| Berglauf-WM Zermatt

DLV-Langstrecken-Bergläufer verpassen knapp das WM-Podest

Bei der 12. Berglauf-Weltmeisterschaft über die Langdistanz, die im Rahmen des 14. Internationalen Gornergrat Zermatt Marathons (Schweiz) ausgetragen wurde, gab es am Samstag durch den Italiener Tommaso Vaccaina und die Schweizerin Martina Strähl zwei Überraschungssiege. Die deutschen Bergläufer kamen in der Team-Wertung auf Rang vier.
Winfried Stinn

Die Weltmeisterschaft wurde auf der 42,195 Kilometer langen Marathonstrecke von St. Niklaus über Zermatt zum 2.582 Meter hoch gelegenen Ziel auf Riffelberg ausgetragen. Dabei mussten 1.944 Meter bergauf und 444 Meter bergab bewältigt werden. Eine traumhafte Aussicht auf das Matterhorn und unzählige Viertausender war der Lohn für die Anstrengungen.

Die Weltmeisterschaft wurde den Zermattern anlässlich der 150-Jahr-Feierlichkeiten zur Erstbesteigung des Matterhorns übertragen. Dabei gab es eine Premiere, denn erstmals hat der Berglauf-Weltverband (WMRA) die Weltmeisterschaft über die Langdistanz als offizielle Weltmeisterschaft anerkannt. „Das war ein hartes Stück Arbeit“, so WMRA-Council-Mitglied Wolfgang Münzel, der sich seit vielen Jahren für die Anerkennung der Gebirgsmarathons im Weltverband einsetzt.

Die offizielle Anerkennung bedeutet für die Langdistanz-WM eine Aufwertung - bedeutet aber auch, dass nur Läuferinnen und Läufer in die WM-Wertung kommen, die über den jeweiligen nationalen Verband gemeldet wurden. Dass am gleichen Tag die Berglauf-Europameisterschaft auf Madeira (Portugal) stattfand, ist unverständlich und zeigt, dass die Akzeptanz für die Langdistanz-WM noch nicht bei allen Council-Mitgliedern im WMRA da ist.

Martina Strähl dominiert beim Heimspiel

Den beiden neuen Titelträgern kann es gleich sein. Sie dürfen sich nun Weltmeister nennen, eine tolle Leistung bei der anspruchsvollen Strecke und der Hitze haben sie ohnehin gebracht. Vor allem Martina Strähl ließ sich durch die Hitze nicht beirren und lief von Beginn an ein flottes Rennen. Mit der sensationellen Zeit von 3:21:38 Stunden erreichte sie als erste Frau das Ziel auf Riffelberg. Damit verbesserte sie den Streckenrekord von Daniela Gassmann-Bahr (Schweiz) um fast acht Minuten und distanzierte die Französin Aline Camboulives um etwas mehr als acht Minuten.

Nach zwei EM- und sieben Schweizer Meistertiteln konnte Martina Strähl nun den ersten WM-Sieg feiern. „Dieser Titel hat für mich eine größere Bedeutung als meine zwei Europameisterschafts-Gewinne. Es war heute einfach fantastisch, bei der Stimmung und im eigenen Land als Weltmeisterin durchs Ziel zu laufen. Und auch die super Stimmung bei der Siegerehrung im Festzelt. Ich kann meine Gefühle gar nicht beschreiben“, so eine sichtbar gerührte neue Titelträgerin.

Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung gewannen die Schweizerinnen zudem überlegen die Nationenwertung. Deutsche Läuferinnen waren für die WM nicht gemeldet.

Kenias Männer ohne Einzelmedaille

Bei den Männern war nicht nur der Titelgewinn von Tommaso Vaccina, der in 3:01:51 Stunden gewann, eine Überraschung. Mehr noch überraschte, dass die starken kenianischen Läufer ohne Einzel-Medaille blieben. Dabei galt Paul Maticha Michieka, der in den vergangen drei Jahren jeweils den Zermatt Marathon gewinnen konnte, als der Favorit. Immerhin hatte er im Vorjahr auch den starkbesetzten Jungfrau Marathon gewonnen. Doch diesmal reichte es nur zu Platz sieben

Lange Zeit führte sein kenianischer Landsmann Francis Maina Ngare gemeinsam mit dem US-Amerikaner Andy Wacker. Während Ngare auf den letzten steilen Passagen zum Ziel hin einen totalen Einbruch erlebte und auf Platz zehn zurückfiel, konnte sich Andy Wacker als Zweiter hinter dem taktisch klug gelaufenen Italiener Vaccina noch über eine überraschende Silbermedaille freuen. Auf Platz drei kam mit Francesco Puppi ein weiterer Italiener.

Thomas Kühlmann bester Deutscher

Einen guten neunten Platz erkämpfte sich der Sechste der diesjährigen Deutschen Berglaufmeisterschaft Thomas Kühlmann (LG Wettenberg), der damit als bester Deutscher noch auf einen Top-Ten-Platz lief. Die DLV-Mannschaft mit Thomas Kühlmann, Florian Reichert (13.) und Moritz Auf der Heide (22.) verpasste in der Nationenwertung als Vierte die ersehnte Bronzemedaille hinter den Kenianern nur um etwas mehr als eine Minute. Team-Sieger wurden die Italiener.

„Ich bin mit dem Ergebnis unserer Mannschaft sehr zufrieden. Vor allem die Top-Ten-Platzierung von Thomas Kühlmann ist hervorragend. Schade, dass wir die Mannschaftsmedaille so knapp verpasst haben“, bilanzierte der kommissarische Berglaufwart des DLV Kurt König.

An der Weltmeisterschaft beteiligten sich mehr als 100 Läuferinnen und Läufer aus 23 Nationen, beim gesamten Gornergrat Zermatt Marathon mit offenem Lauf (ohne WM-Wertung), Halbmarathon, Ultramarathon und den Staffeln gab es mit 2.400 Starten aus 52 Nationen einen neuen Teilnehmerrekord.

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