Speerwerfer Till Wöschler hat am Sonntag in Bottrop den Stadionrekord auf 80,41 Meter verbessert - und damit zum ersten Mal seit 2011 wieder die 80-Meter-Marke überboten. Teils heftiger Regen beeinträchtigte die Leistungen bei der durch Einladungswettbewerbe aufgewerteten offenen nordrhein-westfälischen Meisterschaft sehr. So blieb unter anderem Verena Sailer hinter den Erwartungen zurück.
Katharina Molitor holte vor dem letzten Durchgang tief Luft, blies die Wangen auf - und katapultierte den Speer auf 61,12 Meter. Damit übernahm die 31-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen die Führung und gab diese auch nicht mehr ab.
"Ich bin schwer in den Wettbewerb gekommen und der letzte Versuch war auch der einzige Gute", so die Olympia-Sechste, die Anfang März beim Winterwurf-Europacup in Leira (Portugal) bereits die DLV-Mindestleistung für die Weltmeisterschaft erfüllt hat, als sie ihr Arbeitsgerät 62,08 Meter weit warf. "Unter die besten Acht kommen", nannte Katharina Molitor als Ziel für Peking.
Ihre Klubkollegin Linda Stahl will da mehr. "Die WM-Medaille ist die einzige, die mir in meiner Sammlung noch fehlt", sagte die Europameisterin von 2010 und Olympia-Dritte nach ihrem zweiten Platz in Bottrop. Ihr Speer flog im dritten Durchgang auf 60,31 Meter. "Das Einwerfen war gut, aber dann kam der Regen", haderte die 29-Jährige mit den Bedingungen. "Der Speer ist nicht immer in die richtige Richtung geflogen. Aber das passiert", übte sich die Deutsche Meisterin in Gelassenheit.
Till Wöschler mit Achtungszeichen
Im Wettbewerb der Männer machte Till Wöschler (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit Nachdruck auf sich aufmerksam. Der frühere U20-Welt- und U23-Europameister steigerte den Stadionrekord und seine Saisonbestleistung auf 80,41 Meter und setzte sich damit an die fünfte Stelle der nationalen Jahres-Bestenliste. "Mein erster 80er seit 2011, das ist erst einmal in Ordnung. Aber die für die WM geforderten 82,50 Meter sind das Ziel. Mindestens", so der Saarländer, der den Wettbewerb nach dem dritten Durchgang beendete - aus Sicherheitsgründen, weil er beim Abwurf ein leichtes Ziehen im Ellbogen spürte.
Bei deutlich übersprungenen 2,20 Metern legte U23-EM-Starter Torsten Sanders (TSV Bayer 04 Leverkusen) viel Platz zwischen sich und die Latte. Auch bei diesmal noch zu hohen 2,24 Metern sah der letztjährige nationale U23-Meister alles andere als chancenlos aus. Ausnahme-Weitspringer Fabian Heinle (LAV Stadtwerke Tübingen; 7,67 m) kam nach anfänglichen Anlaufproblemen nicht mehr ganz an Sergey Polyansky (Russland; 7,75 m) heran.
Verena Sailer fehlte die Frische
Erwartet dominant gewann Verena Sailer (MTG Mannheim) die 100 Meter, allerdings in ausbaufähigen 11,52 Sekunden. Die Europameisterin von 2010 wirkte bei einem Gegenwind von 1,4 m/sec nicht frisch. "Natürlich merkt man den Wind, aber das ist keine Entschuldigung. Wichtig war, jetzt endlich einmal zu laufen und ein Rennen zu machen, um zu wissen, wo man steht. Jetzt weiß ich auch, woran ich arbeiten muss", sagte die 29-Jährige, die sich eine Woche zuvor in Rabat (Marokko) einen Fehlstart geleistet hatte.
"Es ist jetzt nicht so, dass ich das Gefühl habe, dass jetzt alles ein Chaos ist. Generell fällt mir der erste Wettkampf einer Saison immer schwer. Unter all den Umständen ist das Gesamtergebnis okay und hat für den weiteren Verlauf der Saison sicher keine Bedeutung. Ich fühle mich gut und freue mich jetzt auf den Lauf am Samstag in Mannheim", bleibt die siebenmalige Deutsche Meisterin optimistisch, bald die bei 11,25 Sekunden angesiedelte Pflichtzeit für die WM in Peking (China; 22. bis 30. August) abzuliefern.
Denise Hinrichs will mehr
Die Hallen-EM-Sechste Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01) siegte im Kugelstoßen mit 16,78 Metern, wollte aber mehr. Leonid Ekimov (LC Paderborn) stieß die Männer-Kugel auf 18,02 Meter. Langhürdler Jonas Hanßen (SC Myhl LA; 52,13 sec), am letzten Wochenende wegen einer Erkältung bei der U23-DM nicht am Start, hatte auf der regennassen Bahn mehr Probleme mit dem Rhythmus als mit den Mitbewerbern. Kim Carina Schmidt (LT DSHS Köln; 60,12 sec) setzte sich auf der Zielgeraden von Frederike Hogrebe (TSV Bayer 04 Leverkusen; 61,07 sec) ab.
Hürdensprinterin Eva Strogies (TV Wattenscheid 01; 13,59 sec) bremste der Gegenwind von 2,2 m/sec. Im Vorlauf kam sie mit 13,41 Sekunden besser zurecht. Bei den Männern lag David Klöckner (LAZ Rhede; 14,08 sec) vorn. Benedikt Stienen schleuderte den Diskus im letzten Durchgang auf 57,36 Meter. Bei den Frauen wiederholte Marike Steinacker mit 53,80 Metern ihren Vorjahressieg. Im Stabhochsprung bewältigte Regine Kramer 4,20 Meter. Für Hammerwerferin Daniela Manz (alle TSV Bayer 04 Leverkusen) wurden 64,74 Meter notiert.
Stadionrekord über 5.000 Meter
Gleich zu Beginn des über achtstündigen Doppelpacks aus Meeting und Meisterschaft steigerte Abrar Osman Adem (Eritrea; 13:14,00 min) den Stadionrekord über 5.000 Meter um sieben Sekunden, gefolgt von Alfred Ngeno (Kenia; 13:22,04 min). Der als Erster ins Ziel eingelaufene U20-Cross-Weltmeister Yacin Haji (Äthiopien) wurde disqualifiziert, weil er nach der Startkurve vier Schritte zu früh nach innen eingebogen war.
Bei den Frauen rannte Letesenbed Gidey (Äthiopien; 15:39,83 min) weit vor dem Feld. Ihre Landsfrau Besu Sado dominierte über 1.500 Meter in 4:07,82 Minuten. Im von Tesfaye Cheru (Äthiopien; 3:39,37 min) gewonnenen Lauf der Männer kam Sebastian Keiner (Erfurter LAC; 3:40,46 min) auf Platz sechs. Dreispringerin Klaudia Kaczmarek (LAZ Rhede) setzte sich mit 13,43 Metern durch.