halle). Roleder stellte in 7,84 Sekunden ihre persönliche Bestleistung ein. Entsprechend groß war ihre Freude, die sie im Ziel förmlich hinausschrie. Schließlich hatte sie aufgrund einer Ischiasnerv-Entzündung im Mai des Vorjahres die Saison abbrechen müssen.
„Das war eine harte Zeit für mich, ich konnte sieben Monate nichts machen. Man hat an meiner Reaktion heute gemerkt, welche Last von mir abgefallen ist. Ich bin überrascht, dass ich schon wieder so schnell bin“, sagte Roleder, die nach dem Zieleinlauf mit den Tränen kämpfte. Sie visierrt nun das Finale bei der Hallen-WM an. In 7,95 und 7,99 Sekunden gelang auch Pamela Dutkiewicz aus Wattenscheid und Nadine Hildebrand aus Sindelfingen ein starker Auftritt, Platz fünf und sieben.
Mihambo und Moguenara springen an die Spitze der Welt
Im Weitsprung der Frauen machte sich Malaika Mihmabo (LG Kurpfalz) das schönste Geschenk zu ihrem 24. Geburtstag. Sie siegte mit dem weltweit bisher weitesten Satz des Jahres von 6,72 Metern vor Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01; 6,70 m). Mihambo fehlen damit nur noch vier Zentimeter zur Norm für die Hallen-WM. „Ich hatte die 6,70 Meter schon in den letzten Wettkämpfen drin, schön, dass es heute geklappt hat“, sagte die Olympia-Vierte, die eine neue Hallen-Bestleistung sprang. Allerdings war sie auch seit 2012 nicht mehr in der Halle gestartet.
Im Hochsprung der Frauen war Mirela Demireva aus Bulgarien nicht zu schlagen. Sie übersprang 1,95 Meter und scheiterte anschließend daran, erstmals die Zwei-Meter-Marke zu überbieten. Marie-Laurence Jungfleisch belegte mit 1,89 Metern Rang fünf. Sie steigerte ihre Jahresbestleistung um einen Zentimeter.
Hagos Gebrehiwet siegt über 3.000 Meter
Den Weitsprung der Männer gewann der jüngste Teilnehmer, der erst 19-jährige Kubaner Juan Miguel Echevarria mit 7,97 Metern. Rang zwei ging an Julian Howard (LG Region Karlsruhe). Der Lokalmatador sprang nach fünf ungültigen Versuchen im letzten Durchgang 7,78 Meter. Über 800 Meter der Männer war Marcin Lewandowki (Polen) am Schnellsten (1:46,90) - Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) lief in 1:47,80 Minuten Hallenbestzeit.
Der letzte Wettbewerb der Auftakt-Station der World Indoor Tour fand ohne deutsche Beteiligung statt: Richard Ringer (LC VfB Friedrichshafen) musste aufgrund einer Erkältung auf seinenn 3.000 Meter-Start verzichten. Die Spitze des Feldes blieb hier bis zur letzten Runde dicht beisammen, dann fiel die Entscheidung in einem 200-Meter-Endspurt, mit dem besten Ende für den WM-Dritten über 5.000 Meter Hagos Gebrhiwet (Äthiopien), der sich in 7:37,91 Minuten an die Spitze der Welt setzte. Über 400 Meter, ebenfalls ohne deutsche Beteiligung, siegte die Schweizerin Léa Sprunger (52,03 sec).
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