| Hallen-DM 2024

Yemisi Ogunleye und Silas Ristl feiern Titel-Premiere bei Kugelstoß-Party

© Theo Kiefner
Die Favoriten Yemisi Ogunleye und Silas Ristl haben am Freitagabend die ersten Titel bei der Hallen-DM in Leipzig abgeräumt. Für beide war es der erste deutsche Meistertitel. In der Quarterback Immobilien Arena feierten die Athletinnen und Athleten zum Auftakt der Titelkämpfe ein Kugelstoß-Fest.
Svenja Sapper

Der letzte Durchgang des ersten Wettkampfes der Hallen-DM hatte es in sich. Zuerst trat die drittplatzierte Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) in den Kugelstoßring. Beflügelt von den Anfeuerungsrufen des Publikums, das auf der Gegentribüne der Quarterback Immobilien Arena dicht an den Kugelstoßerinnen dran war, wuchtete die 25-Jährige ihre Vier-Kilo-Kugel auf 18,41 Meter. Bestleistung unter dem Hallendach und exakt so weit wie der zweitbeste Stoß ihrer Karriere im Freien, der ihr vergangenes Jahr bei der WM in Budapest (Ungarn) gelungen war. 

Doch das letzte Wort um Silber und Bronze war noch nicht gesprochen: Alina Kenzel (VfB Stuttgart), soeben von Julia Ritter auf Rang drei verdrängt, konnte kontern. Auf 18,50 Meter flog die Kugel – ebenfalls eine neue Hallen-Bestmarke, bereits die dritte in diesem Winter. Zuvor hatte bereits die viertplatzierte Lea Riedel (ebenfalls VfB Stuttgart) mit 17,81 Metern einen neuen Hausrekord unter dem Hallendach erzielt. 

"Ganz besonderer Wettkampf"

Die neue Titelträgerin hingegen konnte sich die letzten Stöße der Konkurrenz entspannt anschauen. Mit drei gültigen Stößen, von denen jeder zum Sieg gereicht hatte, und einer Tagesbestweite von 18,91 Metern, war die Jahresbeste Yemisi Ogunleye unangefochten. Auf die letzten zwei Stöße verzichtete die Mannheimerin – eine Vorsichtsmaßnahme, wie sie erklärte. "Ich habe mein Knie ein bisschen gespürt." Die restliche Hallensaison mit der Hallen-WM in Glasgow (Großbritannien; 1. bis 3. März) soll nicht gefährdet werden. Aktuell steht die 25-Jährige mit ihrer Saisonbestmarke von 19,57 Metern an Rang drei der Welt. 

"Das war ein ganz besonderer Wettkampf heute", sagte Yemisi Ogunleye und bedankte sich beim Publikum in der Arena, das kräftig angefeuert hatte. "Heute standen wir Kugelstoßerinnen richtig im Fokus, das war schön." "Es ist ein bisschen schade, dass es jetzt Bronze geworden ist", meinte Julia Ritter, fügte aber sofort hinzu: "Ich bin superhappy!" Diese Gefühlslage konnte auch Alina Kenzel teilen, für die sich nach langer Leidenszeit mit einer Post-Covid-Erkrankung und einer langwierigen Behandlung Silber wie Gold anfühlte. "Ich bin einfach nur dankbar, dass ich heute hier stehen kann." 

Silas Ristl kratzt an den 20 Metern

Im Kugelstoß-Wettbewerb der Männer setzte sich ebenfalls der Führende der Jahresbestenliste durch: Silas Ristl (LAC Essingen). In Runde drei übernahm er mit 19,45 Metern die Führung. In Runde vier steigerte er sich auf 19,71 Meter, bis auf acht Zentimeter ran an seine Saisonbestmarke. Und im letzten Versuch, als der 28-Jährige bereits als Deutscher Meister feststand, folgte die Kür: Die Kugel schlug fast haargenau auf der 20-Meter-Marke ein. 19,95 Meter wurden gemessen, weiter hat Silas Ristl in seiner Karriere noch nicht gestoßen. 

"Ich habe mich nicht als Favorit gesehen", sagte der Baden-Württemberger und verwies darauf, dass bekanntlich in jedem Wettkampf die Karten neu gemischt werden. Daher war er besonders froh, seine starke Ausgangslage bestätigt zu haben. "Als Kugelstoßer will man immer die 20 Meter erreichen. Das ist mir heute fast gelungen. Deshalb ist ein ganz kleines weinendes Auge bei der Freude dabei." Für ihn war es wie für Yemisi Ogunleye der erste deutsche Meistertitel. 

Enge Entscheidungen und ein emotionaler Abschied

Die Konkurrenz hatte es ihm nicht leicht gemacht. Gleich in Runde eins hatte Dennis Lukas (LG Idar-Oberstein), der Deutsche Freiluftmeister, mit 19,33 Metern vorgelegt. Das brachte ihm zunächst die Führung ein. Hart umkämpft war die Bronzemedaille. Schließlich konnte sich im fünften Versuch Diskuswurf-Spezialist Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) mit 18,91 Metern von den Kontrahenten absetzen, wenngleich U20-Vize-Europameister Lukas Schober (SG Freital-Weißig 1861) mit 18,75 Metern im letzten Durchgang noch einmal kräftig am Podestplatz rüttelte. 

Dahinter tummelten sich dicht an dicht Cedric Trinemeier (MTG Mannheim; 18,59 m), U20-Athlet Georg Harpf, der die schwere 7,26-Kilo-Kugel auf 18,55 Meter beförderte, und U20-Europameister Lasse Schulz (TV Plieningen; 18,43 m). Philipp Thomas (SV Halle; 18,20 m) kam als Achter auch noch über die 18-Meter-Marke. 

Emotional wurde es bei der offiziellen Verabschiedung von Kugelstoßer David Storl. Der zweimalige Weltmeister und frühere Olympia-Zweite hatte in dieser Woche offiziell sein Karriereende bekanntgegeben. Mit seinen Kindern an der Hand ließ er sich von der Kugelstoß-Familie und Vertretern des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) feiern. "Ich bin froh, dass wir den Weg zusammen gegangen sind und dass du Impulse für unseren Sport gesetzt hast", sagte der DLV-Vorstandsvorsitzende Idriss Gonschinska. "Vielen Dank für die schönen Momente!"

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