| Hallen-EM

Deutsches Hürden-Duell um Gold?

Bei der Hallen-EM in Belgrad sprinten am Freitag (3. März) die Hürdenläuferinnen Pamela Dutkiewicz und Cindy Roleder um Gold. Vielleicht sogar gegeneinander, denn das deutsche Duo führt die Meldeliste deutlich an. Pamela Dutkiewicz ist dabei die Überraschung der Saison.
SID/mbn

Als zuletzt eine deutsche Sprinterin schneller über die 60 Meter Hürden lief, war Pamela Dutkiewicz noch nicht einmal geboren. Und Deutschland noch eine geteilte Nation. Die Ost-Berlinerin Cornelia Oschkenat stellte am 25. Februar 1989 den bis heute gültigen deutschen Hallenrekord von 7,73 Sekunden auf, damals war es sogar Weltrekord. Dutkiewicz katapultierte sich 28 Jahre später nur wenig langsamer selbst an die Weltspitze.

Mit sensationellen 7,79 Sekunden gewann die Wattenscheiderin vor eineinhalb Wochen ihren ersten deutschen Meistertitel, bei der Hallen-EM in Belgrad ist die 25-Jährige überraschend eine der deutschen Gold-Hoffnungen. Und ihre vermeintlich ärgste Konkurrentin am Freitag (Finale: 19:55 Uhr) ist ebenfalls eine Athletin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV): Freiluft-Europameisterin und Vize-Weltmeisterin Cindy Roleder (SV Halle; 7,84 sec). Eine Hallen-Medaille bei einer großen Meisterschaft hat sie allerdings noch nicht gewonnen.

Mittendrin in der Weltklasse

Von „zwei Weltklasse-Leistungen“, sprach DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska. Beide Athletinnen seien „schon in der Hallensaison in die Phalanx der amerikanischen Sprinterinnen“ eingedrungen. Platz zwei und drei belegen die beiden Deutschen derzeit in der Welt. Zur Erinnerung: Bei den Olympischen Spielen in Rio gab es über 100 Meter Hürden einen US-Dreifach-Erfolg. Cindy Roleder sprintete in Rio auf Platz fünf, Pamela Dutkiewicz schaffte es nicht ins Finale.

Bevor die Wattenscheiderin in dieser Saison groß auftrumpfte, war es Cindy Roleder, die in den vergangenen Jahren für die spektakulären Zeiten und Ergebnisse sorgte - Silber bei der Freiluft-WM 2015 in Peking (China), Gold bei der EM in Amsterdam (Niederlande). Ein Vorbild. Auch für Pamela Dutkiewicz. „Cindy ist für mich eine riesige Sportlerin. Sie zeigt uns in Deutschland, dass es möglich ist, international Fuß zu fassen“, sagte sie: „Bevor Cindy das geschafft hat, dachte ich, das ist für eine deutsche Athletin nicht möglich.“

Mentale Grenzen gelöst

Diesen Effekt betonte auch Gonschinska. „Cindy hat mit ihren Erfolgen mentale Grenzen gelöst“, sagte er. Zumal mit der 22-jährigen Ricarda Lobe (MTG Mannheim) noch eine deutsche Hürdensprinterin unter acht Sekunden blieb. „Das zeigt, wie sich die Disziplin in den letzten Jahren entwickelt hat“, sagte Gonschinska, der auch frohen Mutes für die 100 Meter Hürden in der Freiluft-Saison ist. Roleder und Dutkiewicz seien Athletinnen, „die auch im zweiten Streckenabschnitt schnell laufen können.“

Ein Schlüsselerlebnis für Pamela Dutkiewicz war dabei ein bitterer Rückschlag. Vor zwei Jahren qualifizierte sie sich für die Hallen-EM in Prag (Tschechische Republik), nach dem Zieleinlauf knickte sie um. Das Aus für die EM. Die Verletzung habe sie allerdings entschleunigt. „Es hat mir die Gelegenheit gegeben, über mich als Athletin nachzudenken“, betonte sie.

Sportpsychologischer Rat von Gaby Bußmann

Zudem hat sie inzwischen ihren Bachelor in Mathematik auf Grundschullehramt abgeschlossen, auch die Zusammenarbeit mit einer Sportpsychologin zahle sich aus. Sie arbeitet seit einiger Zeit mit Gaby Bußmann zusammen. Die ehemalige Weltklasseläuferin (400 m: 49,75 sec; 800 m: 1:58,11 min) kann sich natürlich perfekt in Leichtathleten hineinversetzen.

Und die beiden Hürden-Konkurrentinnen pushen sich gegenseitig, wie Cindy Roleder bestätigte. Das generelle deutsche Erfolgsgeheimnis? „Es ist Schnelligkeit gepaart mit Technik. Wir haben alle super Trainer, die uns richtig aufbauen. Die tüfteln alle herum, wie man am schnellsten über die Hürden kommt“, sagt Cindy Roleder. Welche der beiden Hürdensprinterinnen in Belgrad das Rennen macht oder <link news:54661>ob vielleicht Alina Talay (Weißrussland) wie 2013 und 2015 vorn ist, entscheidet sich am Freitagabend (19:55 Uhr) in etwas weniger als acht Sekunden.

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