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U23-EM Bydgoszcz Tag 2: Die DLV-Athleten in den Vorrunden

Sprungbrett in die Weltspitze: Bei den U23-Europameisterschaften in Bydgoszcz (Polen) präsentieren sich vom 13. bis zum 16. Juli Europas beste Athleten der Jahrgänge 1995 bis 1997. Wir sind für Sie vor Ort und berichten von Disziplin zu Disziplin, wie sich die DLV-Athleten in den Vorrunden geschlagen haben.
Martin Neumann

U23 MÄNNLICH  

200 Meter, Vorläufe

Kevin Ugo und Roger Gurski ungefährdet weiter

Etliche Minuten musste Kevin Ugo warten, bis sein 200-Meter-Vorlauf auf die Reise geschickt wurde. Der Österreicher Markus Fuchs wollte seine Disqualifikation nicht akzeptieren und suchte das Gespräch mit den Kampfrichtern. Doch die blieben hat. Er hatte sich zwei Tausendstel zu früh bewegt. Kevin Ugo ließ sich davon nicht beeindrucken. Er stürmte in 21,02 Sekunden zum Sieg.

Noch etwas schneller war Roger Gurski (LG Rhein-Wied) im ersten Vorlauf. Der Andernacher belegte in 20,88 Sekunden Platz zwei. Nur der Franzose Gautier Dautremer war schneller. „Das war aber noch lange nicht maximal“, sagte Roger Gurski. Er wollte Kraft sparen für Halbfinale und Finale am Samstag.

800 Meter, Vorläufe

Marc Reuther souverän im Finale, Christoph Kessler als Fünftschnellster nicht

Mit der blauen Startnummer als Nummer eins in Europa nahm Marc Reuther den dritten Vorlauf in Angriff. Und der wurde langsam. So musste der 800-Meter-Läufer vom Wiesbadener LV unter die besten Zwei kommen, um sich den Finalplatz zu sichern. Das tat er: In 1:49,71 Minuten ließ er lediglich dem Rumänen Cosmin Trofin (1:49,50 min) den Vortritt. Seine gute Ausgangsposition hatte sich der schon für die WM nominierte Mittelstreckler mit einem engagierten Antritt nach 500 Metern erarbeitet.

„Mein Trainer hat mir zugerufen, dass es nur über den Platz geht, nicht über die Zeitregel“, sagte Marc Reuther, der auf den letzten Metern den wichtigen Rang zwei mit Überblick absicherte. „Der Druck war da, ich konnte in den Vorläufen nur verlieren. Nichts gewinnen. Jetzt freue ich mich auf den Ruhetag morgen und am Sonntag geht’s dann um die Medaillen“, sagte der 21-Jährige.

Pech hatte Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe). Mit 1:47,31 Minuten lief der Deutsche U23-Meister die fünftschnellste Zeit in den Vorrunden. Zum Finale reichte es trotzdem nicht, da nur die besten beiden pro Lauf plus zwei Zeitschnellste den Endlauf erreichten. Der Karlsruher hatte sich im ersten Vorlauf als Zweiter eine gute Position gesucht und verteidigte die bis Mitte der Zielgerade. Doch dann kamen auf den Außenbahnen drei weitere Mittelstreckler knapp vorbei. Christoph Kessler mobilisierte auf den letzten Metern noch einmal alle Reserven, doch es reichte nicht ganz. 15 Hundertstel fehlten zum Finale.

„Ich hätte das Finale schaffen müssen“, gab sich der Karlsruher nach dem Rennen selbstkritisch. Große Vorwürfe sollte er sich aber nicht machen. Christoph Kessler lief taktisch klug und immerhin die sechstschnellste Zeit seiner Karriere. Schnellster in den Vorläufen war mit neuer Bestzeit von 1:46,93 Minuten der Schwede Andreas Kramer.

400 Meter Hürden, Vorläufe

Jonas Hanßen souverän, Joshua Abuaku macht es spannend

Joshua Abuaku (LAV Oberhausen) wusste nicht, woran es gelegen hatte. „Vielleicht war ich an einigen Hürden zu weit weg. Aber insgesamt hat es sich schneller angefühlt“, sagte der 400-Meter-Hürden-Läufer. Im ersten Vorlauf war er in 51,33 Sekunden nur auf Platz fünf gelaufen. Keine gute Ausgangsposition für den Halbfinal-Einzug. Doch nach 30 Minuten Zittern durfte Joshua Abuaku aufatmen. Als 16. buchte er über die Zeitregel das letzte Halbfinal-Ticket für Samstag.

Souveräner machte Jonas Hanßen (SC Myhl LA) das Halbfinale klar. Als Vorlauf-Zweiter mit 51,06 Sekunden qualifizierte er sich direkt. Er konnte sich auf Bahn sechs an dem vor ihm laufenden Top-Favoriten Karsten Warholm orientieren. Der Norweger machte nicht mehr als nötig und lief in 50,88 Sekunden zum Sieg. Er will in Bydgoszcz die Titel über 400 Meter und 400 Meter Hürden gewinnen.

Ins Finale möchte auch gern Jonas Hanßen. An den Fersen des Norwegers konnte er das Rennen auf der Zielgeraden kontrollieren. „Es hätte ja nichts gebracht, ihn zu attackieren. Platz zwei ist vollkommen in Ordnung. Im Halbfinale werde ich mein eigenes Rennen laufen“, sagte der Deutsche Meister von 2015.

3.000 Meter Hindernis, Vorläufe

Vorlauf ist kein Hindernis für Lennart Mesecke

Im zweiten Vorlauf hielt sich Lennart Mesecke (LG Nord Berlin) taktisch klug in der Spitzengruppe. So hatte der Berliner keine Mühe, den geforderten Platz unter den Top Fünf zu erlaufen. Am Ende wurde er mit 8:50,89 Minuten Vorlauf-Dritter. „Das Finale war mein Ziel, das habe ich nun geschafft“, sagte Lennart Mesecke. Im Vorlauf musste der 20-Jährige noch nicht alles geben. „Obwohl ich mir gewünscht hätte, etwas weniger Kraft zu investieren“, sagte der Berliner.

Schnellste Läufer waren in den Vorläufen Yohanes Chiappinelli (Italien; 8:43,68 min) und Topi Raitanen (Finnland; 8:43,80 min). Das Duo hinterließ im ersten Rennen einen extrem starken Eindruck und dürfte bei der Medaillenvergabe am Sonntag ein gewichtiges Wörtchen mitsprechen.

Stabhochsprung, Qualifikation

Oleg Zernikel meistert die Quali-Hürde

Als in der Qualifikation die entscheidende Höhe anstand, kam Oleg Zernikel richtig in Schwung. Für 5,00 und 5,15 Meter hatte der Stabhochspringer vom ASV Landau noch jeweils zwei Versuche gebraucht. Die folgenden 5,25 Meter nahm er im ersten Anlauf. Das sollte zum Sprung ins Finale am Sonntag reichen. Die eigentlich geforderten 5,35 Meter wurden am Freitagmittag gar nicht mehr aufgelegt.

„Die Windbedingungen waren nicht einfach. Mal kam er von hinten, mal von der Seite. So war ich bei einem Sprung einen halben Meter über dem eigentlichen Absprungpunkt. Den Versuch kann man dann natürlich nicht mehr retten“, sagte Oleg Zernikel. Umso zufriedener war der 22-Jährige mit dem Sprung über 5,25 Meter: „Der hat gepasst. So stelle ich mir das auch fürs Finale vor.“

Dort wird der Landauer auf zwei 5,70-Meter-Springer treffen: Axel Chapelle (Frankreich) und Adrian Valles (Spanien). Auch das favorisierte Duo meisterte 5,25 Meter. Eine bestimmte Zielvorgabe fürs Finale gab Oleg Zernikel nicht: „Alle müssen erst mal springen. Dann sehen wir am Sonntag weiter.“

U23 WEIBLICH  

400 Meter, Vorläufe

Laura Müller nutzt die Zeitregel zum Finaleinzug

Laura Müller musste lange zittern. Dann war klar: Die Deutsche 200-Meter-Meisterin schaffte doch noch über die Zeitregel den Sprung ins Finale. Denn in den drei Vorläufen qualifizierten sich nur die zwei Besten direkt fürs Finale. Laura Müller lief auf der Außenbahn in 52,32 Sekunden auf Rang drei. „Ich habe erst nach 350 Metern gesehen, dass dort noch Läuferinnen kommen. Reagieren konnte ich dann nicht mehr“, sagte die Rehlingerin. Nach drei Vorläufen war klar: Laura Müller steht am Samstag als viertschnellste 400-Meter-Läuferin im Finale.

Der Vorlauf der Deutschen war am Freitagnachmittag der schnellste. Gunta Latiseva-Cudare (Litauen) setzte sich in europäischer U23-Jahresbestzeit von 51,80 Sekunden vor Laura de Witte (52,15 sec; niederländischer U23-Rekord) durch. Ebenfalls unter 52 Sekunden blieb im zweiten Vorlauf Anita Horvat (Slowenien; 51,94 sec).

1.500 Meter, Vorläufe

Konstanze Klosterhalfen läuft mit Halbgas ins Finale

In ihrer typischen Art bestritt Konstanze Klosterhalfen den 1.500-Meter-Vorlauf: von vorn. Schnell legte die Leverkusenerin Meter um Meter zwischen sich und die Konkurrenz, ohne das Gaspedal durchzudrücken, und lief nach 4:13,07 Minuten mit rund vier Sekunden Vorsprung auf die Britin Amy Griffiths (4:17,11 min) ins Ziel.

Viel Kraft hatte Konstanze Klosterhalfen der Vorlauf nicht gekostet. „Ich habe die ersten 200 Meter gewartet, ob eine andere Läuferin nach vorn gehen will. Das war aber nicht der Fall. Darum habe ich etwas beschleunigt und bin mein Tempo durchgelaufen“, sagte die Hallen-EM-Zweite. In dieser Form ist Konstanze Klosterhalfen ganz klar die Top-Favoritin auf Gold.

Ihre schärfste Widersacherin im Kampf um den Titel am Sonntagnachmittag nutzte den Vorlauf ebenfalls zum Training unter Wettkampfbedingungen. Sofia Ennaoui (Polen) beschleunigte zur Rennhälfte und gewann ihren Lauf ganz sicher in 4:18,17 Minuten vor ihrer Landsfrau Martyna Galant (4:19,90 min). Sofia Ennaoui bringt eine Bestzeit von 4:01,00 Minuten mit. Die Nummer drei der Meldeliste, Jessica Judd (Großbritannien; 4:05,20 min), verzichtete auf einen Start über 1.500 Meter. Sie ist auch für die 5.000 Meter gemeldet.

100 Meter Hürden, Vorläufe

Paulina Huber mit Fußproblemen ohne Chance

Paulina Huber hatte geahnt, dass es mit dem Halbfinaleinzug aufgrund von Mittelfußproblemen schwer werden würde. Doch die Hürdensprinterin der LG Stadtwerke München biss im ersten Vorlauf auf die Zähne. Je länger das Rennen dauerte, desto größer wurde allerdings ihr Rückstand zu den Plätzen eins bis drei, die den direkten Einzug ins Halbfinale bedeutet hätten. Am Ende reichte es für die Münchnerin in 13,86 Sekunden nur zu Platz sechs. Damit war auch schon nach dem zweiten Vorlauf klar, dass es auch nicht über die Zeitregel mit dem Halbfinale klappen würde. Dafür waren 13,64 Sekunden nötig.

„Ich konnte gar nicht richtig mit dem Nachziehbein abdrücken. So bleibt man halt eine halbe Sekunde über seiner Bestzeit“, sagte die sichtliche geknickte Paulina Huber nach dem ersten internationalen Einsatz ihrer Karriere. Ein kleiner Trost für die 19-Jährige. Sie zählt zum jüngsten U23-Jahrgang 1997 und hat damit in zwei Jahren eine weitere Chance, sich bei U23-Europameisterschaften zu beweisen. Für die schnellsten Vorlaufzeiten in Bydgoszcz sorgten Siebenkampf-Spezialistin Nadine Visser (Niederlande) und Laura Valette (Frankreich) mit jeweils 13,26 Sekunden.

400 m Hürden, Vorläufe

Jackie Baumann mit 56,96 Sekunden Vorlaufschnellste

Drei 400-Meter-Hürden-Rennen binnen drei Tagen. Da heißt die Devise: Kräfte sparen. Das tat Jackie Baumann auch nach der letzten Hürde. Dort kontrollierte die Tübingerin das Rennen und lief mit 56,96 Sekunden klar noch die schnellste Vorlaufzeit. „Auf dem ersten Streckenabschnitt war ich vielleicht noch nicht so spritzig, aber der Rest hat sich gut angefühlt“, sagte die Olympia-Starterin von Rio.

Der Vorlauf zeigte ganz klar: Jackie Baumann ist bereit für ihren ersten internationalen Titel: „Entweder gewinne ich hier oder ich gehe mit fliegenden Fahnen unter“. Die 21-Jährige ist sich ihrer momentanen Stärke bewusst: „Es passt alles!“ Auch die kleinen muskulären Probleme, die sie zum DM-Verzicht gewungen hatten, sind längst überwunden. „Wenn ich meine beste Leistung zeige und dann eine andere Läuferin schneller ist, kann ich damit leben“, sagte Jackie Baumann. Im Halbfinale am Samstag müssen jedenfalls alle Medaillenkandidatinnen ihre Karten auf den Tisch legen. Den Vorlauf überstanden die Besten noch im Schongang.

Hochsprung, Qualifikation

Anne Klebsch springt mit weißer Weste ins Finale

Drei saubere Versuche reichten Anne Klebsch (LAZ Ludwigsburg) in der Hochsprung-Qualifikation. 1,70, 1,75 und 1,79 Meter überflog die 21-Jährige jeweils im ersten Anlauf. Da 1,79 Meter lediglich zehn weitere Hochspringerinnen meisterten, war damit schon das Ticket für das Finale am Sonntag gebucht. Lediglich einen Sprung über 1,79 Meter benötigten Yuliya Levchenko und Iryna Herashchenko für den Finaleinzug. Die Höhenjägerinnen aus der Ukraine sind mit Saisonbestleistungen von 1,94 bzw. 1,95 Meter erste Anwärterinnen auf den Titel.

„Die Anlage ist super. Ich freue mich ungemein aufs Finale“, sagte Anne Klebsch. Am Sonntag soll es dann Richtung Bestleistung gehen. Die steht seit 2016 bei 1,86 Metern. „Mal sehen, welche Höhe aufgelegt wird. Ich bin in jedem Fall bereit“, sagte die 21-Jährige. In diesem Jahr hat die Deutsche U23-Meisterin bis dato 1,85 Meter zu Buche stehen.

Kugelstoßen, Qualifikation

DLV-Trio nach Kurzarbeit im Finale

Das war nicht mehr als eine Pflichtaufgabe. Bei lediglich 14,90 Metern lag die Qualifikationsweite für die Kugelstoßerinnen. Damit hatte das DLV-Trio Claudine Vita (SC Neubrandenburg), Sarah Schmidt (LV 90 Erzgebirge) und Alina Kenzel (VfL Waiblingen) natürlich keinerlei Probleme.

Claudine Vita – am Abend zusätzlich im Diskuswurf-Finale gefordert – machte den Anfang. Als erste Starterin der Gruppe B beförderte sie die Vier-Kilo-Kugel gleich auf 16,36 Meter. Wenige Minuten später zogen Alina Kenzel mit 15,45 Metern und Sarah Schmidt mit 15,23 Metern nach. Aussagekräftig sind diese Ergebnisse natürlich nicht, schließlich mussten die drei nicht hundert Prozent geben, um ins Finale zu kommen.

„Egal wie weit: Die Qualifikation musst du erst einmal überstehen“, sagte Claudine Vita. Für sie ging es nach der Kugel-Qualifikation noch einmal direkt ins Hotel. „Beine hochlegen und Kraft tanken fürs Diskus-Finale“, sagte die Neubrandenburgerin. Alina Kenzel hatte einen nicht so engen Zeitplan. Sie konnte sich gedanklich schon mit dem Finale am Samstag beschäftigen. „Ich würde gern in Richtung Bestleistung stoßen. Die Form dafür ist da“, sagte die U20-Weltmeisterin. Beste in der Qualifikation war die Türkin Emel Dereli mit 17,08 Metern.

Hammerwurf, Qualifikation

Sophie Gimmler gelingt Punktlandung

Das nennt man Punktlandung: Im ersten Versuch schleuderte Sophie Gimmler (LC Rehlingen) den Hammer auf 64,54 Meter – vier Zentimeter über der geforderten Quali-Weite. „Der Versuch hat sich nicht so toll angefühlt. Aber ich habe nur einen Wurf gebraucht, das ist wichtig“, sagte die Deutsche U23-Meisterin. Im Finale am Samstag hofft sie dann auf sechs Würfe. „Mein Ziel ist ein Top-Acht-Platz. Von der Meldeliste bin ich Zwölfte“, sagte die 21-Jährige. Zu gern würde die DM-Dritte den Platz im Endkampf mit einer neuen Bestleistung garnieren. Die steht bei 65,75 Metern.

In der Endabrechnung der beiden Qualifikationsgruppen belegte Sophie Gimmler mit 64,54 Metern Rang zehn. Stärkste Werferin war Krista Tervo (Finnland, 67,98 m). Sina Mai Holthuijsen (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) – international für die Niederlande startberechtigt – fand am Freitagmittag nicht den richtigen Dreh. 60,77 Meter reichten nur zu Platz 20. Für den Finalplatz hätte sie 63,60 Meter anbieten müssen.

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