Für Celina Leffler steht am Donnerstag und Freitag der Saisonhöhepunkt auf dem Programm. Die Siebenkämpferin des SSC Koblenz-Karthause zählt bei den U23-Europameisterschaften in Bydgoszcz als Sechste der Meldeliste zu den Medaillenkandidatinnen. Im Interview spricht die 21-Jährige über ihre Chancen, die lange Zwangspause aufgrund einer Ellenbogenverletzung und die Marke von 6.000 Punkten.
Celina Leffler, am Donnerstag und Freitag bestreiten Sie in Bydgoszcz Ihren ersten internationalen Siebenkampf nach knapp drei Jahren. Sind Sie schon nervös?
Celina Leffler:
Noch nicht, die Aufregung setzt bei mir meistens ziemlich spät ein. Aber spätestens wenn wir vor dem Hürdenlauf das erste Mal ins Stadion kommen, werde ich bestimmt nervös sein.
Eine Band-Verletzung im Ellenbogen führte zur langen Zwangspause, weil Speerwurf unmöglich war. Ist die Verletzung nach der Operation vollständig überwunden?
Celina Leffler:
Ja, ich kann endlich wieder ohne Angst Speerwerfen. Auch wenn es ab und zu noch ein bisschen zwickt, aber das schränkt mich nicht groß ein. Ich bin sicher, dass ich bald wieder über 40 Meter werfe. Hoffentlich schon am Freitag in Bydgoszcz.
Wie oft haben Sie seit der OP wieder Speerwurf trainiert?
Celina Leffler:
Im Februar hatte ich das erste Mal seit Langem wieder einen Speer in der Hand. Seitdem habe ich regelmäßig geworfen. Zumeist waren das aber lockere Würfe aus kurzen Anläufen, damit ich mich langsam wieder an die Technik und die Belastung gewöhne.
Hört eine angehende Ärztin in der Phase der Genesung eigentlich noch genauer in ihren Körper hinein als andere Menschen?
Celina Leffler:
Ich würde sagen, dass ich meistens ganz gut einschätzen kann, was mein Körper schon wieder verkraften kann oder ob er eine Pause braucht. Das hat aber nichts mit meinem Studium zu tun. Nach einer Verletzung geduldig zu bleiben und die Belastungen vorsichtig zu steigern, fällt mir aber eher schwer. So geht’s wohl den meisten Sportlern (lacht).
Sie trainieren seit vielen Jahren in Koblenz bei Holger Klein. Welche Rolle hat er in der Zwangspause gespielt?
Celina Leffler:
Er hat die Hoffnung nie aufgegeben und oft mehr an mich geglaubt als ich selbst. Dafür bin ihm sehr dankbar. Wir haben uns Zeit gelassen und viele Vorübungen mit Medizinbällen, Therabändern etc. gemacht, um den Arm Schritt für Schritt wieder an den Speerwurf zu gewöhnen.
Bydgoszcz gilt als „Leichtathletik-Hauptstadt“ Polens. Vor 14 Jahren wurden dort schon einmal U23-Europameisterschaften ausgetragen. Wissen Sie, wer damals den Siebenkampf gewonnen hat?
Celina Leffler:
Ja, Jennifer Oeser. 2003 war ich mit sieben Jahren aber noch ein bisschen zu jung, um die EM selbst zu verfolgen.
Die spätere zweifache Vize-Weltmeisterin Jennifer Oeser lag 2003 mit 5901 Punkten vorn. Sie waren dieses Jahr schon 60 Zähler besser, liegen aber lediglich auf Platz sechs der Meldeliste. Ist eine Medaille für Sie trotzdem möglich, zumal mit der Niederländerin Nadine Visser (6.355 Punkte) die Nummer eins in Europa fehlt?
Celina Leffler:
Unter normalen Bedingungen wird man dieses Jahr über 6.000 Punkte brauchen, um eine Medaille zu gewinnen. Diese Marke ist ganz klar mein Ziel.
Wie schätzen Sie die Konkurrenz ein?
Celina Leffler:
Sehr stark. Es sind einige Athletinnen dabei, die die 6.000-Punkte-Marke zum Teil schon deutlich übertroffen haben. Auch Caroline Klein ist das ja schon gelungen.
Sie sprechen Caroline Klein an. Ist es ein Vorteil, dass in Bydgoszcz mit der Leverkusenerin eine weitere starke deutsche Siebenkämpferin im Feld ist?
Celina Leffler:
Auf jeden Fall. Man kann sich gegenseitig immer wieder motivieren und dazu anspornen, in jeder Disziplin das Beste aus sich rauszuholen. Mir hilft das ungemein.
Sie haben im EM-Vorfeld Bestleistungen über 100 Meter Hürden, im Weitsprung und im Kugelstoßen aufgestellt. Der Weg für Ihren ersten 6.000-Punkte-Siebenkampf scheint bereitet. Wären da nicht die Problemdisziplinen Hochsprung und Speerwurf …
Celina Leffler:
Daran hat sich seit meinem letzten Siebenkampf leider nichts geändert. Man muss aber dazu sagen, dass ich im Vorfeld der Quali in Bernhausen wegen kleinerer Verletzungen länger mit dem Hochsprung-Training pausieren musste und auch beim Speerwerfen noch wenig volle Würfe aus langem Anlauf gemacht habe. Jetzt bin ich fit und konnte mich ich den letzten Wochen gut vorbereiten. Deswegen hoffe ich, dass grade in diesen zwei Disziplinen noch ein paar Punkte mehr drin sind.
Höhen jenseits der 1,70 Meter haben Sie erst selten übersprungen. Welche Fehler schleichen sich in dieser Disziplin bei Ihnen ein?
Celina Leffler:
Mit dieser Frage treibe ich meinen Trainer ab und zu in den Wahnsinn (lacht). An der Sprungkraft liegt es definitiv nicht. Irgendwie fällt es mir schwer, die Flop-Bewegung richtig anzusteuern. Anstatt die Latte mit einem Hohlkreuz zu überspringen, sieht es eher so aus, als würde ich in der Luft sitzen. Das kostet natürlich einige Zentimeter.
Was wäre Ihnen bei der U23-EM lieber: Der erste 6.000-Punkte-Siebenkampf aber keine Medaille oder eine Medaille mit unter 6.000 Punkten?
Celina Leffler:
Am liebsten natürlich beides. Aber bei solchen Wettkämpfen treten alle Athleten unter gleichen Bedingungen an. Wenn beispielsweise sehr schlechtes Wetter mit viel Regen und Gegenwind herrscht, bleiben die meisten wahrscheinlich deutlich unter ihren Vorleistungen. Bei Meisterschaften zählt der direkte Vergleich, deswegen würde ich mich über eine Medaille mehr freuen und mir die 6.000 Punkte dann für den nächsten Siebenkampf aufheben. Zumal ich ja nur das eine Mal bei einer U23-EM starten kann.
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