Katharina Steinruck, geborene Heinig, hat am Sonntag für die beste deutsche Leistung beim Frankfurt Marathon gesorgt. Mit einer cleveren Renngestaltung steigerte sie ihre Bestzeit auf 2:27:26 Stunden und hakte damit deutlich die Olympia-Norm ab. Homiyu Tesfaye erlebte bei seinem Debüt die Höhen und Tiefen eines Marathons.
Katharina Steinruck ließ ihren Worten am Sonntag Taten folgen: „Ich würde nicht sagen, dass ich in der Form meines Lebens bin – denn die soll erst noch kommen. Aber wenn ich die Trainingswerte vergleiche, gibt es einen deutlichen Fortschritt“, hatte sie im Vorfeld des Frankfurt Marathons verkündet und dazu die Marschroute für das Rennen. Halbmarathon in 74 Minuten. Dann die zweite Hälfte der Strecke noch etwas schneller. Genauso machte sie es!
In einer großen Gruppe begleitet von erfahrenen Tempomachern wie dem einstigen Hindernisläufer Steffen Uliczka spulte die Deutsche Meisterin von 2017 Kilometer um Kilometer nach Maß ab, hinterließ dabei einen kontrollierten Eindruck und drückte auf der zweiten Rennhälfte ihren Kilometer-Schnitt überwiegend auf unter 3:30 Minuten. Damit rannte sie der erhofften Bestzeit entgegen – gleichbedeutend mit der Olympia-Norm für Tokio 2020. In 2:27:26 Stunden steigerte die Lokalmatadorin ihren drei Jahre alten Hausrekord um mehr als eine Minute und belegte in einem hochklassigen Frauen-Feld als beste Deutsche Rang zehn.
„Wir sind sehr konstant gelaufen, die Pace-Maker haben eine super Arbeit gemacht. Auf der ersten Hälfte hatten wir ordentlich Gegenwind. Umso schöner war es zurück auf der Mainzer Landstraße, da flog man förmlich. Wir haben gesagt: bis Kilometer 40 und dann Feuer frei. Das haben wir gemacht. Aber ich hätte nicht gedacht, dass ich auf den letzten zwei Kilometern noch mal so schnell bin“, sagte Katharina Steinruck gegenüber dem Hessischen Rundfunk. „Sie hat alles das umgesetzt, was wir trainiert haben, sie hat alles richtig gemacht“, stellte Mutter und Trainerin Katrin Dörre-Heinig fest.
Homiyu Tesfaye quält sich mit Krämpfen bis ins Ziel
Im Männer-Rennen spulte Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) bei seinem Debüt die ersten 20 Kilometer in einem ambitionierten Tempo ab: Die ersten Zwischenzeiten des eigentlichen Bahn-Spezialisten, der 2013 WM-Fünfter über 1.500 Meter geworden war, deuteten gar auf eine Endzeit in Richtung des deutschen Rekords von Arne Gabius hin, der 2015 in Frankfurt 2:08:33 Stunden gelaufen war. Nach schnellen 64:23 Minuten hatte Tesfaye die Halbmarathon-Marke passiert.
Dann jedoch musste er dem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Der 30-Jährige verlor Anschluss zu seiner Gruppe mit zwei Tempomachern und rannte zunächst mit rund fünf bis zehn Sekunden langsameren Kilometer-Schnitten einer Endzeit von etwa 2:10 Stunden entgegen. Spätestens ab Kilometer 35 – der Marke, bei der laut Experten der Marathon erst richtig beginnt – wurde es auch für Homiyu Tesfaye richtig hart. Die angepeilte Olympia-Norm von 2:11:30 Stunden rückte rasch in weite Ferne.
Auf der Zielgerade in Richtung Frankfurter Festhalle musste Homiyu Tesfaye sogar von Krämpfen geplagt stehenbleiben. Doch er quälte sich weiter – während ein nationaler Konkurrent an ihm vorbeirannte. Nach 2:18:30 Stunden war das Marathon-Debüt des Frankfurters beendet. „Ich habe alles gegeben, bis Kilometer 21 hat es sich leicht angefühlt. Dann musste ich den Marathon alleine laufen. Ich wollte nicht aufgeben. Es ist schade“, sagte er gegenüber dem Hessischen Rundfunk, und auch später zeigte er sich gegenüber den Journalisten weiter angriffslustig: "Ob mit oder ohne Trainer, ich werde hart arbeiten. Ich bin nächstes Jahr bei Olympia dabei. Ich werde es Euch zeigen. Ich habe den Marathon nicht abgeschlossen, vielleicht gibt es in drei bis vier Monaten den nächsten."
Karl Junghannß verblüfft als bester Deutscher
Derjenige, der als erster Deutscher an Homiyu Tesfaye vorbei stürmte, war überraschend Karl Junhannß (LAC Erfurt). Jubelnd rannte er in die Festhalle ein und fand sich auf einmal in 2:17:54 Stunden auf Platz 27 eines der besten Marathons der Welt wieder. Und das, obwohl er eigentlich Geher ist! Bei den Weltmeisterschaften 2017 in London (Grobritannien) war er 13. über 50 Kilometer geworden.
Eine Halbmarathon-Bestzeit, die exakt der Durchgangszeit von Homiyu Tesfaye in Frankfurt entspricht, hatte Dominik Notz (LG Telis Finanz Regensburg) vor seinem ersten Marathon auf dem Konto. Auch er absolvierte in 66:39 Minuten eine schnelle erste Rennhälfte, auch er konnte dieses Tempo nicht ins Ziel bringen. Wohl aber in 2:18:41 Stunden mit Platz 32 einen Achtungserfolg. Dominik Notz ist erst 26 Jahre jung, seine Leistung könnte ebenso wie die des 23-jährigen Junghannß ein Versprechen für die Zukunft sein.
Für Frank Schauer (Tangermünder Elbdeichverein), der vor zwei Jahren in Frankfurt seine Bestzeit von 2:16:30 Stunden aufgestellt und damit DM-Bronze gewonnen hatte, gab es in diesem Jahr kein Happy End. Nach dem Halbmarathon war für den 30-Jährigen Endstation.
Frankfurt Marathon international:
2:19:10 Stunden: Streckenrekord für Valary Aiyabei in Frankfurt
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