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Erster Mehrkampf-Showdown in Götzis: DLV-Asse aussichtsreich

Bei den Meetings in Götzis und Ratingen werden in diesem Jahr die deutschen Mehrkampf-Tickets für die WM in London vergeben. Am Wochenende wollen die DLV-Zehnkämpfer und -Siebenkämpferinnen im österreichischen „Mehrkampf-Mekka“ die ersten Marken des Jahres setzen. Die Chancen stehen gut, dass Kai Kazmirek, Carolin Schäfer & Co. die starken Resultate der vergangenen Jahre wiederholen oder sogar toppen können – auch wenn aus dem DLV-Sextett von Rio ein Athlet fehlen wird.
Silke Bernhart

„Die Karten im Siebenkampf werden neu gemischt“, lautet Carolin Schäfers Ausblick auf das WM-Jahr. Nachdem mit Jessica Ennis-Hill (Großbritannien) und Brianne Theisen-Eaton (Kanada) zwei der dominierenden Athletinnen der vergangenen Jahre nach Rio ihren Rücktritt verkündet haben, ist der Weg frei für die nachrückende Generation. Und zu der zählt unter anderem die Frankfurterin, die im Vorjahr mit Platz drei in Götzis und Platz fünf in Rio ihren Platz in der Weltspitze untermauert hat.

Wie weit nach vorn kann es in diesem Jahr gehen? Der Siebenkampf von Götzis wird ein wichtiger erster Gradmesser, denn dort sind alle Athletinnen vertreten, die auch bei der WM in London (Großbritannien; 4. bis 13. August) in den Kampf um die Medaillen eingreifen wollen, allen voran Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (Belgien). Mit ihrer Bestleistung von 6.810 Punkten führt sie auch die Meldeliste an, gefolgt von vier Athletinnen, die in ihrer Karriere schon die 6.600-Punkte-Marke überbieten konnten.

Diese Marke wollte für Carolin Schäfer im Vorjahr knapp noch nicht fallen. In diesem Jahr wackelt sie gewaltig, wenn die 25-Jährige ihre starke Form der Test-Wettkämpfe im Siebenkampf bestätigen kann. Mit 13,11 Sekunden über die Hürden und 14,79 Metern mit der Kugel purzelten schon zwei Einzel-Bestleistungen, im Hochsprung (1,84 m) stellte Carolin Schäfer ihre Bestmarke ein. „Jetzt kann ich vor Götzis sehr gut schlafen“, lautete anschließend ihr Fazit.

Claudia Salman-Rath mit neuem Trainer

Auch Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) zeigte bereits gute Sprintleistungen und zuletzt mit 6,45 Metern einen vielversprechenden ersten Weitsprung-Test – ein Ergebnis der neuen Zusammenarbeit mit Weitsprung-Bundestrainer Uli Knapp. Dieser betreut die 31-Jährige seit dem Frühjahr in Saarbrücken als Heimtrainer und war auch schon bei dem Gewinn von Hallen-EM-Bronze im Weitsprung an ihrer Seite.

„In der Trainingsgruppe von Jürgen Sammert mit zwei Weltklasse-Athletinnen wie Carolin Schäfer und Claudia Salman-Rath herrschte natürlich eine enorme Konkurrenz-Situation“, erklärt der Leitende Direktor Sport Idriss Gonschinska. In solchen Situationen lasse sich eine individuelle Betreuung und Steuerung der Athletinnen nicht immer optimal gestalten. "Daher habe ich nach intensiver Abstimmung mit Jürgen Sammert, Wolfgang Kühne und Uli Knapp die Entscheidung getroffen, diese Situation aufzulösen, um für beide Athletinnen eine optimale Betreuung zu garantieren. Uli Knapp hat auch in den Siebenkampf-Disziplinen eine hohe Fachkompetenz und kann Claudia Salman-Rath zudem im Weitsprung in die Weltspitze führen. In Götzis wird sie von Uli Knapp und Wolfgang Kühne im Team betreut."

Die dritte deutsche WM-Kandidatin Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) zeigte sich noch nicht vollends zufrieden mit ihren ersten Wettkampf-Leistungen, wird in Götzis als erfahrenste Athletin im Feld aber sicher noch zulegen können. Gefordert sind für London 6.200 Punkte – in Rio war sie im Vorjahr mit 6.401 Punkten Neunte geworden.

Kai Kazmirek mit besten Erinnerungen

Im Zehnkampf sorgte zuletzt Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) mit den Rängen zwei, eins und drei für die besten deutschen Götzis-Resultate. Und auch in diesem Jahr kann der Olympia-Vierte optimistisch ins österreichische Mehrkampf-Mekka reisen – auch wenn er seinen Saison-Aufbau dieses Mal etwas anders gestaltet und im Training erst spät den Fuß vom Gas genommen hat. Die ersten Tests waren ordentlich, die richtige Leistungsexplosion soll aber erst in Götzis folgen. Dass diese Taktik aufgehen könnte, zeigt eine Kugelstoß-Bestleistung (14,78 m) vom vergangenen Wochenende.

Olympiasieger Ashton Eaton (USA) hat seine Karriere beendet. Der Olympia-Zweite Kevin Mayer (Frankreich) wird vor der WM keinen Zehnkampf bestreiten. So ist auch im Feld der Männer der Kampf um die Top Drei von Götzis offen. Die Favoritenrolle fällt dem Vorjahressieger und Olympia-Dritten Damian Warner (Kanada) zu. Während er jedoch in den Vorjahren mit zahlreichen Einzel-Bestleistungen im Gepäck die Reise nach Götzis angetreten hatte, ist 2017 mit Ausnahme einer 200-Meter-Zeit (20,97 sec) noch kein Wettkampf-Resultat von ihm zu finden – und eine Aussage über seine Form schwer zu treffen.

Arthur Abele muss absagen

Anders sieht das beim WM-Dritten Rico Freimuth (SV Halle) aus. Er hatte die Freiluft-Saison mit einem „Achtkampf“ auf heimischer Anlage eingeläutet und unter anderem mit 61,02 Metern im Speerwurf Selbstvertrauen getankt. Anschließend ließ er im Vierkampf von Neuwied als bester Sprinter und Diskuswerfer Kai Kazmirek hinter sich. „Ich bin fit“, stellte er fest, bis Götzis wollte er noch an den Sprüngen feilen.

Für Arthur Abele (SSV Ulm 1846) dagegen geht der „Götzis-Fluch“ weiter. In den vergangenen zehn Jahren hat der 8.600-Punkte-Athlet dort erst einen Zehnkampf zu Ende gebracht. Im Vorjahr leistete er sich im Kugelstoßen einen "Salto nullo", 2015 war kurz vor dem Mehrkampf seine Achillessehne gerissen. Und auch in diesem Jahr wird er im Mösle-Stadion fehlen: Eine fiebrige Erkältung mit geschwollenen Mandeln fesselt ihn ans Bett. „Ich mach' die Quali wieder in Ratingen klar“, lautet seine Kampfansage aus dem Krankenlager.

So rückt sein Trainingspartner Mathias Brugger (SSV Ulm 1846) noch weiter in den Fokus. Dessen erklärtes Ziel ist die Steigerung seiner erst vier Wochen alten Bestmarke von 8.031 Punkten. Der 25-Jährige lauert auf seine WM-Chance, die Norm von 8.100 Punkten ist allemal drin. Vorgelegt hat in dieser Hinsicht – allerdings in einem nicht für die WM-Nominierung relevanten Wettbewerb – US-Student Luca Wieland (LAZ Saar 05; 8.201 Pkt).

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