2014 war ein schwieriges Jahr für Lisa Mayer. Am Wochenende (14./15. Februar) will die Nachwuchssprinterin bei der U20-Hallen-DM in Neubrandenburg über 200 Meter aufs Podest. Und unter 24 Sekunden bleiben.
Im Rennen um die Sprinterkrone in der weiblichen Jugend zählt die Hessin Lisa Mayer von der LG Langgöns/Oberkleen am Wochenende (14./15. Februar) bei der U20-Hallen-DM in Neubrandenburg nicht zu den ersten Sieganwärtern. Die Goldmedaille über 60 Meter geht nur über Chantal Butzek (LC Paderborn), die sich anschickt, die kurze Sprintstrecke so schnell wie noch keine deutsche Jugendliche in diesem Jahrtausend zurückzulegen. Aber auch Lisa Mayer hat sich weiterentwickelt.
7,61, 7,58, 7,58, 7,54, 7,53. So lauten die Zeiten von Lisa Mayer über 60 Meter seit Dezember letzten Jahres. Allesamt Bestzeiten. Mit den 7,53 Sekunden, die ihr den Titel bei den Hochschulmeisterschaften einbrachten, rangiert die 18-Jährige derzeit auf Platz fünf in der nationalen Hallenbestenliste. Die alte Richtmarke von 7,66 Sekunden stammte noch aus dem Jahr 2013.
Wegen eines Muskelfaserrisses im Zwischenlauf der Hessischen Hallenmeisterschaften 2014 trat Lisa Mayer letztes Jahr unter dem Hallendach kaum in Erscheinung. In die Freiluftsaison startete sie ähnlich unglücklich. Erster Wettkampf, nächster Muskelfaserriss. Dass Lisa Mayer trotzdem noch auf den Zug zur U20-WM aufsprang und bei den Deutschen U20-Jugendmeisterschaften Silber über 100 Meter gewann, spricht für die Disziplin und den Ehrgeiz der U18-WM-Siebten über 200 Meter von 2013.
Vor zwei Jahren bei der U18-WM in Donetsk (Ukraine) stürmte Lisa Mayer in 23,75 Sekunden zum hessischen U18-Rekord und setzte ihren Verein, die LG Langgöns/Oberkleen, wieder auf die deutsche Leichtathletik-Landkarte. Zuvor war dies Ende der 1980er-Jahre Charles Friedek gelungen, dessen Karriere als Dreispringer in Mittelhessen begann.
Medaillentraum über die Hallenrunde
Im Jahnsportforum in Neubrandenburg rechnet sich Lisa Mayer auf der Hallenrunde etwas mehr aus als auf den für sie etwas zu kurzen 60 Metern. „Über 200 Meter will ich eine Medaille holen und wenn es optimal läuft unter 24 Sekunden bleiben.“ Zwei deutschen Nachwuchssprinterinnen ist das in der laufenden Hallensaison bereits gelungen: der Berlinerin Lisa Marie Kwayie von den Neuköllner Sportfreunden in 23,79 Sekunden und Eleni Frommnn vom LC Jena in 23,97 Sekunden. Als Dritte folgt Lisa Mayer mit 24,32 Sekunden, erzielt Mitte Januar bei den Hessischen Jugendhallenmeisterschaften. Damals sah sich auf dem Weg zu „zwei Topzeiten“ in Neubrandenburg, kündigte aber auch an: „Da geht noch mehr.“
Den Beweis erbrachte die 1,71 Meter große gebürtige Gießenerin bei den Hochschulmeisterschaften in Frankfurt-Kalbach. Nach 7,54 Sekunden im Vorlauf war sie im Finale sogar noch einen Wimpernschlag flotter. „Das hat mich überrascht, da ich den Wettkampf aus dem vollen Training bestritten habe“, erklärte Lisa Mayer danach. Auf weitere Wettkämpfe verzichtete die Hessin und konzentrierte sich aufs Trainieren. Vor allem an der Feinabstimmung zwischen Armen und Beinen hat sie gearbeitet, um noch schneller aus den Blöcken zu kommen.
Verbesserte Trainingsbedingungen
Der Start, es ist noch immer die Schwachstelle im Repertoire der Germanistik- und Geographiestudentin an der Universität Frankfurt. Die Trainingsbedingungen, um diese Mängel zu korrigieren, haben sich in letzter Zeit grundlegend verbessert. Seit ihrem Umzug aus dem heimischen Elternhaus im beschaulichen Niederkleen in die Mainmetropole im Herbst kann Lisa Mayer täglich in der geräumigen Halle im Frankfurter Norden trainieren. Davor war dies im Winter nur zweimal pro Woche möglich.
In Oberkleen und Langgöns wurde zudem noch in einer Mehrzweckhalle und auf Asche geübt. Jetzt kann sie auf der Kalbacher Tartanbahn „auch mal 100 Meter durchsprinten“, berichtet Lisa Mayer. „Das bringt mich technisch weiter.“ Mindestens zweimal pro Woche kommt ihr Trainer Rainer Finkernagel aus Oberkleen vorbei, gelegentlich bringt er Trainingskameradinnen mit. Zweimal in der Woche trainiert Lisa Mayer alleine. „Das ist kein Problem. Auch in meiner früheren großen Trainingsgruppe haben wir uns aufgeteilt.“
Gesund, fit, schnell – auch dank konsequenter Physiotherapie. Einmal pro Woche fährt Lisa Mayer dafür knapp 70 Kilometer in die Praxis von Dirk Lösel in Wettenberg. Lisa Mayer nennt es „eine Art Personal Training“, das der leitende Physiotherapeut der Basketballer der Giessen 46ers für sie zusammengestellt hat. Mit dem Ergebnis, dass sich Lisa Mayer insgesamt athletischer fühlt, körperliche Dysbalancen korrigiert werden. Lisa Mayer merkt, dass sie bereits besser aus dem Startblock kommt. „Aber da ist immer noch Luft nach oben.“ Lisa Mayer fühlt sich in der Lauerstellung sichtlich wohl – und bereit für weitere flotte Zeiten.