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U20-Athleten mit Kämpferherz auf Platz drei der Welt

Kleines Team meistert große Herausforderung: Die deutschen U20-Athleten hatten in der vergangenen Woche bei den U20-Weltmeisterschaften in Eugene (USA) einen dritten Platz in der Nationenwertung zu verteidigen – unter schwierigen Voraussetzungen. Mit großem Kampfgeist haben die jungen Athleten für viele positive Überraschungen gesorgt und am Montag erneut als drittbeste Nation der Welt die Heimreise angetreten.
Silke Morrissey

Sieben Medaillen aus 44 Entscheidungen: So die Edelmetall-Ausbeute des deutschen Teams. Im Medaillenspiegel reichte das in diesem Jahr nur für Rang 22 – allerdings zählen hier zuerst die Goldmedaillen, und von denen gab es in Eugene für die DLV-Athleten keine. Umso bemerkenswerter, dass es die deutschen Talente trotzdem schafften, den dritten Rang in der Nationenwertung zu verteidigen, zu der die Top-Acht-Platzierungen herangezogen werden.

Das DLV-Team ließ hier unter anderem Leichtathletik-Nationen wie Russland (5.), Großbritannien (6.) oder die aufstrebenden Japaner (4.) hinter sich, nur die wieder einmal herausragenden Gastgeber aus den USA und Kenia waren in der Summe der Top-Acht-Platzierungen besser.

„Wir haben ein kleines, junges Team gesehen, das sich im Weltmaßstab hervorragend präsentiert hat“, lobte U20-/U18-Bundestrainer Dietmar Chounard. „Die Athleten sind in diesem Alter noch nicht stabil in ihren Leistungen, das ist ganz normal. Natürlich mussten einige von ihnen Enttäuschungen einstecken, aus denen sie lernen und an denen sie wachsen werden. Aber viele Athleten sind in Eugene über sich hinausgewachsen.“

Aus vier mach sieben

Die Ausgangslage war keine leichte: Mit 57 nominierten Athleten war das deutsche Team um sieben Athleten kleiner als vor zwei Jahren in Barcelona (Spanien) und um neun Athleten kleiner als vor vier Jahren in Moncton (Kanada). 2010 und 2012 gab es sechs Mal Edelmetall, 2014 schafften es die DLV-Athleten sogar einmal mehr aufs Treppchen.

Dabei konnte die deutsche Mannschaft diesmal nicht auf so sichere Medaillenkandidaten vertrauen wie noch 2012, als im Diskuswerfen mit der späteren Olympia-Teilnehmerin Anna Rüh (SC Neubrandenburg) und Shanice Craft (MTG Mannheim) die haushohen Favoritinnen aus Deutschland kamen und Weitspringerin Lena Malkus (SC Preußen Münster) Anlauf auf ihre dritte internationale Medaille nahm. 2014 waren im Vorfeld nur vier deutsche Athleten auf Medaillenrängen platziert.

Starke Schlusstage

Es musste also die eine oder andere Überraschung her, um an die Erfolge der Vorjahre anzuknüpfen und für die musste das deutsche Team viel Geduld und Kämpferherz beweisen. Nach vier WM-Tagen standen nur zwei Bronzemedaillen zu Buche, für Zehnkämpfer Tim Nowak (SSV Ulm 1846) und Weitspringerin Maryse Luzolo (LG Eintracht Frankfurt). Schwer zu verdauen war der Freitag mit drei vierten und zwei fünften Plätzen – allesamt starke Leistungen und zum Teil positive Überraschungen, aber doch ohne den verdienten Platz auf dem Podium.

Dann aber läutete Diskuswerfer Henning Prüfer (SC Potsdam) am Samstag mit Silber die Wende ein und bewies eindrucksvoll, wie man sich nach Niederschlägen wieder zu Höchstleistungen aufrappeln kann. Schließlich hatte der U18-Vize-Weltmeister im Kugelstoßen am Tag zuvor noch mit Rang elf eine herbe Enttäuschung wegstecken müssen.

Ein Ruck ging durch die Mannschaft, der am Samstag auch Stabhochspringer Oleg Zernikel (ASV Landau) und die weibliche Sprintstaffel zu Bronze beflügelte. Es folgte am Sonntag eine Gala-Vorstellung von Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) mit Silber im Dreisprung sowie der krönende Abschluss der deutschen 4x400 Meter-Staffel, die sich – als Letzte fürs Finale qualifiziert – die Bronzemedaille erkämpfte.

Der Mix macht‘s

Erfrischend und erfreulich war in Eugene der Mix aus international erfahrenen Athleten und Neulingen in der Nationalmannschaft, die gemeinsam für das gute Abschneiden sorgten. Verlass war im Zehnkampf wieder einmal auf Tim Nowak, für den es seit seiner U20-WM-Premiere 2012 eigentlich nur steil bergauf ging, stets mit Bestleistung zum Saison-Höhepunkt. Auch Weitspringerin Maryse Luzolo konnte in Eugene ihre Erfahrung ausspielen.

In der Bronze-Sprintstaffel waren dagegen mit Lisa-Marie Kwayie (NSF Berlin), Lisa Mayer (LG Langgöns-Oberkleen), Gina Lückenkemper (LAZ Soest) und Chantal Butzek (LC Paderborn) vier Athletinnen unterwegs, die auch im kommenden Jahr noch gemeinsam die U20-Staffel rennen können. Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim) und Eleni Frommann (LC Jena; Vorlauf) schafften es als U18-Athletinnen in die bronzene 4x400 Meter-Staffel.

Hammerwerfer Alexej Mikhailov (Hannover 96) und Siebenkämpferin Celina Leffler (SSC Koblenz-Karthause) können im kommenden Jahr bei der U20-EM den vierten Platz zu einer Medaille machen, auch Diskuswerferin Claudine Vita (SC Neubrandenburg), in Eugene Fünfte, und Kugelstoßer Patrick Müller (SC Neubrandenburg), als Zwölfter unter Wert geschlagen, steigen im kommenden Jahr wieder in den Ring. Ein weiteres Jugendjahr haben zudem die beiden Vize-Weltmeister Max Heß und Henning Prüfer vor sich. Grund genug, optimistisch auf die nächsten Herausforderungen zu blicken.

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