Zweimal Silber, zweimal Bronze: Die deutschen Sprinter und Mehrkämpfer Arthur Abele sorgten am Sonntag bei der Hallen-EM in Prag (Tschechische Republik) für ein glänzendes Finale. Selina Büchel fuhr für die Schweiz das erste Gold seit 1987 ein, der Tscheche Jakob Holusa ließ über 1.500 Meter das Heimpublikum toben, fast zur Familiensache Borlée wurde der 4x400-Meter-Europarekord von Belgien.
Arthur Abele eröffnete in der O2 Arena einen deutschen Medaillenregen. Der Ulmer absolvierte einen herausragenden Mehrkampf, den er mit 6.279 Punkten und Silber beendete – Rang zwei der ewigen deutschen Bestenlisten, nur Frank Busemann war bei seinem deutschen Rekord zwölf Punkte besser. Gold ging an den Russen Ilya Shkurenyov (6.353 Pkt), Abeles Vereinskollege Mathias Brugger schlug sich auf Rang elf (5.846 Pkt) achtbar.
Im hochklassigen Sprint-Wettbewerb der Frauen musste Verena Sailer (MTG Mannheim) nur der zweifachen Freiluft-Europameisterin Dafne Schippers (Niederlande; 7,05 sec) und U20-Weltmeisterin Dina Asher-Smith (Großbritannien; 7,08 sec) den Vortritt lassen. Dreimal blieb Sailer im Verlauf der Titelkämpfe unter Bestzeit: Auf 7,10 Sekunden im Vorlauf folgten 7,08 und 7,09 Sekunden in Halbfinale und Finale.
Wenig später gelang den schnellen deutschen Männern ein Doppelschlag: Nachdem sich Mitfavorit Chijindu Ujah (Großbritannien) mit einem Fehlstart aus dem Rennen katapultiert hatte, konnte nur Hallen-Weltmeister Richard Kilty (Großbritannien; 6,51 sec) die DLV-Sprinter in Schach halten. Auf Silber und Bronze folgten die Wattenscheider Christian Blum (6,58 sec) und Julian Reus (6,60 sec), Lucas Jakubczyk (SCC Berlin; 6,62 sec) machte auf Rang sechs den deutschen Triumph perfekt.
Kristin Gierisch mit fantastischer Serie
Im Dreisprung absolvierte Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) den besten Wettkampf ihrer Karriere: Fünf 14-Meter-Sprünge, der weiteste davon Bestleistung von 14,46 Meter, bedeuteten in der Endabrechnung Platz vier. Gold ging an die Russin Yekaterina Koneva (14,69 m) mit Weltjahres-Bestleistung, die Israelin Hanna Knyazyeva (14,49 m) holte mit Landesrekord Silber.
Umgekehrt war das Bild im Stabhochsprung der Frauen, wo die Leverkusenerin Katharina Bauer nach drei ungültigen Versuchen bei ihrer Einstiegshöhe (4,40 m) ihr wahres Potenzial nicht zeigen konnte. Die Medaillen gingen für 4,70 Meter und höher weg, und zwar an die Russin Anzhelika Sidorova (4,80 m), die Griechin Ekaterini Stefanidi (4,75 m) und die Schwedin Angelica Bengtsson (4,70 m).
Deutsche Mittelstreckler kämpferisch
Auch über 1.500 Meter der Männer lief es für den Mitfavoriten Homiyu Tesfaye nicht nach Plan: Der Frankfurter mit äthiopischen Wurzeln erwischte keine gute Position, war eingekeilt und musste weite Wege gehen. Mit einem Schlussspurt kämpfte er sich schließlich noch auf Rang vier (3:39,08 min) nach vorne, für die erhoffte Medaille reichte es nicht. Im Kampf um Gold fingt der Tscheche Jakob Holusa unter dem Jubel seiner Landsleute noch den zuvor enteilten Ilham Tanui Özbilen (Türkei) ein.
Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) stand nach dem Vorlauf-Aus über 3.000 Meter ein weiteres Mal an der Startlinie. Über 1.500 Meter kam sie bei der Solo-Vorstellung der neuen Hallen-Europameisterin Sifan Hassan (Niederlande; 4:09,04 min) auf einen guten fünften Platz (4:15,40 min). Einen weiteren fünften Platz gab es für Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1:47,83 min) über 800 Meter, die der Pole Marcin Lewandowski für sich entschied.
Europarekord zum Abschluss
Über 800 Meter der Frauen schrieb die Schweizerin Selina Büchel Geschichte: Die Mittelstrecklerin holte für die Eidgenossen die erste Hallen-EM-Goldmedaille seit 1987. In 2:01,95 Minuten kam sie knapp vor der Russin Yekaterina Poistogova und der Ukrainerin Nataliya Lupu ein.
Drei über 2,31 Meter – damit waren die Medaillen im Hochsprung der Männer schnell verteilt. Daniyil Tsyplakov (Russland) sprang im Ersten drüber, das war Gold wert, dahinter rangierten Silvano Chesani (Italien) und Adonios Mastoras (Griechenland) gemeinsam auf dem Silberrang.
Zum krönenden Abschluss der Hallen-Europameisterschaften in Prag wurde der letzte Wettbewerb, in dem sogar ein Europarekord heraussprang: Die Borlée-Brüder Dylan, Jonathan und Kevin holten gemeinsam mit Julien Watrin in 3:02,87 Minuten Gold. Die schnellste Frauen-Staffel kam aus Frankreich (3:31,61 min).
<link btn>Mehr zur Hallen-EM in Prag