Eine der erfolgreichsten deutschen Leichtathletinnen der Geschichte feiert runden Geburtstag: Die frühere Weltklasse-Weitspringerin Heike Drechsler wird am heutigen Montag 60 Jahre alt.
Den ersten ihrer vielen internationalen Titel gewann Heike Drechsler im Alter von 18 Jahren – 1983 holte sie bei der WM in Helsinki (Finnland) Gold im Weitsprung und ist damit bis heute die jüngste Weltmeisterin in der Geschichte dieser Disziplin. Ihre letzte internationale Goldmedaille errang sie mit 35 Jahren bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney (Australien). Am heutigen Montag (16. Dezember) vollendet die gebürtige Geraerin, die mittlerweile in Berlin lebt, ihr 60. Lebensjahr.
Zu diesem Anlass hat der Mitteldeutsche Rundfunk Heike Drechsler ein ausführliches Video-Porträt gewidmet, in dem Aufnahmen ihrer Wettkämpfe gezeigt werden und langjährige Wegbegleiter zu Wort kommen. So besucht Heike Drechsler ihre einstige Schule in Jena, deren Schulrekord sie mit stolzen 7,17 Metern noch immer hält. Auch ihr deutscher Rekord von 7,48 Metern aus dem Jahr 1988 – Platz vier der ewigen Weltbestenliste – hat bis heute Bestand. 1992 gelang ihr mit 7,63 Metern gar der weiteste Sprung der Geschichte – einen Weltrekord verhinderte der Rückenwind von +2,1 Meter/Sekunde.
Je zweimal Weltmeisterin und Olympiasiegerin
Mehr als 20 Medaillen sammelte Heike Drechsler bei internationalen Meisterschaften, allein fünf davon bei Olympischen Spielen. Bei ihrem Debüt 1988 (die Spiele von 1984 hatte sie aufgrund des DDR-Boykotts verpasst) gewann die gebürtige Thüringerin neben Silber im Weitsprung auch Bronzemedaillen über 100 und 200 Meter. Im Abstand von acht Jahren wurde sie 1992 in Barcelona (Spanien) und 2000 in Sydney jeweils Olympiasiegerin, den zweiten Titel betrachtete sie im MDR-Interview als schönsten sportlichen Moment ihres Lebens.
Zudem wurde sie zwischen 1986 und 1998 viermal Europameisterin und fuhr 1993, zehn Jahre nach ihrem ersten WM-Sieg, den sie damals noch im DDR-Dress erkämpft hatte, bei der Heim-WM in Stuttgart ihr zweites Gold ein. Die meisten ihrer Erfolge feierte Heike Drechsler, geborene Daute, nach der Geburt ihres Sohnes Tony, der aus der Ehe mit dem früheren Fußballer Andreas Drechsler stammt.
Bereits während ihrer Karriere wurden ihre Leistungen von den Doping-Enthüllungen um die einstige DDR überschattet. Vom flächendeckenden Doping erfuhr Heike Drechsler nach eigenen Angaben erst Jahre später. "Natürlich war ich damals naiv", sagte sie einst im Deutschlandfunk, "aber ich bin dort aufgewachsen und ich dachte, alle wollen nur das Beste für mich." Anlässlich ihres 50. Geburtstags sagte sie der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Ich stehe zu meinem Leben, auch wenn ich mir mit den heutigen Kenntnissen vorwerfen muss, die damaligen Vorgänge zu wenig hinterfragt zu haben."
Noch immer sportlich aktiv und fit
Ihre eigene Karriere beendete Heike Drechsler 2004, sportlich aktiv und engagiert ist sie jedoch noch immer. So wurde sie bei der Leichtathletik-EM 2018 in Berlin als Kampfrichterin eingesetzt. Als Gesundheits-Botschafterin einer Krankenversicherung, für die sie seit mehr als 30 Jahren tätig ist, gibt die 60-Jährige Präventionskurse und wird dabei häufig erkannt – von den Älteren als Sportlerin, von den Jüngeren aufgrund ihres Abstechers in die Schauspielwelt: 2016 stand sie für eine Folge der Arztserie "In aller Freundschaft" erstmals vor der Kamera, in diesem Frühjahr wirkte sie an drei Episoden der ARD-Serie "Rote Rosen" mit.
Privat ist die frühere Weltklasse-Weitspringerin, die 2014 in die "Hall of Fame" des Leichtathletik-Weltverbandes aufgenommen wurde, mit ihrem Mann Arto Bryggare, einem ehemaligen finnischen Hürdensprinter, und dem gemeinsamen Hund gerne in der Natur unterwegs.
Zum runden Geburtstag wünscht sich Heike Drechsler vor allem "ein friedliches Miteinander – und natürlich Gesundheit". Ihren Ehrentag verbringt sie im kleinen Kreis mit der Familie und Freunden, im Sommer ist ein verlängertes Wochenende mit alten Wegbegleitern geplant. Das Älterwerden nimmt sie gelassen: "Es ist nur eine Zahl."