Franziska Liebhardt hat bei den Paralympics in Rio de Janeiro mit neuem Weltrekord Gold im Kugelstoßen gewonnen. Ihre sportliche Karriere war erfolgreich, aber sie wird sie jetzt auf Grund ihrer Krankheit beenden.
Der erste Dank ging an ihre Trainerin Steffi Nerius. "Ich habe mich unter Steffi so super entwickelt, die Medaille geht auch zu einem großen Prozentsatz an sie", sagte Franziska Liebhardt vom TSV Bayer 04 Leverkusen. Kurz vor dem Ende ihrer kurzen sportlichen Laufbahn hat die 34 Jahre alte Leichtathletin auch dank der ehemaligen Speerwurf-Weltmeisterin den Karriere-Höhepunkt erreicht: Paralympics-Siegerin im Kugelstoßen mit dem Weltrekord von 13,96 Metern.
"Ich bin total durch den Wind, ich kann es noch gar nicht so richtig glauben", bekannte sie unmittelbar nach dem Erfolg von Rio de Janeiro. Dass sie nicht auch noch die magische Marke von 14 Metern übertroffen hat, störte sie in ihrem Glück nicht im geringsten. "Dass es jetzt keine 14 Meter geworden sind, ist mir egal, schließlich habe ich paralympisches Gold", meinte die Kinder-Physiotherapeutin.
Wechsel nach Leverkusen war entscheidend
Franziska Liebhardt ist sterbenskrank. Eine Autoimmunerkrankung zerstört ihre Organe. Lunge und Niere wurden ihr bereits transplantiert. Die frühere Volleyballerin kämpfte sich dank des Sports wieder ins Leben, nachdem sie sich 2009 wegen eines Lungenversagens davon innerlich schon verabschiedet hatte. "Ich war vor der Lungentransplantation so gut wie tot, es war wirklich in letzter Minute", sagte Liebhardt.
Nach ersten Erfolgen bei der EM und der WM der Organtransplantierten wechselte sie 2014 nach Leverkusen. Seither ging es bergauf: EM-Titel, WM-Zweite, erster Weltrekord in der paralympischen Leichtathletik. "Als ich vor zwei Jahren nach Leverkusen gezogen bin, gab es für mich nur volle Pulle. Ich habe mich entschlossen, alles zu investieren, aber dass das heute so belohnt wird, hätte ich nie gedacht", sagte sie.
Krankheit zwingt sie zum Karriere-Ende
Nach Rio ist definitiv Schluss: Das weitere Leben will sie in ihrer Heimat Würzburg genießen. "Ab Januar werde ich in mein altes Leben in Würzburg zurückkehren und mich um Freunde und Familie kümmern, die in den letzten zwei Jahren viel zurückstecken mussten", kündigte sie an. Ihr letzter großer Start ist der Weitsprung in Rio. "Es wäre schön, wenn im Weitsprung auch eine Medaille rausspringt, aber da kann alles passieren. Wenn es dann noch persönliche Bestleistung wird, wäre das ein Mega-Abschluss für mich", sagte sie.
Ihre Krankheit – dessen ist sie sich bewusst – ist unheilbar. Als Folge der Organspenden muss Liebhardt nun lebenslang Medikamente nehmen, damit der Körper die fremden Organe nicht abstößt. Sie schluckt 42 Tabletten, jeden Tag. Die sind hochgiftig, wie sie sagt, führen zu gravierenden Nebenwirkungen und schwächen erheblich die Immunabwehr. Zudem bleiben nach der Operation Teilfunktionsstörungen der Organe bestehen.
Liebhardt saugt das Leben trotzdem auf, sie will die begrenzte Zeit mit allem füllen, was möglich ist. Ein Thema liegt ihr besonders am Herzen: Organspende. Die Bühne Rio will sie nutzen, um darauf aufmerksam zu machen. "In Deutschland ist dieses Thema eher negativ behaftet. Das muss sich ändern!"
Zweite Medaille für Claudia Nicoleitzik
Claudia Nicoleitzik, die Sprinterin vom TV Püttlingen, hat über die 200-Meter-Strecke Bronze gewonnen. "Nach dem Vorlauf habe ich gewusst, dass es sehr schwer werden wird, eine Medaille zu gewinnen. Aber jetzt bin ich einfach sehr glücklich, dass es mit der zweiten Medaille geklappt hat", sagte Nicoleitzik, die schon Silber über 100 Meter geholt hatte. Auf der doppelt so langen Distanz machte der Sprinterin, die mit Bewegungsstörungen zu kämpfen hat, die große Hitze von weit mehr als 30 Grad zu schaffen. "Eigentlich mag ich das nicht, weil ich dann oft Probleme habe und Kopfschmerzen bekomme", berichtete sie.
Quelle: Deutschen Presse-Agentur (dpa)