Eine Bilderbuch-Saison neigt sich dem Ende entgegen. Allein das Antreten reichte der frisch gekürten Weltmeisterin Christina Schwanitz am Donnerstagabend im Züricher Letzigrund, um den Gesamtsieg in der Diamond League klarzumachen. Aber die Weltmeisterin wollte natürlich ihre Position als beste Kugelstoßerin der Welt bestätigen. Mit 19,91 Metern fuhr sie den fünften Sieg der Serie ein.
„Anstrengend, müde, durcheinander, fokussiert und konzentriert“, beschreibt Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) die ersten Tage nach ihrem Weltmeistertitel. „Ich habe es tatsächlich geschafft, ganz oben zu stehen und die Beste der Welt zu sein, was immer mein großer Wunsch war. Es ist ein sagenhaftes Gefühl, dafür arbeitet man sein Leben lang.“ Der große Druck ist abgefallen, was nun kommt ist Zugabe.
Vor diesem Abend stand die 29-Jährige schon als Gewinnerin des 40.000 Dollar schweren Jackpots für den Sieg im Diamond Race fest. Ende Juli nach dem Meeting in Stockholm (Schweden), wo das Kugelstoßen ausgelagert im „Königsgarten“ stattfand, machte die Europameisterin mit ihrem vierten Sieg den Triumph perfekt, mit 18 Punkten lag sie uneinholbar vorne.
Fünfter Serien-Sieg
Im Stadion von Zürich folgten 19,91 Meter und der fünfte Sieg. Im Einstoßen flog die Kugel sogar auf 20,30 Meter. Von der Stimmung hatte sich Christina Schwanitz etwas mehr erhofft, diese stieg im ausverkauften Letzigrund erst im Verlauf des Abends. Die Kugelstoßerinnen machten mit den Diskuswerfern den Auftakt. Dazu regnete es. Die 20-Meter-Marke blieb deshalb im Wettkampf diesmal aus. Ein willkommener Trost: die Diamond-Trophy.
„Das ist natürlich hammergeil, dieses Jahr ist das Jahr für mich. Ich habe die Diamond League gewonnen, ich habe die WM gerockt und wurde bisher nur zweimal geschlagen. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, diese Konstanz im Wettkampf zu bringen nach diesem bescheidenen Start.“ Vier Monate lag sie nach der Operation mit dickem Knie zuhause. „Und dann so eine Saison zeigen zu können, das kann man gar nicht in Worte fassen.“
Ereignisse überschlagen sich
Christina Schwanitz hat viel erlebt, sechs Diamond League-Reisen, zwei China-Reisen, eine davon zur WM mit Trainingslager vorher in Südkorea, die Zeitunterschiede. Was 2015 alles passiert ist, wird die Deutsche Meisterin erst im Urlaub realisieren. Der muss allerdings noch warten. Es stehen schon die nächsten Wettkämpfe an, der Werfertag in Thum (4. September) und das ISTAF in Berlin (6. September).
Eine besondere Rolle spielte in diesem Sommer der Ort Peking. Im „Vogelnest“ stellte die Europameisterin Ende Mai mit 20,77 Metern ihre Bestleistung auf und wurde am selben Ort mit 20,37 Metern Weltmeisterin, zweimal die Sieben an der zweiten Kommastelle. Ob das Zufall ist, fragt sie sich. „Das war das Jahr der Katze“, denkt Christina Schwanitz - eine Anspielung auf den chinesischen Glücksbringer. Es hat einfach alles gepasst.
Schicksalsort Peking
Nur eine Niederlage musste Christina Schwanitz in diesem Sommer in der Diamond League-Serie hinnehmen, zum Auftakt in Shanghai (China) war sie der Chinesin Lijiao Gong unterlegen, die in dieser Saison ihre stärkste Konkurrentin war. Ihre weiteren Erfolgsstationen: 19,68 Meter in Birmingham (Großbritannien), 20,14 Meter in Oslo (Norwegen), 20,31 Meter in Paris (Frankreich) und nach dem Auslassen von London 20,13 Meter in Stockholm (Schweden). Macht insgesamt 26 Punkte.
Auf die Hälfte der Punkte kam dahinter die WM-Dritte Michelle Carter (USA), die auch in Zürich mit 19,12 Metern Rang zwei belegte. Im Vorjahr hieß die Gewinnerin des Diaman-Pokals Valerie Adams mit 32 Punkten und sieben Siegen. Die Neuseeländerin fehlte in dieser Saison verletzungsbedingt. Kommt die Olympiasiegerin 2016 wieder zurück, sind spannende Duelle zu erwarten. Aber: 2015 war das Jahr von Christina Schwanitz.