Das Team ist der Star – trotz individueller Top-Besetzung der deutschen Mannschaft. Diesen Eindruck macht sich kurz vor der Team-Europameisterschaft in Braunschweig (21./22. Juni) breit, denn auch die ansonsten naturgemäß auf Individualismus gepolten Einzelkämpfer wie Diskus-Olympiasieger Robert Harting stellen sich am kommenden Wochenenden ganz in den Dienst der Mannschaft. Ihr Ziel: Vor heimischem Publikum glänzen. Doch die Konkurrenz ist groß.
2009 – da stand das DLV-Team bei der Team-EM ganz oben. Eine Erinnerung, die Deutschland neben Russland von allen anderen Teilnehmer-Nationen in Braunschweig unterscheidet. Und die Russen sind es auch, die in diesem Jahr offenkundig als erneuter Champion gehandelt werden. „Der große Favorit ist sicher Russland“, sagt DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. Und auch Team-Kapitän Robert Harting (SCC Berlin) hat die russischen Athleten fest auf dem Zettel. „Die sind konstant gut“ sagt er. Aber auch Großbritannien und Frankreich sieht er mit Siegchancen.
12 Teams sind insgesamt am Start. Auch wenn die Briten auf ihren Hochkaräter und Doppel-Weltmeister Mo Farah verzichten, so startet in Braunschweig doch die erste Klasse der europäischen Leichtathletik. Das Versprechen: Wettkämpfe auf höchstem Niveau.
Die besten Athleten Europas
Im Diskus kommt es zur Wiederauflage des immer wieder schönen Duells Robert Harting gegen Piotr Malachowski (Polen) und im Kugelstoßen tritt Doppel-Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) auf den Doppel-Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen). Der Leverkusener Tobias Scherbarth muss sich im Stabhochspringen nach überstandener Fußverletzung mit Überflieger Renaud Lavillenie (Frankreich) messen. Der deutsche Meister Matthias Bühler (LG Offenburg) trifft über 110 Meter Hürden auf den Hallen-WM-Zweiten Pascal Martinot-Lagarde (Frankreich).
Über 800 Meter bekommt es Aufsteiger Timo Benitz (LG Farbtex Nordschwarzwald) mit U23-Europameister und 1:43-Läufer Pierre-Ambroise Bosse (Frankreich) zu tun. Große Konkurrenz erwartet auch Julian Reus (TV Wattenscheid 01) über 200 Meter, Europameister Churandy Martina (Niederlande) hat sich angekündigt.
Im Hochsprung der Frauen ist Europameisterin Ruth Beitia (Spanien) die Favoritin, ist die 35-Jährige in diesem Sommer doch schon 1,99 Meter hoch gesprungen. In Braunschweig trifft sie auf die deutsche Meisterin Marie-Laurence Jungfleisch (LG Stadtwerke Tübingen).
Linda Stahl reist als Weltbeste an
Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Start der Tschechin Barbora Spotakova. Die Doppel-Olympiasiegerin hatte ihren Start im heimischen Ostrava wegen Verdacht auf einen Blindarmentzündung absagen müssen. Sie wäre die ärgste Herausforderin der ehemaligen Europameisterin Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen), die mit 67,32 Metern aktuell die Weltbestenliste anführt.
Für Schweden läuft Hallen-Weltmeisterin Abeba Aregawi die 1.500 Meter – unter anderem gegen die Hamburgerin Elina Sujew. Der Star im britischen Team ist dagegen der Weitsprung-Olympiasieger Greg Rutherford, der in diesem Jahr schon 8,51 Meter weit gesprungen ist. Doch: Nur zwei Zentimeter weniger sprang der Rehlinger Christian Reif.
Nur ein Indiz dafür, dass die deutschen Athleten wahrlich keine Angst vor großen Namen zu haben brauchen. Im Gegenteil: Zum einen ist das DLV-Team selbst reich an Stars wie etwa dem Doppel-Weltmeister im Kugelstoßen David Storl, Hammer-Weltrekordlerin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) oder eben Diskus-Held Robert Harting.
Heimvorteil nutzen
Zum anderen stimmen Einstellung und Form: „Wir können mit hohem Selbstvertrauen und Optimismus in die Wettkämpfe gehen. Die Mannschaft hat die Vision und den Traum vor heimischem Publikum am Ende ganz oben zu stehen“, sagt Thomas Kurschilgen. Und dieses Selbstvertrauen ist auch zählbar: 40 DLV-Athleten sind aktuell unter den Top Sechs in Europa. 74 haben bereits die erste DLV-Norm für die EM in Zürich (Schweiz; 12 bis 17. August) erfüllt, weitere 23 haben die zweite DLV-Norm geschafft.
„Wir sind gut aufgestellt“, sagt auch Kapitän Harting. „Vom Gefühl her sogar minimal besser als 2013 in Gateshead.“ Einen entscheidenden Vorteil sieht er in den heimischen Zuschauern. „Wenn die uns richtig nach vorn peitschen und wir uns im Stadion gut anstellen, ist der Sieg möglich.“
ARD und ZDF übertragen live von der Team-EM:
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