400-Meter-Läufer Thomas Schneider (SC Magdeburg) hat in den vergangenen Jahren mit konstanten Zeiten und regelmäßigen Auftritten in der DLV-Staffel gepunktet. Auf einen Einzelstart im Nationaltrikot wartet der 25-Jährige jedoch bislang vergeblich. Das will er in den nächsten Jahren nachholen, am liebsten schon bei der kommenden WM in Peking (China).
Er ist der Dauerbrenner unter den deutschen Viertelmeilern: Als einziger Athlet war Thomas Schneider bei allen 13 Rennen, die deutsche 4x400-Meter-Staffeln in den vergangenen fünf Jahren gelaufen sind, Bestandteil der Mannschaft – egal, ob bei der Team-EM oder in Vor- und Endlauf von Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Auch in dieser Saison trug der Magdeburger bei der EM in Zürich (schweiz) wieder den Staffelstab und belegte mit dem DLV-Quartett Platz sechs. Auf einen Einzelstart über 400 Meter wartet Thomas Schneider allerdings bislang vergeblich. „Das ist meine Motivation, jeden Morgen aufs Neue aufzustehen und mir im Training den Hintern aufzureißen“, sagt er. „Ein Start im Einzel wäre auch für den Marktwert förderlich“, so Schneider weiter.
Denn obwohl er seit Jahren regelmäßig das Nationaltrikot trägt und im deutschen Team inzwischen zum festen Stamm gehört, steht er doch im Schatten anderer Athleten, die auch im Einzel schon auf sich aufmerksam gemacht haben. „Bei Staffelwettbewerben schauen die Zuschauer nicht so sehr auf die Namen der einzelnen Sportler“, sagt er. „Für sie läuft da unten Deutschland und eben nicht Thomas Schneider, Kamghe Gaba oder Jonas Plass.“
Vor drei Jahren sah es schon einmal so aus, als könnte Schneider – damals noch im Trikot des SC Potsdam unterwegs – auch international den Durchbruch schaffen. Bei der Hallen-WM 2011 in Paris gewann er in 46,42 Sekunden sensationell die Silbermedaille, geschlagen nur vom Franzosen Leslie Djhone (45,54 sec). Den Schwung aus der Halle nahm er auch in die Freiluftsaison mit: Im Sommer 2011 lief er beim Meeting in Ostrava (Tschechische Republik) 45,56 Sekunden – bis heute seine Bestzeit. Danach musste der 25-Jährige allerdings mehrfach die Erfahrung machen, „dass es im Leben eben nicht immer nur bergauf geht“. 2013 etwa, in seinem ersten Jahr beim SC Magdeburg, behinderte ihn eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung, die er mittlerweile operativ hat beseitigen lassen.
Von Infekt ausgebremst
Auch in der abgelaufenen Saison machte ihm die Gesundheit wieder einen Strich durch die Rechnung. Nach ordentlichem Saisoneinstieg über die „krummen“ 300 Meter beim Meeting in Pliezhausen (32,81 sec) zog sich Thomas Schneider einen heftigen Infekt zu, der ihn drei Wochen lang fast vollständig außer Gefecht setzte. Er startete noch in Forbach (Frankreich), doch auf der Rückfahrt ereilten ihn Fieber und Schüttelfrost. „Im Nachhinein wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, dort nicht zu laufen“, sagt er.
Erst zur DM in Ulm war Schneider wieder in Top-Form. Er hatte sich viel ausgerechnet und wollte noch einmal die EM-Norm angreifen, doch daraus wurde nichts. Pünktlich zum 400-Meter-Finale öffnete der Himmel seine Schleusen. „Die Diskuswerfer wurden in den Callroom zurückgeholt, aber uns haben sie raus auf die Bahn geschickt“, sagt der Läufer. „Das haben wir nicht verstanden. So mussten wir das Beste daraus machen.“
Staffel-Ticket im Regen-Rennen
Die EM-Norm (45,85 sec) war angesichts der Bedingungen kein Thema mehr, doch mit seinem zweiten Platz in 46,08 Sekunden hinter Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München; 45,82 sec) sicherte sich Schneider zumindest das Ticket für die EM-Staffel. Dort wurden die Deutschen in der Besetzung Kamghe Gaba, Miguel Rigau (LT DSHS Köln), Jonas Plass (LG Stadtwerke München) und Thomas Schneider Sechster in 3:01,70 Minuten. „Wir hatten eigentlich höhere Erwartungen“, sagt der Magdeburger, der 2012 in Helsinki (Finnland) mit den DLV-Viertelmeilern noch Bronze geholt hatte – damals reichten dafür 3:01,77 Minuten. Dieses Mal aber war das Niveau deutlich höher: Die ersten Vier blieben unter drei Minuten.
Ein gutes Ergebnis in der Staffel soll auch bei den World Relays 2015 auf den Bahamas herausspringen. Die Viertelmeiler peilen Anfang Mai eine Platzierung unter den ersten acht an. Damit wäre Deutschland vorzeitig für die Olympischen Spiele 2016 in Rio qualifiziert. „Das ist unser großes Ziel“, sagt Thomas Schneider, der dafür sogar auf eine Hallensaison verzichtet.
Keine Angst vor schnellen Zeiten
Auch bei den „richtigen“ Weltmeisterschaften in Peking will der 25-Jährige mit seinen Staffelkollegen ins Finale. Ob er dort auch endlich zum ersten Mal im Einzel das Nationaltrikot tragen darf, wird sich zeigen. Die Norm steht noch nicht fest, sie dürfte aber wieder zwischen 45,20 Sekunden und 45,30 Sekunden liegen – deutlich unter Schneiders bisheriger Bestzeit. „Man darf das nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber ich habe auch keine Angst davor“, sagt er. „Wenn alles passt, ist das durchaus realistisch.“
Schneiders Stärke ist die Zielgerade, dafür hat er in der Beschleunigungsphase noch viel Luft nach oben. Sein Hausrekord über 200 Meter steht bei mäßigen 21,54 Sekunden – zum Vergleich: Kamghe Gaba läuft 20,96 Sekunden. Trotzdem will Thomas Schneider nichts Grundsätzliches verändern: „Wenn ich am Schluss noch einen so guten Schritt hinbekomme, dann werde ich wohl davor auch nicht völlig unökonomisch laufen.“