Mit zwei deutschen Topläufern startet am Sonntag in Siena ein hochkarätiger Elite-Marathon: Nach der Verschiebung des Elite-Rennens in Hamburg wollen Richard Ringer und Arne Gabius dort ihre Chance auf die Olympia-Qualifikation ergreifen.
Im italienischen Siena werden Richard Ringer (LC Rehlingen) und Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) am Sonntag (11. April) versuchen, die für sie wohl letzte Qualifikationschance für den Olympia-Marathon zu nutzen. Das reine Eliterennen ist hochkarätig besetzt und findet auf einer für Zuschauer nicht zugänglichen 5-Kilometer-Runde auf dem Flughafen statt. Die schnellsten Athleten auf der Startliste sind der Äthiopier Leul Gebresilase und seine Landsfrau Kuftu Dadiso, die mit Bestzeiten von 2:04:02 beziehungsweise 2:23:14 Stunden ins Rennen gehen.
Für die beiden deutschen Topläufer ist zumindest eine Zeit von unter 2:10:48 Stunden nötig, um einen der drei nationalen Startplätze beim olympischen Marathon im Sommer in Sapporo (Japan) zu belegen. Richard Ringer und Arne Gabius könnten sich theoretisch auch beide noch qualifizieren, müssten dann aber jeweils schneller als 2:10:18 Stunden laufen. Der Qualifikationszeitraum läuft allerdings noch bis Ende Mai. So wird Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) eine Woche später in Enschede (Niederlande; 18. April) starten.
Zurzeit belegen im Rennen um die Olympia-Tickets Amanal Petros (2:07:18 h), Hendrik Pfeiffer (beide TV Wattenscheid 01; 2:10:18 h) und Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg; 2:10:48 h) die relevanten ersten drei Ränge. Simon Boch hatte mit einem starken Alleingang in Dresden im März Richard Ringer von Platz drei der Qualifikationsreihenfolge verdrängt.
Richard Ringer peilt Zeit unter 2:09 Stunden an
Vor seinem zweiten Marathon – in Valencia (Spanien) war Richard Ringer im vergangenen Dezember 2:10:59 Stunden gelaufen – ist der EM-Dritte über 5.000 Meter von 2016 zuversichtlich, dass er die nötige Zeit in Siena läuft. „Im Vergleich zu Valencia habe ich einen Sprung gemacht. Das Training lief viel besser als vor meinem Marathondebüt“, sagt Richard Ringer. „Und hinzu kommt noch, dass ich jetzt mit dem neuen Schuh laufe.“ Mit Hilfe der neuen Carbon-Schuhmodelle haben sich viele Athleten in letzter Zeit deutlich verbessert. Auch die aktuelle Form spricht für Richard Ringer. In Dresden verbesserte er sich im März im Halbmarathon auf 61:33 Minuten.
„Ich würde am Sonntag gerne ein Tempo laufen, das auf eine Zeit von unter 2:09 Stunden hinausläuft. Ich habe gut trainiert und weiß, dass ich das kann“, sagt Richard Ringer. Nach Informationen des Veranstalters wird es eine Gruppe geben, die ein 2:08- bis 2:09-Stunden-Tempo einschlagen soll. Das Minimalziel für Richard Ringer ist es, die Zeit von Hendrik Pfeiffer von 2:10:18 Stunden zu unterbieten. „Platz drei in der Qualifikation zu belegen, könnte kritisch sein – das hatte ich ja schon mal.“
Der Siena-Marathon war für Richard Ringer die perfekte Alternative, nachdem klar war, dass das in Hamburg geplante Eliterennen am 11. April nicht stattfinden würde. „Da schrillten natürlich die Alarmglocken. Ich hatte alles auf den 11. April ausgelegt“, erzählt Richard Ringer, der zunächst noch auf der Startliste für das inzwischen nach Enschede auf den 18. April verlegte Hamburger Rennen stand. Er entschied sich dann jedoch für Siena, setzte sich am Donnerstag ins Auto und machte sich in zwei Etappen mit Übernachtung in Como auf den Weg in die Toskana.
Arne Gabius muss Risiko gehen
Bereits ein paar Tage zuvor hatte Arne Gabius bestätigt, dass er nunmehr in Siena starten wird. Als Krankenhausarzt tätig, hätte er am 18. April gar nicht laufen können. Auch aufgrund der halben Stelle als Arzt wird die Olympia-Qualifikation eine sehr große Herausforderung für den inzwischen 40 Jahre alten früheren deutschen Rekordhalter (2:08:33 h). „Ich werde sicherlich etwas Risiko gehen müssen, denn eine Zeit von 2:11 Stunden würde ja nicht reichen“, sagt Arne Gabius, der sich an der Zeit von Hendrik Pfeiffer (2:10:18 h) orientieren will. Beide Läufer – Gabius und Pfeiffer – waren bereits vor fünf Jahren für den Olympia-Marathon nominiert und mussten dann verletzungsbedingt passen. „Ich möchte mit einer Gruppe mitlaufen, wobei ein Tempo von 65 Minuten für die erste Hälfte natürlich ideal wäre“, sagt Arne Gabius.
Bei den Frauen steht zwar Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel; Bestzeit: 2:33:01 h) auf der Startliste, sie wird jedoch nach Aussage ihres Managers Christoph Kopp am 18. April in Enschede laufen und nicht am Sonntag in Siena.
Die schnellsten Läuferinnen und Läufer auf der Startliste:
MÄNNER
Leul Gebresilase (Äthiopien; 2:04:02 h)
Marius Kipserem (Kenia; 2:04:11 h)
Yemane Tsegay (Äthiopien; 2:04:48 h)
Marius Kimutai (Kenia; 2:05:47 h)
Deribe Melka (Äthiopien; 2:05:58 h)
Eric Kiptanui (Kenia; 2:06:17 h)
Yihunilign Amsalu (Äthiopien; 2:06:22 h)
Solomon Yego (Kenia; 2:06:24 h)
Fikre Tefera (Äthiopien; 2:06:27 h)
FRAUEN
Kuftu Dadiso (Äthiopien; 2:23:14 h)
Valeria Straneo (Italien; 2:23:44 h)
Rahma Tusa (Äthiopien; 2:23:46 h)
Purity Changwony (Kenia; 2:24:30 h)
Angela Tanui (Kenia; 2:25:18 h)
Anna Incerti (Italien; 2:25:32 h)
Gerda Steyn (Südafrika; 2:26:51 h)