| Projekt "Paradise"

GPS-Sender von Jonas Plass: Alternatives Doping-Kontrollsystem

Was als Business-Plan im letzten Semester seines Studiums begann, könnte in Zukunft das Antidoping-Kontrollsystem revolutionieren. Der ehemalige 400-Meter-Läufer Jonas Plass bietet mit seinem GPS-System (Projektname "Paradise") eine Alternative zur aufwendigen Buchführung der Athleten-Aufenthaltsorte. Spitzensportler könnten sich damit im Alltag freier bewegen – ohne die ständige Angst einen Test zu verpassen.
Pamela Ruprecht

Im letzten Semester seines Studiums "Medienmanagement und Entrepreneurship" sollte Jonas Plass einen Business-Plan entwickeln. Was damals als Projekt "eves" begann, steht heute unter dem Namen "Paradise" hoch im Kurs, das Doping-Kontrollsystem der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zugunsten der Sportler zu optimieren. Mit ADAMS (Abkürzung für „Anti-Doping Administration and Management System“) müssen Topathleten bisher drei Monate im Voraus ihre Aufenthaltsorte erfassen, um rund um die Uhr für unangekündigte Dopingkontrollen auffindbar zu sein.

Für junge Athleten eine Herausforderung, für daran gewöhnte Sportler immernoch eine Einschränkung von Freiheit und Spontanität zur Gewährung eines sauberen Wettbewerbs. Wer am angegebenen Ort nicht anzutreffen ist, riskiert einen „Missed Test“. Drei davon führen zu einer Sperre. Mehr Sicherheit bietet "Paradise": Athleten tragen freiwillig einen GPS-Sender bei sich, der ihren Aufenthaltsort im Falle einer Dopingkontrolle ausfindig macht.

Punktuelle Abrufung des Aufenthaltsortes

Erste Bedenken, die den Vergleich mit der elektronischen Fußfessel für Terrorverdächtige ziehen, entschärft der ehemalige Verfassungsrichter Udo Di Fabio gegenüber der <link http: www.sportschau.de doping video-udo-di-fabio-gegenwaertiges-system-sehr-umstaendlich-100.html _blank>ARD-Sportschau: "Bei näherer Betrachtung sieht man, dass die örtlichen Daten nur abgerufen werden, wenn tatsächlich konkret eine Kontrolle geplant ist. Es wird kein Bewegungsprofil erstellt." Eine permanente Überwachung und fortlaufend Datenweitergabe und- aufzeichnung ist also nicht gegeben. Die Wahrscheinlichkeit von verpassten Dopingkontrollen könnte minimiert würde.

Die Nationale Anti Doping Agentur NADA unterstützt das offizielle Projekt der gekko mbH, die 1994 als Spin-off der Fraunhofer Gesellschaft gegründet wurde. Hier hat Jonas Plass, der 2014 EM-Sechster mit der 4x400-Meter-Staffel wurde, mittlerweile einen 20-Stunden-Job und betreut als Initiator das Projekt "Paradise", gefördert vom Bundesforschungsministerium. Der Berliner verspricht sich von der Alternative mehr Effizienz, weniger Verwaltung und mehr Datenschutz. "Athleten, die sich für unser Modul entscheiden, müssen nicht mehr so viele Daten wie bisher preisgeben", sagt Jonas Plass der <link http: www.sportschau.de doping video-gps-ueberwachung-fuer-dopingkontrollen-100.html _blank>ARD-Sportschau.

Das jetzige System ADAMS wird kritisch gesehen. "Sportler werden in ihrem Grundrecht auf informative Selbstbestimmung massiv eingeschränkt und das ohne hinreichende gesetzliche Grundlage", sagt der Datenschutzbeauftragte Baden Württembergs Stefan Brink. "Es darf nicht sein, dass meine Privatsphäre und meine Schutzrechte über einen Punkt hinaus strapaziert werden", meint Sebelfecht-Weltmeister Max Hartung, Vorsitzender der DOSB-Athletenkommission. Es solle verhältnismäßig bleiben, sie seien "nur" Sportler.

Privatsphäre wahren, Missbrauchsmöglichkeiten eindämmen

Damit Athleten durch den GPS-Sender nicht an Orten absoluter Privatsphäre aufgespürt werden können, soll es die Möglichkeit geben, sogenannte "private areas" anzugeben. "Besonders schützenswerte Bereiche wie Kirchen, Friedhöfe oder Krankenhäuser sind von vornherein ausgenommen", stellt Jonas Plass klar. In Zusammenarbeit mit Athleten, NADA, DOSB und weiteren Gremien entwickelte der 30-Jährige sein Projekt in den letzten zwei Jahren weiter.

Und was sagen die Sportler dazu? "Alles in allem würde ich mir einen GPS-Tracker, den ich überall dabei haben müsste, nicht wünschen", meint Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), der auch die Gefahr des Missbrauchs sieht. Wer einen Test umgehen will, weil er dopt, könnte sich an den geschützten Orten verstecken, bis die Mittel abgeklungen sind. "Da bräuchte es noch ein paar weiterführende Ideen", so der Stabhochspringer.

Athleten sehen überwiegend Vereinfachung und größere Sicherheit

Es gibt aber sehr viele, die die Alternative zu ADAMS begrüßen. "Ich würde das Ortungssystem nehmen, weil es deutlich einfacher ist", sagt Hürdensprinterin Cindy Roleder (SV Halle) der <link http: www.sportschau.de doping video-was-sagen-sportler-und-funktionaere-zu-einem-gps-ortungssystem-100.html _blank>ARD-Sportschau. Ängste über einen "Missed test" müssten Sportler nicht mehr mit sich rumtragen. "Ich finde das ist eine gute und vernünftige Lösung, das würde uns zum Teil viel Arbeit ersparen", erklärt Bob-Weltmeister Francesco Friedrich. Für die Athleten, die ihren Standort ständig angeben müssen, zählt die Praktikabilität und Sicherheit als großer Vorteil der Lokalisierung.

Die Vision von Jonas Plass war und ist ein Doping-Kontrollsystem, bei dem sich Sportler in der Planung ihres Alltags nicht mehr einschränken müssen. Ideell unterstützt die NADA das Projekt "Paradise". Es könnte sich in Zukunft im weltweiten Anti Doping-Kampf etablieren. Das Vertrauen in den Spitzensport muss wieder hergestellt werden. Vertrauen brauchen aber auch die Sportler in das Doping-Kontrollsystem, an das sie sensible Daten weitergeben.

Wer Feedback zum Projekt an den Initiator Jonas Plass senden möchte, kann das über <link>jonas@eves-sport.org<link>!

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