| Weltmeisterschaften 2017

WM Tag 6: Karsten Warholm verblüfft mit Hürden-Gold

Er hatte sich nach dem Abschied vom Zehnkampf in der Weltspitze über 400 Meter Hürden zu Wort gemeldet. Aber WM-Gold? Noch eine Nummer zu groß? Nichts da! Karsten Warholm stürmte am Mittwoch in London überraschend zum Weltmeister-Titel. DLV-Starter waren in den Entscheidungen des sechsten WM-Tages nicht vertreten, mit Gesa Felicitas Krause und Claudia Salman-Rath machten zwei Athletinnen den Einzug ins Finale klar.
Silke Bernhart

Dieser 21 Jahre junge Kerl hat eine Ausdauer, einen Kampfgeist und wohl auch eine Laktat-Toleranz wie kaum ein zweiter Athlet. Bei der U20-EM hatte Karsten Warholm (Norwegen) 2015 noch Silber im Zehnkampf und über 400 Meter geholt. Bei der U23-EM 2017 wagte er tatsächlich den Doppelstart über 400 Meter (Silber) und 400 Meter Hürden (Gold mit Meisterschaftsrekord von 48,37 sec).

Das Meisterstück aber hatte sich Karsten Warholm (Norwegen) für die Weltmeisterschaften aufgehoben, wo er sich ganz auf die Stadionrunde mit Hürden konzentrierte. Dabei ließ er sich auch vom Regenwetter und den kühlen Temperaturen nicht beeindrucken, die diesen WM-Abend mit prägten.

Gleich die erste Hürde überquerte er am Mittwoch im Finale von London (Großbritannien) als Erster, bis zum Ziel gab er die Führung nicht mehr ab. In 48,35 Sekunden holte er die achte WM-Goldmedaille für Norwegen. Mit Wikinger-Hut machte er sich anschließend auf die Ehrenrunde, die sich mit Silber und Bronze auch der gebürtige Kubaner Yasmani Copello (Türkei; 48,49 sec) und Olympiasieger Kerron Clement (USA; 48,52 sec) verdient hatten.

Lijiao Gong löst Christina Schwanitz ab

Im Kugelstoßen der Frauen wurde eine neue Titelträgerin gesucht, denn die Siegerin von Peking (China) Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) war nach der Geburt ihrer Zwillinge nicht am Start. In ihre Fußstapfen trat Lijiao Gong (19,97 m). Für die Chinesin, die schon 2008 Olympia-Bronze geholt hatte, glänzte die siebte internationale Medaille endlich golden. Anita Martón (Ungarn) schob sich im sechsten Versuch mit 19,49 Metern noch an Olympiasiegerin Michelle Carter (USA; 19,14 m) vorbei.

Noch deutlich mehr internationale Medaillen hat Allyson Felix (USA) im Schrank. In London kam eine weitere hinzu: Bronze über 400 Meter in 50,08 Sekunden. In einem dramatischen Rennen schien sie eigentlich hinter Olympiasiegerin Shaunae Miller-Uibo (Bahamas) auf dem Weg zu Silber. Doch die Favoritin stolperte in Führung liegend rund zehn Meter vor dem Ziel, sie wurde nur Vierte. Und während auch Allyson Felix die Kräfte ausgingen, ergriffen Phyllis Francis (USA; 49,92 sec) und Salwa Eid Naser (Bahrain; 50,06 sec), geboren in Nigeria und offiziell erst 19 Jahre jung, ihre Chance. Sie schoben sich auf Gold und Silber nach vorne.

Mo Farah macht zwölfeinhalb Ehrenrunden klar

Eine Wasserschlacht war der Vorlauf über 3.000 Meter Hindernis für Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) nicht nur am Wassergraben. Der Regen machten allen Läuferinnen zu schaffen. Für zusätzliche Spannung sorgte das langsame Tempo im Lauf der DLV-Athletin. Schnell war klar, dass nur einer der ersten drei Plätze ins Finale führen würde. Aber die WM-Dritte von 2015 behielt nicht nur die Nerven, sondern bewies auf auf den letzten 200 Metern, dass sie in Topform ist. Vor Titelverteidigerin Hyvin Kiyeng (9:39,89 min) lief die Europameisterin (9:39,86 min) als Siegerin durchs Ziel. Mit Sofia Assefa (Äthiopien; 9:40,88 min) lief eine Mitfavoritin am Finale vorbei.

Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) verdiente sich in der Weitsprung-Qualifikation in ihrem achten Wettbewerb der Titelkämpfe ihren neunten Auftritt: Drei Tage nach dem Siebenkampf hatte sie auf nasser Bahn bei Gegenwind noch genug Kraft für 6,52 Meter – das war die sechstbeste Weite der Qualifikation. Alexandra Wester (ASV Köln) dagegen kämpfte mit ihrem Anlauf, der erste ungültige Versuch brachte Verunsicherung. Weiter als 6,27 Meter ging es nicht, das reichte nicht fürs Finale.

Auch Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) verpasste den Einzug in die nächste Runde, er verlor in der entscheidenden Phase seines 5.000 Meter-Vorlaufs den Anschluss zur Spitze und wurde in 13:36,87 Minuten 17. Zuvor hatte Nationalheld Mo Farah seine Runden gedreht. Mit Erfolg: Der Einzug ins Finale als Zweiter seines Vorlaufs bedeutet, dass er am Samstag ein weiteres und zugleich letztes Mal seine Landsleute im Stadion verzücken könnte – es wird sein letztes WM-Rennen auf der Bahn sein.

Isaac Makwala meldet sich erfolgreich zurück

Begonnen hatte der sechste Tag von London mit einem skurrilen Solo: Isaac Makwala (Botswana), noch bis zum Mittag, 14 Uhr, aufgrund des Norovirus unter Quarantäne, durfte seinen 200-Meter-Vorlauf nachholen. Alleine. Nach 20,20 Sekunden war er im Ziel und damit im Halbfinale. Dass er topfit ist und seine Sperre zu Unrecht verhängt wurde, versuchte er anschließend noch mit ein paar Liegestützen zu demonstrieren.

Nur zwei Stunden später wurde somit ein Halbfinale mit neun Teilnehmern gestartet – und Isaac Makwala stellte auch dort von Bahn eins in 20,14 Sekunden als Zweiter seine Fitness unter Beweis. So kann er im 200-Meter-Finale mit einer Medaille womöglich das verpasste 400-Meter-Finale wieder gutmachen. Schneller war am Mittwoch nur Isiah Young (USA), 400-Meter-Weltmeister Wayde van Niekerk (Südafrika; 20,28 sec) ergatterte über die Zeit den letzten Finalplatz, den der 100-Meter-Weltmeister von 2011 Yohan Blake (Jamaika; 20,52 sec) verpasste.

Der Titelverteidiger im Hammerwurf Pawel Fajdek (Polen) ließ diesmal in der Qualifikation nichts anbrennen und rehabilitierte sich damit für das Olympia-Aus in Rio. Er war mit 76,82 Metern der Beste der Qualifikationsgruppe A, weiter kam in Gruppe B nur sein Landsmann Wojciech Nowicki (76,85 m).

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