| Porträt

Frederik Ruppert – Auf dem Weg zu höheren Zielen

Völlig überraschend wurde Frederik Ruppert in diesem Jahr in Gävle U23-Europameister über 3.000 Meter Hindernis. Im kommenden Jahr will sich der Student auch bei den Aktiven für internationale Meisterschaften empfehlen.
Svenja Sapper

Es war der 14. Juli 2019. Das Finale im 3.000-Meter-Hindernislauf bei den U23-Europameisterschaften im schwedischen Gävle. Auch drei deutsche Teilnehmer standen an der Startlinie. Ein taktisch gelaufenes Rennen, wie so oft bei Meisterschaften. Von Beginn an hielt sich Frederik Ruppert (SC Myhl LA) in der Spitzengruppe auf, bestimmte das Tempo zeitweise mit.

Doch mit dem Ausgang des Rennens hätte niemand gerechnet: Nach dem letzten Wassergraben setzte der 22-Jährige zum Schlussspurt an, ließ die bis dato führenden Athleten aus Schweden und Frankreich stehen und rannte mit einer halben Sekunde Vorsprung in 8:44,49 Minuten als Erster über die Ziellinie. Gold! Ein unerwarteter Sieg für den Deutschen Leichtathletik-Verband und nicht zuletzt für den Athleten selbst.

„Ich wusste mit jeder langsamen Runde, dass mir das Tempo entgegenkommt“, blickt der Schützling von Harald Eifert auf seinen größten Triumph zurück. „Aber mit diesem Ergebnis habe ich nicht gerechnet, niemals.“ Seine Goldmedaille verdankt Frederik Ruppert seinen starken Unterdistanzleistungen: 48,98 Sekunden über 400 Meter, 1:50 Minuten über 800 Meter und 3:45 Minuten über 1.500 Meter kann der Lehramtsstudent für Sport und Geschichte als Bestleistungen vorweisen.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Kein Wunder: In den Jahren 2017 und 2018 konzentrierte sich der Läufer vor allem auf die Mittelstrecken. Immer wiederkehrende Verletzungen verhinderten Starts über die Hindernisse. Für den Athleten selbst war klar: Es muss sich etwas ändern.

Gemeinsam mit einem Ärzteteam zog Frederik Ruppert Konsequenzen. Er wandte sich an einen Osteopathen, der Beckenprobleme als Ursache der Verletzungen identifizierte. Seit nunmehr eineinhalb Jahren schaut der Hindernisläufer alle zwei bis drei Monate bei seinem Osteopathen vorbei und lässt sein Becken begradigen. „Das hat gut funktioniert“, erzählt der Athlet. Seither sind Verletzungen ausgeblieben.

Spurtstärke bei Meisterschaftsrennen

Einer Rückkehr auf die Hindernisstrecke stand somit nichts mehr im Wege. Mitte Mai lief Frederik Ruppert in Karlsruhe in 8:43,06 Minuten eine neue Bestleistung. Mitte Juni qualifizierte er sich in Wetzlar bei den Deutschen U23-Meisterschaften für einen Start in Gävle. Und einen weiteren Monat später wurde er bei seinem Debüt im DLV-Trikot auf Anhieb U23-Europameister.

Von der Zeit als Mittelstreckler profitiert der Deutsche U23-Meister bis heute. „Bei allen Meisterschaften ist es wichtig, dass man enorm gut sprinten kann, gute Unterdistanz-Leistungen mitbringt. Das ist momentan meine größte Stärke und ich werde alles dafür tun, dass sie mir erhalten bleibt“, meint der 22 Jahre alte Läufer.

Bundeswehr sorgt für finanzielle Sicherheit

Einiges hat sich seither geändert im Leben von Frederik Ruppert. Seit September ist der Student in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Das hat ihm geholfen, sein Training zu professionalisieren. Neben seinem Studium wird er nun finanziell unterstützt und kann sich seine Trainingseinheiten zeitlich besser einteilen.

Seit acht Jahren wird der U23-Europameister von Harald Eifert betreut und trainiert zurzeit siebenmal in der Woche. Die Trainingsbedingungen hätten sich durch die Förderung sehr verbessert, sagt Frederik Ruppert, und auch privat profitiert er von der Unterstützung: Der Hindernisläufer ist gerade mit seiner Freundin zusammengezogen.

Oberstes Ziel: Gesund bleiben

Im kommenden Jahr steht dem Athleten der Übergang von der U23-Klasse zu den Aktiven bevor. Auf eines legt der 22-Jährige dabei besonders großen Wert: seine Gesundheit. Nach den vielen Verletzungen der Vergangenheit steht jetzt eine schmerzfreie Vorbereitung für ihn an erster Stelle. „Ich habe in den vergangenen Jahren gelernt, dass meine Gesundheit für mich immer das Wichtigste sein muss“, erklärt er. „Nur wenn ich gesund durch die Vorbereitung komme, kann ich meine Leistung abrufen.“

Denn für die Zukunft hat der Student noch große Pläne. Auch bei den Aktiven möchte er sich für internationale Meisterschaften qualifizieren. Seine letzte Saison im U23-Bereich hat Frederik Ruppert bereits im Juli beendet, auf einen Start bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin verzichtet. „Die Saison war spitze, das Ergebnis von Gävle hätte ich nicht mehr toppen können“, begründet er diesen Schritt. „Im nächsten Jahr kann ich dann angreifen.“

Internationale Starts angepeilt

Die innerdeutsche Konkurrenz schätzt der Läufer stark ein. Mit den WM-Startern Karl Bebendorf (Dresdener SC 1898) und Martin Grau (Erfurter LAC), aber auch mit den zwei weiteren Teilnehmern der U23-EM, Lennart Mesecke (LG Nord Berlin) und Robert Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen), sowie Patrick Karl (TV Ochsenfurt) traut er gleich fünf weiteren Athleten schnelle Zeiten zu.

Ins Visier genommen hat Frederik Ruppert zunächst die Qualifikation für die Europameisterschaften in Paris (Frankreich; 26. bis 30. August 2020) im kommenden Jahr. „Ich möchte mich international qualifizieren, dazu zählt natürlich die EM in Paris“, sagt er. Und wie jeder Athlet träumt auch der U23-Europameister von den Olympischen Spielen: „Eine Olympia-Teilnahme wäre der Hammer für mich.“

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