Erst bestätigte Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) bei den Deutschen Meisterschaften über 100 Meter die WM-Norm und holte Bronze. Dann lieferte die Weitspringerin im Olympiastadion im Weitsprung mit 7,16 Metern die nächste Weltklasse-Leistung ab. Im Interview sprach sie darüber, wie sie nach dem Medaillen-Double zu einem Doppelstart bei der WM in Doha steht, welche Rolle Indien für ihr Top-Niveau spielt und ob Heike Drechsler die erste Gratulantin am Telefon sein könnte.
Malaika Mihambo, herzlichen Glückwunsch zur Goldmedaille im Weitsprung. Was für ein Wochenende! Mit 7,16 Metern beenden Sie diesen Wettkampf. Wie fühlt sich das an?
Malaika Mihambo:
Großartig. Ich hab zwar das Gefühl, dass ich es immer noch nicht ganz realisiert habe, aber ich denke, das kommt spätestens morgen und ich freu mich einfach jetzt schon so, dass es so gut lief. Ich bin einfach glücklich!
7,16 Meter - das bedeutet aktuell Platz eins in der Weltbestenliste und Platz drei in der ewigen deutschen Bestenliste. Die ersten zwei Versuche waren ungültig, ist das etwas, das Sie trotz Ihres aktuellen Leistungsvermögens nervös macht?
Malaika Mihambo:
Ja, es beunruhigt mich schon, denn es kann immer irgendetwas schief gehen. Man versucht es natürlich weitestgehend zu kontrollieren, und das klappt in der Regel auch, aber letztendlich will man es nicht darauf ankommen lassen. Mit der Weite aus dem dritten Versuch [6,76 m] wäre ich nicht zufrieden gewesen. Nachdem ich die ersten beiden Versuche Vollgas angelaufen bin, musste ich mir selbst sagen: "Okay, jetzt mach mal langsam." Und dann hat es danach aber nochmal gedauert, in den Wettkampf reinzukommen und wiederum umzuswitchen auf nochmal Vollgas im letzten Versuch.
Das zeugt von großer mentaler Stärke. Ist das erwas, was Sie sich von Ihren Reisen nach Indien mit nach Hause gebracht haben?
Malaika Mihambo:
Ja, definitiv. Diese erste Reise hat mich total verändert. Ich war im März dann nochmal in Indien. Auch das war nochmal echt toll und hat Spaß gemacht, und daraus kann ich sehr viel ziehen. Ich denke, das ist auch das, was man braucht im Leistungssport, um auf den Punkt Spitzenleistungen bringen zu können.
Ist das vielleicht das kleine Mosaikstück, was gefehlt hat, damit die sieben Meter endlich fallen?
Malaika Mihambo:
Ja, aber ich habe auch viel mit meinem Mentaltrainer gearbeitet und würde sagen, dass mir das auch sehr viel geholfen hat.
Gestern sind Sie hier in Berlin auch über 100 Meter an den Start gegangen, sind Dritte geworden und haben die WM-Norm nochmal bestätigt. Ist das auch eine Option für Doha oder nur eine Zubringerleistung für den Weitsprung?
Malaika Mihambo:
Dieses Jahr war es erst mal besonders für's Weitsprungtraining. Aber es ist möglich, einen Doppelstart in Doha in Betracht zu ziehen. Der Zeitplan lässt das zu. Dazu muss man aber auch nochmal die ganzen Für und Wider durch den Kopf gehen lassen: Es ist dort ziemlich heiß, man hat viel mit Klimatisierung zu tun. Da werden mein Trainer und ich uns demnächst nochmal dransetzen und schauen, was die beste Lösung ist.
Haben Sie im Vorfeld vor diesen Meisterschaften speziell Starts trainiert?
Malaika Mihambo:
Jein, wir haben ein bisschen trainiert. Aber letztendlich nicht wirklich viel. Von daher weiß ich, dass ich auch im Sprint viele Reserven habe, die wir noch nicht in Angriff genommen haben, und die bei einer längerfristigen Planung wie beispielsweise für das nächste Jahr dann definitiv im Trainingsplan stehen werden.
Sie sind schon die ganze Saison über in überragender Form. Was werden Sie tun, um diese Form zu konservieren?
Malaika Mihambo:
Wir haben die Trainingsmittel noch gar nicht ausgereizt. Zum Beispiel im Krafttraining, das noch gar nicht auf die Maximalkraft ausgerichtet ist. Von daher hoffe ich, dass ich die Form nicht nur halten kann, sondern dass ich eventuell auch noch besser werden kann.
Der Meisterschaftsrekord im Weitsprung liegt bei 7,21 Metern, aufgestellt von Heike Drechsler 1992. Haben Sie Rekorde im Hinterkopf, wenn Sie zum Wettkampf antreten?
Malaika Mihambo:
Ich habe ja schon mehrere Meetingrekorde dieses Jahr aufgestellt, da hatte ich die schon im Kopf, und es ist ein zusätzlicher Ansporn für mich. Wenn der Meetingrekord jetzt aber bei 7,21 Metern liegt und die Bestleistung bei 7,07 Meter, denke ich da nicht weiter dran. Seit heute hat sich das natürlich etwas geändert. Also vielleicht, wenn die Finals in zwei Jahren wieder in Berlin sind, dann könnte der Meetingrekord fällig sein.
Ruft jetzt, nach Ihrem Sprung auf 7,16 Meter, Heike Drechsler an und gratuliert?
Malaika Mihambo:
[lacht] Nein, also so eng sind wir nicht. Aber wir haben uns schon bei ein paar Events gesehen und dann unterhalten wir uns natürlich gerne. Sie äußert sich auch in Interviews zu mir und es freut mich natürlich, wenn sie dann positive Worte hat für mich oder für meine Leistung. Das ist schon sehr cool.
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