Bolt-Show, zweiter Teil: Sprint-Weltrekordler Usain Bolt hat Donnerstagabend auch das olympische 200-Meter-Finale für sich entschieden. Dafür reichten dem Jamaikaner in Rio 19,78 Sekunden. Aus deutscher Sicht sorgte Zehnkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) als Vierter mit neuer Bestleistung für das stärkste Ergebnis des Abends.
Auf unwiderstehliche Art hat Supersprinter Usain Bolt auch Olympia-Gold über 200 Meter gewonnen. Der Jamaikaner feierte Donnerstagnacht in Rio de Janeiro seinen achten Triumph bei Sommerspielen und kann mit der Staffel über 4x100 Meter sein drittes Gold-Triple perfekt machen. Der schnellste Mann der Welt spulte seine Paradestrecke in 19,78 Sekunden ab.
Wie so oft in seiner einmaligen Leichtathletik-Karriere war Bolt nicht zu stoppen. Sein einziger Gegner ist längst nur noch die verrinnende Zeit. Silber hinter Bolt sicherte sich in 20,02 Sekunden der Kanadier Andre de Grasse, der schon Bronze über die 100 Meter gewonnen hatte. Bronze ging an den Franzosen Christophe Lemaitre (20,12 sec) vor dem zeitgleichen Briten Adam Gemili.
Sprinter und Entertainer
Bolt lief im hell erleuchteten Olympiastadion wieder allen davon. Den Fans hatte er eine Show versprochen. „Ich bin ein Sprinter, aber auch ein Entertainer“, beteuerte er. Der Showmaster hielt Wort. Seinen Weltrekord von 19,19 Sekunden konnte Bolt aber nicht verbessern. Kein Wunder bei regnerischen Bedingungen und nasser Bahn. „Ich wollte immer schon unter 19 Sekunden laufen. Wenn ich nach den Halbfinals eine gute Nacht habe, ist es möglich“, meinte Bolt nach seinem lässigen Einzug ins Finale – ebenfalls in 19,78 Sekunden. Für den Weltrekord war die Nacht nicht gut genug.
Auf eine Neuauflage des Dauerduells Usain Bolt vs. Justin Gatlin hatten die enthusiastischen Fans verzichten müssen. Der frühere Dopingsünder aus den USA schied gehandicapt von einer Verletzung am rechten Knöchel völlig überraschend bereits im Halbfinale mit 20,13 Sekunden aus.
Kai Kazmirek mit Bestleistung Vierter
Knapp die Olympiamedaille verpasste Zehnkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied). Der 25-Jährige kam mit der persönlichen Bestleistung von 8.580 Punkten auf den vierten Platz. Gold gewann wie schon vor vier Jahren in London Ashton Eaton. Mit 8.893 Punkten blieb der US-Amerikaner zwar hinter seinem Weltrekord (9.045), den er 2015 bei der WM in Peking (China) aufgestellt hatte. Eaton stellte aber einen olympischen Rekord auf.
Der WM-Sechste Kazmirek lag nach dem ersten Tag mit 4.500 Punkten noch auf Rang zwei, musste am Ende aber dem Franzosen Kevin Mayer (8.834) und dem Kanadier Damian Warner (8.666) den Vortritt lassen. Mayer verbesserte den 26 Jahre alten französischen Rekord um fast 250 Punkte. Im abschließenden 1.500-Meter-Lauf konnte der Neuwieder die 44 Punkte Rückstand auf den WM-Zweiten Warner nicht mehr wettmachen. Zuvor hatte Kai Kazmirek persönliche Bestleistungen im Weitsprung (7,69 m), 400 Meter (46,75 sec; eingestellt) und mit dem Speer (64,60 m) aufgestellt.
Ratinger-Sieger Arthur Abele (SSV Ulm) kam nicht in den Wettkampf. Er lag nach dem 1.500-Meter-Lauf von Krämpfen geplagt im Ziel. „Der ganze Körper tut weh, am liebsten würde ich morgen gar nicht aufstehen“, sagte der 8.605-Punkte-Mann. Die letzte Olympiamedaille eines deutschen Zehnkämpfers hatte vor 20 Jahren Frank Busemann mit Silber in Atlanta geholt.
David Storl hadert mit Technik und Platz sieben
Es gibt Tage, da läuft nichts. Einen solchen Tag erwischte David Storl am Donnerstag im olympischen Kugelstoß-Finale von Rio de Janeiro. „Heute war es natürlich schlecht“, gab der zweimalige Welt- und Europameister ohne Zögern zu. Der 26-jährige Leipziger konnte die 7,26-Kilo-Kugel nur auf 20,64 Meter wuchten, was lediglich zum siebten Platz reichte. „Das ist schon enttäuschend, das Ganze“, sagte er sichtlich frustriert.
Der erste Versuch war ungültig, der zweite Stoß landete schon bei 20,48 Metern. Danach gelangen noch die 20,64 Meter und 20,46 Meter. Für den 117-Kilo-Koloss, der schon mal 22,20 Meter weit gestoßen hat, sind dies Weiten zum Vergessen. „Man fühlt sich hilflos“, beschrieb er seinen Gemütszustand während des Finals. Etwas lachen konnte er wieder, als der Olympiasieger von 2008 und 2012, Tomasz Majewski, in den Katakomben des Stadions an ihm vorbeilief und sagte: „Ich habe dich geschlagen.“ Der Pole wurde Sechster. Richtig stark fühlte sich der neue Olympiasieger Ryan Crouser. Der US-Amerikaner stieß die Kugel auf 22,52 Meter und damit olympischen Rekord.
Speerwurf-Trio auf acht, elf und zwölf
Die deutschen Speerwerferinnen Christina Obergföll, Linda Stahl und Christin Hussong konnten nicht in den Kampf um olympisches Edelmetall eingreifen. Die beste Platzierung des Trios erreichte Christina Obergföll aus Offenburg als Achte. Vize-Europameisterin Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) warf als Elfte 59,71 Meter. Rang zwölf ging an die Deutsche Meisterin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 57,70 m).
Olympiasiegerin wurde überraschend die erst 21 Jahre alte Kroatin Sara Kolak mit neuem Landesrekord von 66,18 Metern. Silber gewann Sunette Viljoen aus Südafrika mit 64,92 Metern. Die tschechische Weltrekordlerin Barbora Spotakova verpasste als Dritte mit 64,80 Metern ihr drittes Gold nach 2008 und 2012.
Die 400 Meter Hürden entschied die US-Amerikanerin Dalilah Muhammad in überzeugender Manier für sich. Die 26-Jährige verwies Sara Slott Petersen (53,55 sec) aus Dänemark in 53,13 Sekunden souverän auf den zweiten Platz. Bronze sicherte sich bei Wind und Regen mit Ashley Spencer (53,72 sec) ebenfalls eine US-Amerikanerin.
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