Die Stadion-Wettbewerbe der Olympischen Spiele von Rio endeten aus deutscher Sicht mit einem Highlight: Thomas Röhler packte im fünften Versuch des Speer-Finales einen 90-Meter-Wurf aus und holte sich damit Olympia-Gold. Mo Farah machte über 5.000 Meter wie schon 2012 in London das Langstrecken-Double perfekt.
Es war Balsam auf die Seele der bis dahin so vielen enttäuschten deutschen Leichtathleten und ein Erfolg, der noch lange nachhallen wird: Der erste deutsche Olympiasieger im Speerwurf seit 1972 und Klaus Wolfermann heißt Thomas Röhler (LC Jena). Dem 24-Jährigen gelang im fünften Versuch ein Wurf auf 90,30 Meter, es war der zweitweiteste Wurf in der olympischen Geschichte nach Einführung des neuen Speers. Und dieser Wurf war Gold wert.
Der Weltmeister von Peking (China) Julius Yego (Kenia), der mit 88,24 Metern im zweiten Durchgang vorgelegt hatte, konnte nach einer Verletzung nicht mehr kontern. Mit Platz vier hinter London-Olympiasieger Keshorn Walcott (Trinidad und Tobago; 85,38 m) lieferte auch der Offenburger Johannes Vetter (85,32 m) einen glänzenden Wettkampf ab. Julian Weber (USC Mainz) verpasste als Neunter (81,36 m) knapp den Endkampf.
Mo Farah unwiderstehlich
Ruth Beitia (Spanien) fehlte in ihrer großen Medaillensammlung bisher olympisches Edelmetall. In Rio schaffte die mittlerweile 37-Jährige nun endlich den Sprung aufs Treppchen. Und zwar ganz nach oben. 1,97 Meter ohne Fehlversuche reichten ihr für den Sieg vor den höhengleichen Mirela Demireva (Bulgarien) und Blanka Vlasic (Kroatien). Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) schnupperte mit einem äußerst knapp gerissenen ersten Versuch über 1,97 Meter an Edelmetall, musste sich dann aber mit 1,93 Meter und Rang sieben zufrieden geben.
Über 5.000 Meter der Männer war es ein weiteres Mal Mo Farah, der das bessere Ende für sich hatte. Er ließ die Konkurrenz vorne das Tempo machen und verließ sich wieder auf seinen Schlussspurt. 500 Meter vor dem Ziel wurde es ernst. Abschütteln ließ sich die Konkurrenz um den US-Amerikaner Paul Kipkemoi Chelimo (13:03,90 min) und Hagos Gebrhiwet (Äthiopien; 13:04,35 min) zwar nicht. Aber auf den letzten 100 Metern bestand kein Zweifel mehr daran, dass sie nicht am Briten (13:03,30 min) vorbei kommen würden. Mo Farah wiederholte somit das Kunststück von 2012 in London und gewann Olympia-Gold über 10.000 und 5.000 Meter. Der Sprint hat Usain Bolt mit dem Triple-Triple – der Lauf nun Mo Farah mit dem Double-Double.
Matthew Centrowitz hält Afrikaner in Schach
Über 1.500 Meter setzte der Hallen-Weltmeister noch einen drauf: Matthew Centrowitz (USA; 3:50,00 min), im Frühjahr in Portland (USA) noch ohne die ganz starke Konkurrenz erfolgreich, bezwang diesmal die versammelte Weltelite. Und wie! In einem Bummelrennen setzte er sich an die Spitze und ließ auch bei der unweigerlichen Temposteigerung auf den letzten 500 Metern niemanden mehr vorbei. Seine zweite Silbermedaille nach den 800 Metern errang der Algerier Taoufik Makhloufi (3:50,11 min), dahinter hielt Nick Willis (Neuseeland; 3:50,24 min) die weitere afrikanische Konkurrenz in Schach. Der dreimalige Weltmeister Asbel Kiprop (Kenia; 3:50,87 min) ging als Sechster wie schon in London 2012 leer aus.
Schulter an Schulter bestritten die Favoritinnen über 800 Meter Francine Nyonsaba (Burundi) und Caster Semenya (Südafrika) die erste Runde in 57,59 Sekunden. Dann nahm die Läuferin aus Burundi das Heft in die Hand. Doch Semenya wartete nur auf den richtigen Moment für den Antriff: Scheinbar spielerisch zog sie eingangs der Zielgeraden vorbei und legte noch fünf Meter und mehr als eine Sekunde zwischen sich und die Konkurrenz. Gold feierte sie mit neuem Landesrekord von 1:55,28 Minuten, Francine Nyonsaba blieb Silber (1:56,49 min), auf Platz drei konnte die Kenianerin Margaret Wambui (1:56,89 min) im Schlussspurt knapp die starke Melissa Bishop bezwingen, die in 1:57,02 Minuten Landesrekord für Kanada lief.
Die Olympiasieger über 4x400 Meter der Männer und Frauen kommen wenig überraschend aus den USA. Im Rennen der Frauen konnten nur die Jamaikanerinnen (3:20,34 min) mit den Siegerinnen (3:19,06 min) mithalten, Bronze ging nach Großbritannien (3:25,88 min). Bei den Männern wurde es hinter den USA (2:57,30 min) äußerst knapp. Trotz Landesrekord gingen die Belgier (2:58,52 min) als Vierte hinter Jamaika (2:58,16 min) und den Bahamas (2:58,49 min) ohne Medaille aus.
<link btn>Olympia 2016 live & kompakt