Die deutsche Auswahl übernachtet bei der Team-EM in Cheboksary nach Tag eins hinter den Gastgebern aus Russland auf Rang zwei. Wir haben für Sie in der Mixed Zone die Reaktionen vieler DLV-Topathleten eingefangen, die ihren Auftritt noch einmal Revue passieren lassen.
Alyn Camara (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Dritter im Weitsprung, 8,11 m (+2,1 m/sec)
Ich bin sehr zufrieden. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, im ersten Versuch einen sicheren, guten Sprung zu machen, das ist mir mehr als gelungen. Und dann volles Risiko. Das ist dann zwar nicht ganz aufgegangen wie gewünscht. Aber mit 8,11 Metern und Platz drei bei der Team-EM kann man zufrieden sein. Der zweite Platz wäre natürlich schöner gewesen. Dass der Menkov nicht zu schlagen sein würde, war eigentlich schon im Vorfeld klar. Man merkt, dass das deutsche Team insgesamt heiß darauf ist, weiter die Leistungen zu zeigen, die wir bis jetzt gezeigt haben, und die Russen noch ein bisschen zu ärgern. Jetzt muss ich mich mit Heim- und Bundestrainer zusammensetzen und schauen, welche Wettkämpfe wir als nächstes machen. Das große Ziel ist definitiv die WM, und da müssen wir schauen, wir wie das am besten angehen.
Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz)
Zweite im Dreisprung; 14,46 m
Ich freue mich natürlich über die Weite von 14,46 Metern! Aber ich hatte heute Pech mit dem Wind. Er war immer ein bisschen zu viel. Wichtig sind die elf Punkte für die Mannschaft. Ich habe das Beste herausgeholt, jetzt drücke ich die Daumen für das Team. Team-EM ist schon etwas Besonderes.
Christiane Klopsch (LG ovag Friedberg-Fauerbach)
Neunte über 400 m Hürden, 56,78 sec
Ich habe mir schon mehr erhofft, ich wollte mein Rennen definitiv gewinnen. Bis zu siebten Hürden hat es sich perfekt angefühlt, wir hatten guten Rückenwind, ich bin total locker, entspannt gelaufen. Aber irgendwie war ich hinten raus platt. An der neunten Hürden kamen die anderen auf und dann ging leider hinten nicht viel, das ärgert mich. Ich fand die Hitze heute sehr anstrengend, habe beim Aufwärmen immer mal wieder Pause gemacht und mich in den Schatten gesetzt, aber damit haben die anderen auch zu kämpfen.
Sven Knipphals (VfL Wolfsburg)
Dritter 100 m; 10,50 sec
Das Rennen selber war mittelmäßig. Es war ein bisschen ungewohnt: Bei all meinen letzten Rennen hatte ich zwei Meter oder mehr Rückenwind - jetzt waren's zwei Meter Gegenwind. Ich wäre ganz gerne schneller gelaufen, aber ich glaube, das ist heute egal. Zehn Punkte sind das Entscheidende.
Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg)
Zweite über 3.000 m; 9:20,82 min
Die Temperaturen kamen mir ein bisschen entgegen. Dadurch, dass es sehr, sehr heiß war, wurde nicht richtig auf Tempo gelaufen, sondern extrem taktiert. Am Ende konnte ich meine Spurtqualitäten ein bisschen ausspielen. In diesem Jahr liegt mein Fokus ja so ein bisschen auf den 1.500 Meter, insofern war es von Vorteil, dass es so langsam war. Ich hatte den Überraschungsmoment für mich, dadurch, dass ich konsequent angetreten bin. Die Russin hatte ich in Schach, aber im Schatten habe ich schon die Polin, die Sofia gesehen, und wusste, dass sie noch kommt, weil sie auch auf den Unterdistanzen die stärkeren Zeiten aufzuweisen hat. Daher bin ich vollkommen zufrieden mit dem zweiten Platz. Als nächster Höhepunkt steht die DM an, da habe ich über 1.500 Meter einen Titel zu verteidigen. Dann werfe ich den Blick noch ein bisschen nach Peking, auch wenn es schwer wird, irgendwo die Norm zu laufen. In Belgien und den Niederlanden werden wir noch zwei Rennen bestreiten, da muss man sehen, inwieweit es in Richtung Norm oder darunter geht.
Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr)
Sechste 800 m; 2:01,27 min
Ich freue mich über die Saison-Bestleistung! Ich wollte mein Ergebnis von Regensburg noch mal steigern, das ist mir gelungen. Ich finde es schade, dass die Platzierung nicht besser war. Aber am Ende ging vorne noch mal richtig die Post ab - bei mir leider nicht. Ich habe gesehen, dass die Russin noch mal näher kam, gekriegt habe ich sie leider doch nicht. Das Format der Team-EM gefällt mir sehr gut. Bei Welt- und Europameisterschaften ist es ja so, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht - zu Recht, denn wie soll man alle über einen Kamm scheren. Aber so ein Event, das extra dafür gemacht ist, als Team anzureisen - das finde ich super.
Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt)
Siegerin 3.000 m, 9:46:49 min
Es war meine erste Team-EM, vorher wurde ich im Rennen davor immer geschlagen, daher war ich sehr, sehr glücklich, in diesem Jahr dabei sein zu können. Mein Ziel war es, hier 12 Punkte für das Team zu holen. Ich habe mich auf ein Rennen in einem europäischen Feld gefreut, das hat man ja nicht ganz so oft. In der Diamond League muss man immer seinen Platz finden, rennt oft hinterher. Deswegen habe ich auch mit meinem Trainer besprochen, das Rennen hier ganz offensiv anzugehen. Eigentlich sollte ich noch ein bisschen schneller angehen. Aber mein Trainer hat mir auch gesagt, dass die Bedingungen nicht einfach sind. Viel, viel schneller wäre es heute auch nicht gegangen. Aber das war egal, es ging hier um den Sieg, und ich habe ihn erreicht. Wir haben das Rennen so gestaltet, wie es geplant war. Aber für Peking müssen schnellere Zeiten her. Trotzdem: Man gewinnt im Erwachsenenalter nicht mehr so viele Rennen, daher war das heute wichtig. Das ist ein ganz wichtiger Faktor, die Motivation wiederzufinden.
Christina Obergföll (LG Offenburg)
Siegerin Speerwurf; 61,69 m
Ich bin happy, dass ich die zwölf Punkte gewonnen habe. Es ist das fünfte Mal, dass ich bei einer Team-EM dabei bin, und das fünfte Mal, dass ich zwölf Punkte geholt habe. Insofern ist das Klasse, auch dass es nach dem Comeback wieder geklappt hat. Aber mit der Weite bin ich überhaupt nicht zufrieden, ich wollte mehr rausholen. Von daher bin ich schon ein bisschen enttäuscht – aber happy fürs Team. Im Moment hadere ich ein bisschen, ich weiß nicht, ob ich vielleicht noch ein paar mehr Wettkämpfe brauche, denn eigentlich fühle ich mich stark und fähig, weit zu werfen. Jetzt hatte ich vier Wettkämpfe und irgendwie ist es noch nicht so richtig weiter nach vorne gegangen. Aber so schnell gebe ich nicht auf, die, die mich kennen, wissen das.
Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg)
Vierter 1.500 m; 3:52,56 min
Wir hatten am Anfang ein bisschen Probleme beim Start, da ging der Lautsprecher nicht. Beim ersten Mal haben wir den Starter nicht richtig verstanden, und bis wir dann gestartet sind, hat es schon seine Zeit gedauert. Aber ich habe es geschafft, die Konzentration hochzuhalten. Die ersten 100 waren ein bisschen schnell, um sich einzusortieren, aber dann wurde gebummelt. Nach der zweiten Runde habe ich gedacht ich muss sehen, dass ich mich in Position bringe. Dann war schon klar, dass es eine ganz, ganz schnelle letzte Runde wird. 500 Meter vor Schluss wurde schon ein bisschen sortiert, ein bisschen geboxt. Ich dachte mir nur: Geh mit, wenn du kannst. 200 Meter vor Schluss war ich noch dran und wollte mir ein paar Körner für die Zielgerade aufheben. Ich dachte, ich könnte noch mal gehen, links habe ich auch ein paar überholt, aber rechts kamen noch der Pole und der Brite vorbei. Dadurch wurde es ein ganz enges Rennen. Die letzte Runde sind wir in plus/minus 52 Sekunden gerannt – das war Wahnsinn.
Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Dritter im Hochsprung; 2,25 m
Ich war als Dritter gemeldet, ich bin Dritter geworden, ich habe zehn Punkte für das Team einkassiert, das waren wichtige Punkte – vier Fehlversuche im ganzen Wettkampf sind nicht ohne, und von daher bin ich mega zufrieden mit meiner Leistung. Die Stimmung hier im Stadion war klasse. Natürlich ist das Publikum für Russland, aber auch andere Athleten wurden unterstützt. Ich bin zum ersten Mal bei der Team-EM. Ich habe Alyn gratuliert, er ist Dritter geworfen. Er hat mir gratuliert. Man merkt, man ist nicht für sich hier, sondern für das Team, und jeder Punkt ist wichtig. Ich mache jetzt nicht mehr so viele Wettkämpfe, ich schaue jetzt nach Nürnberg und dann nach Peking. Heute bin ich mit 2,25 Metern die Stabilitätsnorm gesprungen, daher denke ich, dass ich sicher dabei bin.
Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Siegerin Stabhochsprung; 4,75 m
Ich bin überglücklich. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so schnell wieder eine 70 springen kann, und dann noch eine 75! Ich habe am ganzen Körper Gänsehaut bekommen und musste das einfach rausschreien, weil ich es nicht fassen konnte. Vor allem bin ich auch noch bei 14 Schritten, sonst laufe ich aus 18 an. Ich habe auch noch nicht die längeren Stäbe, die Griffhöhen sind auch noch nicht wie sie mal waren – bis zum heutigen Tage dachte ich, ich bin noch viel weiter von der Form vor der Verletzung entfernt!
David Storl (SC DHfK Leipzig)
Sieger Kugelstoßen; 21,20 m
Mein Ziel waren zwölf Punkte für die Mannschaft. Das habe ich geschafft. Insgesamt war ich mit dem Wettbewerb nicht so zufrieden. Die Russen feuern nur ihre eigene Mannschaft an und die anderen fallen hinten runter. Das finde ich nicht gut. Ich denke, noch weiter weg sollte man die Team-Europameisterschaft nicht vergeben. Ich hoffe, dass wir als Titelverteidiger auch in diesem Jahr ganz vorne ein Wörtchen mitreden werden.
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