Nieselregen und kühlen Temperaturen sahen sich die Athleten am Dienstagabend beim World Challenge-Meeting in Ostrava gegenüber. Superstar Usain Bolt konnte das nicht schocken. Der Jamaikaner ist an das Wetter im tschechischen Mähren gewohnt.
15.000 Zuschauer bibberten im vollen Stadion so dem Auftritt des sechsfachen Olympiasiegers entgegen. Kurz vor 20 Uhr war es dann soweit: Usain Bolt stellte sich nicht nur über 200 Meter, sondern auch einem ausgesprochen sprinterunfreundlichen Wetter.
In 20,13 Sekunden drückte er dem Rennen seinen Stempel auf. Die Konkurrenz um Isiah Young (USA; 20,35 sec) hatte er im Griff. Im noch jungen Saisonvergleich reihte er sich damit weltweit auf Platz vier ein. Danach durfte er sich feiern lassen, gefolgt von Autogrammen und Interviews. „Ich hatte ein wenig Angst mich bei dem Wetter zu verletzen. Deshalb war ich am Start vorsichtig, es war sicher keine perfekte Kurve“, sagte Usain Bolt, „wie gut die Zeit tatsächlich ist, kann ich selber nicht einschätzen.“
Ähnlich verhielt es sich bei seinem prominenten Landsmann: Asafa Powell blieb auf den 100 Metern in 10,04 Sekunden über der Zehn-Sekunden-Schallmauer. „Es war ein gutes Rennen. Die Zeit ist bei den Wetterbedingungen nicht so schlecht“, meinte er.
Thomas Röhler überzeugt als Zweiter
Aus deutscher Sicht sorgte Thomas Röhler als Zweiter im Speerwurf für ein Glanzlicht. Der Weitenjäger vom LC Jena eröffnete seinen Wettkampf mit 84,38 Metern und setzt damit das erste Ausrufezeichen in einem anspruchsvollen Wettkampf, im dritten Versuch steigerte er sich noch auf 85,36 Meter. Nur in drei Wettkämpfen seiner Karriere hatte er bislang den Speer weiter hinaus gejagt.
„Es war ein super hochwertiger Wettkampf. Alle Athleten haben gut geworfen. Ich hatte im ersten Durchgang vorgelegt. Mit meinem Schnitt bin ich super happy“, sagte Thomas Röhler zu seinem Auftritt, bei dem er auch noch einen weiteren 85 Meter-Wurf zeigte.
Überboten wurde er nur von einem: Der WM-Vierte Julius Yego zauberte einen neuen kenianischen Landesrekord von 86,88 Metern auf den grünen Rasen.
Starker Hürdenauftritt von Sharika Nelvis - David Rudisha verletzt
Auf den 100 Meter Hürden war ein Meetingrekord (12,65 sec) fällig, der seit 25 Jahren nicht unterboten, sondern nur zweimal egalisiert werden konnte. Die US-Studentenmeisterin Sharika Nelvis ließ sich vom Gegenwind nicht bremsen und schrammte in 12,55 Sekunden nur um eine Hundertstel an ihrer erst elf Tage alten Bestzeit vorbei.
Tags zuvor hatte 800 Meter-Weltrekordler David Rudisha noch erklärt, wie gut er sich fühle. Am Meetingabend war sein 600 Meter-Auftritt schon nach hundert Metern zu Ende. Der Kenianer blieb mit einer Verletzung am rechten Oberschenkel auf der Strecke. Den Sieg holte sich der Pole Adam Kszczot (1:16,02 min) mit einem starken Finish.
Marcin Lewandowski schlägt Asbel Kiprop
Eine Schlappe für den Favoriten gab es auf den 1.000 Metern. Bis eingangs der Zielgerade führte 1.500 Meter-Weltmeister Asbel Kirprop, dann aber spielte der Hallen-Europameister Marcin Lewandowski, der von den 800 Metern kommt, seine Stärke aus. Der Pole setzte sich in 2:17,25 Minuten gegen den Kenianer (2:17,38 min) durch.
Die tschechische Olympiasiegerin Zuzana Hejnova stieg auf ihrer Paradestrecke, den 400 Meter Hürden, in 55,13 Sekunden mit einem Sieg in die Saison ein. Dabei profitierte sie aber auch von einem Missgeschick der Südafrikanerin Wenda Nel, die bis zur letzten Hürde gleichauf lag. Der Freude von Zuzana Hejnova tat das keinen Abbruch: „Angesichts der Bedingungen bin ich zufrieden. Ich bin zurück und meine Gegnerinnen müssen wieder mit mir rechnen.“
Anežka Drahotová mit flottem Marsch
Die tschechische Geherin Anežka Drahotová sorgte auf den selten angebotenen 3.000 Metern für Furore. Die EM-Dritte schrammte in 11:52,41 Minuten nur knapp an der 24 Jahre alten Weltbestzeit der Australierin Kerry Saxby-Juna (11:51,26 min) vorbei. „Ich habe nicht auf die Zwischenzeiten geschaut und bin nach Gefühl gegangen. Am Ende kam eine Zeit auf einem hohen Niveau heraus“, meinte die erst 19-Jährige.
Speerwurf-Olympiasiegerin Barbora Spotakova gehörte zu den Enttäuschungen unter den gefeierten heimischen Stars. Die 33-Jährige konnte die 60 Meter nicht überbieten und wurde mit 58,57 Metern nur Fünfte, unmittelbar hinter der Russin Mariya Abakumova (58,78 m). Der Sieg ging überraschend an Marharyta Dorozhon, die einen neuen israelischen Rekord warf (63,85 m). Weltmeisterin Christina Obergföll (LG Offenburg) hatte nach einer Durchfallerkrankung ihren Start abgesagt.
Thiago Braz da Silva trotzt dem Nieselregen
Der Leverkusener Stabhochspringer Karsten Dilla musste sich im Nieselregen mit 5,20 Metern, die er im zweiten Versuch nahm und Platz neun zufrieden geben. „Von der Physis her fehlt mir nichts. Auch das Einspringen war noch gut“, sagte der Leverkusener. Die Energie aus dem Anlauf konnte er im Wettkampf allerdings nicht in Höhe umsetzen. An der Witterung wollte er es nicht festmachen: „Die Bedingungen waren gut.“
Den Sieg holte sich souverän der Hallen-WM-Vierte Thiago Braz da Silva (Brasilien; 5,75 m). Er nahm alle Höhen einschließlich der 5,75 Meter im ersten Versuch.
Dreisprung-Olympiasieger Christian Taylor gab sich keine Blöße. Der US-Amerikaner lieferte in dem Stadion, in dem er vor acht Jahren U18-Weltmeister geworden war, mit 17,52 Metern eine überzeugende Weite ab. „Die Gegner haben mich nicht so sehr gefordert, also habe ich mir gesagt: Ich will eine gute Show bieten.“ So konnte er einen 24 Jahre alten Meetingrekord (16,82 m) trotz Gegenwinds deutlich steigern.
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