| LSB-Direktor im Interview

Friedhard Teuffel: „Die Leichtathletik hat eine ungebrochene Strahlkraft“

Friedhard Teuffel ist seit dem vergangenen Jahr Direktor des Landessportbunds Berlin. Er hat lange Jahre als Journalist und Redakteur (F.A.Z. und Tagesspiegel) das nationale und internationale Sportgeschehen beschrieben und kommentiert. Mit Tischtennisstar Timo Boll hat er ein erfolgreiches Buch verfasst. Im Interview spricht er über die Aufgabe des Landessportbunds Berlin bei den „Finals 2019“, seine Partnerschaft mit dem DLV und die Sportbegeisterung, die das angeschlossene LSB-Familienfest entfachen kann.
Jörg Hahn

Die „Finals 2019“ mit zehn Deutschen Meisterschaften, 200 Entscheidungen und 3.400 Aktiven werden am ersten August-Wochenende Berlin beherrschen, dazu kommt das Familiensportfest des Landessportbunds mit einer hohen fünfstelligen Besucherzahl. Was bewegt den Direktor des Landessportbunds mehr beim Blick voraus, der Spitzen- oder der Breitensport?

Friedhard Teuffel:

Natürlich beides. Die Idee, analog zu den langen Wintersport-Wochenenden auch in Sommersportarten mehrere attraktive Entscheidungen an einem Wochenende zusammenzubinden, gibt es schon seit mehr als zehn Jahren. Es war das Interesse des Fernsehens, so etwas auszuprobieren, aber auch das Interesse von olympischen Sommersportverbänden. Alle haben sich gefragt: Wie kann man durch Zusammenarbeit eine höhere Aufmerksamkeit erreichen? Wir freuen uns, dass dies jetzt klappt und dass es gerade in Berlin klappt. Und wir als Landessportbund können mit dem Familiensportfest eine breitensportliche Grundierung liefern.

Geht das nur in Berlin mit seinen Arenen, zehn Deutsche Meisterschaften an zwei Tagen?

Friedhard Teuffel:

Ich glaube, es geht vor allem in Berlin. Ob sich das eine andere Stadt zutrauen würde, weiß ich nicht. Das Besondere ist ja, dass wir hier eine sehr engagierte Abteilung Sport in der Senatsverwaltung haben, die diese Veranstaltung fast komplett mit Bordmitteln organisiert. Es wurde kein großes teures Organisationskomitee gegründet. Wir versuchen als Landessportbund, das Ganze so gut wie möglich zu unterstützen mit dem Familiensportfest und unseren Dienstleistern. Bisher haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit und sind auch sehr weit gekommen. Was es in Berlin auch leicht macht, ist dieses herausragende Areal Olympiapark, allein fünf der zehn Meisterschaften finden ja dort statt. Die Leichtathletik im Olympiastadion, Boxen im Kuppelsaal und Bogenschießen, Triathlon und Moderner Fünfkampf am Ende in einem temporären Stadion auf dem Olympischen Platz. Das ist vielfältiger Spitzensport vor einer einmaligen Kulisse.

Was leistet der Landessportbund konkret?

Friedhard Teuffel:

Unser Beitrag ist, dass wir mit unseren Dienstleistern die komplette Organisation im Olympiapark übernommen haben. Also die ganze Koordination, etwa bei der Streckenführung im Modernen Fünfkampf und Triathlon, der Versorgung der Volunteers, der Einbindung von Verbänden in das Familiensportfest. Die Betreuung des Kernorts dieses Finals-Wochenendes liegt bei uns.

Familiensportfest – welche Fakten muss man dazu wissen?

Friedhard Teuffel:

Es findet zum zehnten Mal statt, wir hatten im vergangenen Jahr trotz Hitze mehr als 80.000 begeisterte Menschen im Olympiapark. Das Projekt ist immer mehr gewachsen, es wird immer mehr angenommen von Vereinen und Verbänden, als Gelegenheit, ihren Sport darzustellen, sich auszuprobieren, gerade auch für Kinder und Jugendliche. Wir sehen es wirklich als Messe und Leistungsschau des Berliner Sports an, weil sich dort alle präsentieren können. Es gibt, glaube ich, kaum eine andere Veranstaltung, bei der die Vielfalt des Sports so an einem Ort konzentriert sichtbar wird. Insofern passt natürlich auch ein Leistungssport-Ereignis mit Deutschen Meisterschaften in zehn verschiedenen Sportarten wunderbar dazu. Und deshalb findet auch unser Fest diesmal nicht wie bisher an einem, sondern an zwei Tagen statt.

Was war der Gründungsgedanke des Festes?

Friedhard Teuffel:

Um den gesellschaftlichen Wert des Sports deutlich zu machen, muss man nicht nur in die Turnhalle einladen nach dem Motto: Kommt rein, probiert uns aus! Der Sport muss auch auf die Menschen zugehen, an einem zentralen Ort, im Sommer, in einem geselligen Umfeld, mit einem Fest zum Mitmachen und Ausprobieren eben. Dieses Fest wird von Jahr zu Jahr besser besucht, und wenn man sieht, wie Kinder mit Laufrädern sausen, einen Kampfsport ausprobieren, einen Hockeyparcours durchlaufen, auf einen Baseball schlagen und vieles mehr, das ist wirklich großartig zu sehen.

Wie ist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) eingebunden?

Friedhard Teuffel:

Es erfreut sich wachsender Beliebtheit, beim Familiensportfest das Sportabzeichen abzulegen. Die Leichtathletik ist ja der Kern des Sportabzeichens. Wir hatten im vergangenen Jahr mehr als 500 Sportabzeichen, die erfolgreich abgelegt wurden. Das heißt, man kann nicht nur über das Gelände schlendern, Sportarten testen, sich informieren und Kontakte knüpfen, sondern auch tatsächlich herausfinden, wie fit man ist. Und zwar mit dem Wettbewerb, der noch immer eine ungebrochene Strahlkraft hat. Das Sportabzeichen wurde bislang immer im Hanns-Braun-Stadion abgelegt, diesmal ist das der Aufwärmbereich für die Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten. In einem sehr guten Austausch mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband richten wir nun Laufbahn und Weitsprunggrube im Olympiapark ein. Am Hanns-Braun-Stadion wird es eine Begegnungszone von Athleten und Besuchern des Familiensportfestes geben, von der aus man die Vorbereitungen der besten deutschen Athleten verfolgen kann und in die auch Prominente kommen. Dort ist ein unmittelbarer Austausch möglich.

Wie kann es klappen, dass im Olympiastadion eine hohe Zuschauerzahl erreicht wird? Die Europameisterschaft im vergangenen Jahr hat ja die Messlatte sehr, sehr hoch gelegt.

Friedhard Teuffel:

Als großer Fan der Leichtathletik, die an sich ja schon die Vielfalt in sich trägt, bin ich hoffnungsvoll, dass wir viele Fest-Besucher anschließend auch zum Besuch der Meisterschaften im Olympiastadion motivieren können. Wir haben unser Familiensportfest extra eine Stunde verkürzt, statt wie sonst von 10 bis 18 Uhr findet es dieses Mal am 3. und am 4. August jeweils nur bis 17 Uhr statt, damit möglichst viele aus dem Park direkt rüber ins Stadion gehen. Es wird auch Möglichkeiten geben, noch Tickets zu erwerben. Für gute Leistungen im Sportabzeichen-Wettbewerb wird es sogar Tickets zu gewinnen geben. Wir haben uns sehr früh mit dem DLV abgestimmt, wie wir den Ticketvertrieb ankurbeln können, wie wir beispielsweise bei unserer Ehrenamtsgala als Anerkennung Tickets vergeben können. Wir haben mit dem DLV eine gute Kooperation, die sehr früh und partnerschaftlich aufgenommen worden ist. Auf mich persönlich übt die Leichtathletik mit ihrer Natürlichkeit und Ästhetik immer noch eine unglaubliche Faszination aus.

Wird die Idee der „Finals 2019“ nachhaltig sein können, kann es eine Fortsetzung geben?

Friedhard Teuffel:

Um es als einmaliges Projekt zu sehen, steckt schon viel zu viel Arbeit und Leidenschaft drin. Von allen Seiten, sowohl von den Sportverbänden und der Senatsverwaltung als auch von ARD und ZDF. Es ist ein wirklich unglaublicher Aufwand, das alles zu koordinieren und dafür zu sorgen, dass sich alle zehn Sportarten angemessen darstellen können. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Projekt auch dauerhaft in Berlin stattfinden kann. Ob die Sportarten immer dieselben sind, darüber kann man sich sicher ebenso unterhalten wie über den Turnus der Veranstaltung. Es ist ein sehr faszinierendes Format, die Planungen sind unheimlich intensiv und laufen sehr verantwortungsbewusst. Das Fernsehen gibt sich sehr große Mühe, die einzelnen Sportarten bestens zu präsentieren. Was man jetzt noch braucht, ist einfach Glück. Glück mit dem Wetter, Glück, dass der Funke überspringt. Es ist schon so eine Art deutsches Mini-Olympia.

Welche Power steckt eigentlich im Landessportbund?

Friedhard Teuffel:

Der Landessportbund ist die Stimme des Berliner Sports, vertritt 670.000 Mitgliedschaften in 2.500 Vereinen. Alle Berliner Sportverbände sind zusammen mit den Bezirkssportbünden bei uns organisiert. Wir sind damit die größte zivilgesellschaftliche Organisation der Stadt.

<link _top btn>Infos und Tickets für die DM 2019

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024