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Halbmarathon-Weltrekordler siegen in New York, Gabius starker Elfter

Beim großen New York-Marathon haben sich am Sonntag die aktuellen Halbmarathon-Weltrekordler durchgesetzt. Das Frauen-Rennen gewann Joyciline Jepkosgei bei ihrem Debüt in 2:22:38 Stunden, den Streckenrekord verpasste die Kenianerin nur knapp. Schnellster Läufer war ihr Landsmann Geoffrey Kamworor, der Trainingspartner von Eliud Kipchoge. Der Deutsche Rekordler Arne Gabius verpasste auf Rang elf knapp die Olympia-Qualifikation.
Pamela Lechner / Jörg Wenig

Die Titelverteidiger mussten sich beim diesjährigen New York-Marathon geschlagen geben. Für Vorjahressieger Lelisa Desisa (Äthiopien) war das Rennen schon nach rund 10 Kilometern beendet. Wie von Experten vorhergesagt war die Regenerationszeit nach seinem Marathon-Sieg vor erst vier Wochen bei den Weltmeisterschaften in Doha (Katar) zu kurz. Stattdessen holte sich der Drittplatzierte von 2018 Geoffrey Kamworor (Kenia) in 2:08:13 Stunden den Sieg.

Erster Gratulant im Ziel war dessen Trainingspartner Eliud Kipchoge, der Mitte Oktober in Wien (Österreich) als erster Marathonläufer bei nicht weltrekordkonformen Bedingungen unter zwei Stunden gelaufen ist. Bei diesem Ereignis war Geoffrey Kamworor nicht dabei. Der Halbmarathon-Weltrekordler bereitete sich stattdessen in Kenia auf den Lauf in New York vor. „Ich habe mich vom Start weg gut gefühlt. Ich war gut vorbereitet. Als es am Ende schneller wurde, hatte ich kein Problem mit dem Tempo", sagte Kamworor.

Mit Platz zwei schaffte Albert Korir (2:08:36 h), ein weiterer Kenianer, erstmals bei einem Major-Marathon den Sprung aufs Podest. Dritter wurde völlig überraschend der Äthiopier Girma Bekele Gebre (2:08:38 h). Bei Kilometer 38 löste sich Geoffrey Kamworor von seinem letzten Verfolger Albert Korir und lief das entscheidende Bergauf-Stück mit kraftvollen Schritten dem Ziel entgegen.

Arne Gabius lange in der Spitzengruppe

Zur gleichen Zeit kämpfte Arne Gabius (Therapie Reha Bottwartal) auf der Strecke vergeblich um einen Platz in den Top Ten, der ihm die Olympia-Qualifikation für Tokio (Japan) beschert hätte. Der Deutsche Rekordhalter erreichte nach 2:12:57 Stunden in deutscher Jahresbestzeit Rang elf und verpasste das Olympia-Ticket somit nur knapp. Auch die Olympia-Normzeit von 2:11:30 Stunden blieb auf dem schwierigen Kurs trotz einer mutigen ersten Renn-Phase unerreicht.

Bis Kilometer 25 war der 38-Jährige, der nach einigen Verletzungsproblemen in den vergangenen Jahren im Training nicht mehr so hohe Umfänge absolvieren kann, in der rund 15-köpfigen Spitzengruppe mitgelaufen. Alles schien nach Plan zu laufen und er konnte sich noch Hoffnungen auf die Top Ten machen.

Doch nach einer kurzen Tempoverschärfung der Top-Läufer, die Arne Gabius nicht mitgehen konnte, war die Führungsgruppe nach der ansteigenden Passage der Queensboro Bridge enteilt. Während seine Halbmarathon-Durchgangszeit von 64:52 Minuten noch auf eine Endzeit von deutlich unter 2:10 Stunden hindeutete, musste der ausgebildete Arzt Tempo rausnehmen. Zum zehnten Platz, den sich der US-Amerikaner Connor McMillon (2:12:07 h) holte, fehlten letztlich 50 Sekunden.

Zweite Chance beimFrühjahrsmarathon

Für Arne Gabius lief die erste Hälfte wie geplant. „Danach bekam ich Probleme, als es auf die Queensboro Bridge hinauf ging. Da hatte ich dann zwischen 100 und 150 Metern Rückstand und zudem herrschte auf der First Avenue Gegenwind“, erzählte der Marathonläufer, der dann aber wieder etwas zulegen konnte. „Das Auf und Ab im Central Park lag mir, da habe ich mich gefangen und konnte wieder etwas schneller laufen. Ich habe dann auch gesehen, dass noch eine Zeit von unter 2:13 Stunden möglich war.“

Nach der verpassten Olympia-Quali besteht noch die Chance, sich bei einem Frühjahrsmarathon für Tokio zu empfehlen. „Ich überlege jetzt in Ruhe, wo ich im Frühjahr laufen werde. Wichtig ist, gesund zu bleiben und verletzungsfrei“, sagte Arne Gabius, der zum ersten Mal bei einem ausländischen Marathonrennen ins Ziel gekommen ist. In London (Großbritannien) 2016 und Boston (USA) 2018 hatte er jeweils verletzungsbedingt aufgegeben. „New York war ein Mega-Erlebnis mit toller Stimmung und tollen Eindrücken.“ Zunächst fährt der Stuttgarter jetzt mit seiner Familie nach Miami in einen Kurz-Urlaub.

Joyciline Jepkosgei beim Debüt nur knapp am Streckenrekord vorbei

Vor den Männern waren bei perfekten Lauf-Bedingungen – Sonnenschein, blauer Himmel, leichter Wind und durchschnittlich acht Grad – die Frauen ins Rennen gegangen. Geheim-Favoritin Joyciline Jepkosgei triumphierte bei ihrem Marathon-Debüt und verpasste mit 2:22:38 Stunden den 16 Jahre alten New Yorker Streckenrekord ihrer Landsfrau Margaret Okayo (2003; 2:22:31 h) nur um sieben Sekunden. Die Halbmarathon-Weltrekordlerin lief die zweitschnellste Frauen-Zeit auf dem Kurs.

Joyciline Jepkosgei konnte sich bei Kilometer 35 von Titelverteidigerin Mary Keitany absetzen. Das kenianische Duo hatte nach etwa 34 Kilometern die Führung inne, nachdem die schließlich drittplatzierte Äthiopierin Ruti Aga (2:25:51 h) den Anschluss an die beiden Weltklasseläuferinnen verloren hatte. Für die viermalige New York-Siegerin Keitany blieb in 2:23:32 Stunden Rang zwei. Das Trio hatte die Halbmarathon-Marke nach 71:39 Minuten passiert.

"Meine Strategie war, am Ende des Rennens noch Kräfte frei zu haben. Auf den letzten Kilometern, als es in Richtung Ziellinie ging, habe ich gesehen, dass ich gewinnen kann“, sagte Joyciline Jepkosgei. Beste Amerikanerin war als Sechste Desiree Linden (2:26:46 h), die Siegerin des letztjährigen Boston-Marathons begeisterte das heimische Publikum mit einer zwischenzeitlichen Führung bei 20 Kilometern. Der New York-Marathon ist das größte Rennen der Welt über die 42,195 Kilometer. Rund 52.000 Läufer gingen an den Start.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubik...

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