Er machte 2021 zu seinem Jahr. Unter anderem krönte sich Oliver Koletzko zum U20-Europameister im Weitsprung. Für seine Leistungen wurde der 18-Jährige von der Leichtathletik-Community zum „Jugend-Leichtathleten des Jahres“ gewählt. 2022 könnte er nun erstmals die begehrte Acht-Meter-Marke knacken.
„Ich kann mit dem vergangenen Jahr mehr als zufrieden sein“, zieht Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) Bilanz. Tatsächlich war 2021 das Jahr des Nachwuchs-Weitspringers. Bronze bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig, Gold bei der U20-DM in Rostock und zur Krönung der Titel bei der U20-EM in Tallinn (Estland) mit neuer Bestweite von 7,98 Metern. Der 18-Jährige ist im zurückliegenden Jahr angekommen. Angekommen in der nationalen Weitsprung-Spitze.
Diese Entwicklung hat auch die Leichtathletik-Community beeindruckt. So darf sich Oliver Koletzko seit vergangener Woche „Jugend-Leichtathlet des Jahres“ 2021 nennen. Bei der Online-Abstimmung setzte sich der Hesse mit großem Vorsprung durch und ist nun in einem Atemzug mit Athleten wie Niklas Kaul, David Storl oder auch Frank Busemann zu nennen, die diese Wahl in der Vergangenheit ebenfalls für sich entscheiden konnten.
„Das sind alles Athleten, die auf großen internationalen Meisterschaften unterwegs sind und dort Top-Ergebnisse liefern oder abgeliefert haben. Das lässt mich natürlich auch auf eine gute Zukunft hoffen und macht stolz, da andere Menschen anerkennen, welche Leistung man über das Jahr hinweg erbracht hat“, erzählt Oliver Koletzko.
Bundesjungendspiele als Ausgangspunkt
Den Weg zur Leichtathletik fand der U20-Europameister durch die Bundesjugendspiele in der Grundschule. Seine Lehrer machten ihn dort auf sein Sprung-Talent aufmerksam, sodass ihn wenig später seine Eltern im heimatlichen Leichtathletik-Verein anmeldeten. „Anfangs habe ich ganz klassisch Mehrkampf gemacht“, erzählt er. Doch in den Sprungdisziplinen habe er schon immer das größere Talent mitgebracht. Nach und nach kristallisierte sich schließlich die Liebe zum Weitsprung heraus, die spätestens mit der Berufung in den hessischen Landeskader im Jahr 2017 manifestiert wurde. „Seitdem bin ich davon nicht mehr wegkommen“, sagt er.
Einer der wichtigsten Begleiter von Oliver Koletzko auf dem sportlichen Weg nach oben ist sein Trainer Peter Rouhi, der im vergangenen Jahr als „Nachwuchstrainer des Jahres“ ausgezeichnet wurde. „Durch ihn bin ich erst so richtig in den Leistungssport ´eingearbeitet´ worden. Durch ihn habe ich viel gelernt. Er hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe“, sagt Oliver Koletzko über seinen Coach. Seit 2019 bilden die beiden ein erfolgreiches Gespann. Spätestens seit diesem Zeitpunkt geht der Weg von Koletzko steil nach oben.
So wurde der Athlet des Wiesbadener LV, dessen Eltern ebenfalls in der Leichtathletik hobbymäßig aktiv waren, unter anderem 2020 Deutscher U20-Hallenmeister. „Das war mein erster deutscher Meistertitel und ist damit natürlich bis heute etwas ganz Besonderes für mich“, sagt er. Im selben Jahr kürte er sich zum Deutschen U18-Meister, ein Jahr zuvor war er noch Zweiter geworden.
Bestweite hätte zum deutschen Meistertitel gereicht
Ein direktes Vorbild in der Leichtathletik hat der Weitspringer nicht. Trotzdem schaue er natürlich zu großen Athleten seiner Disziplin wie etwa Mike Powell oder Carl Lewis auf. Inspirierend sei für ihn als großer Basketball-Fan aufgrund seines „großen Ehrgeizes“ vor allem aber auch der zweifache Basketball-Olympiasieger LeBron James.
Ehrgeiz und Talent haben nun auch Oliver Koletzko in der Weitsprung-Szene nach oben schießen lassen. Und das längst nicht mehr nur im Nachwuchs-Bereich. 2021 konnte er neben seiner Bronze-Medaille bei der DM auch mit einem fünften Platz bei der Hallen-DM überzeugen. Mit seiner bei der U20-EM erzielten Bestweite von 7,98 Metern hätte es für ihn bei der DM in Braunschweig sogar überlegen zum Meistertitel vor dem Olympia-Finalisten Fabian Heinle (VfB Stuttgart) gereicht.
Trotz dieser Erfolge konzentriert sich Oliver Koletzko für 2022 weiterhin vor allem auf den Jugend-Bereich, denn es liegt sogar noch ein weiteres Jahr in der U20 vor ihm. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den U20-Weltmeisterschaften im kolumbianischen Cali (1. bis 6. August). „Dort möchte ich um die Medaillenränge mitspringen“, sagt er. Angesichts seines dritten Platzes in der U20-Weltjahresbestenliste des vergangenen Jahres ist das kein unrealistisches Ziel.
„Wenn die Technik stimmt, kommt die Weite von allein“
In den kommenden Wochen möchte sich der Deutsche U20-Meister dafür in der Halle das nötige Selbstvertrauen holen. Auf seinem Programm stehen unter anderem das Indoor-Meeting in Karlsruhe (28. Januar), die Jugend-Hallen-DM in Sindelfingen (19./20. Februar) und die Hallen-DM in Leipzig (26./27. Februar). Bei diesen Wettkämpfen gehe es vor allem darum, „möglichst viele qualitativ hochwertige Sprünge“ hinzulegen.
Von seiner Bestweite bis zum Durchbrechen der unter Weitspringern begehrten Acht-Meter-Marke fehlen Oliver Koletzko lediglich noch zwei Zentimeter. Doch mit Weiten möchte sich der Nachwuchs-Athlet nicht zu sehr beschäftigen. „Ich mag es nicht sonderlich, mir im Vorhinein bestimmte Weiten in den Kopf zu setzen. Wichtig ist es, die Technik umzusetzen und wenn die stimmt, kommt die Weite von allein.“
Mehr:
Malaika Mihambo und Johannes Vetter sind Deutschlands „Leichtathleten des Jahres“ 2021
Sarah Vogel:Mit Konstanz zu neuen Höhen