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U20-EM: DLV-Team in Boras Zweiter der Nationenwertung

Die Mannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat bei den U20-Europameisterschaften in Boras (Schweden) in der Nationenwertung den zweiten Platz belegt. Insgesamt konnte das 85-köpfige Team mit vielen Neulingen in seinen Reihen nicht ganz an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen.
Pamela Lechner

Nach vier Wettkampftagen der U20-EM in Boras hat die deutsche Mannschaft mit einem starken Endspurt in der Nationenwertung mit 144 Punkten noch Platz zwei hinter Großbritannien (168 Pkt) erobert. Das DLV-Team erkämpfte sich acht Medaillen, darunter drei Goldmedaillen, und 27 weitere Top Acht-Platzierungen. Weniger als in den Jahren zuvor. Tendenziell greifen immer mehr Nationen in den Medaillenkampf ein. Auf Rang drei war Italien mit fünf Goldmedaillen (131,83 Pkt) überraschend gut.

"Für mehr als 40 Athleten war es der erste internationale Einsatz", sagte Dietmar Chounard. Der Bundestrainer für U23, U20 & Duale Karriere hatte gemeinsam mit U18-Bundestrainer Jörg Peter in Schweden die Mannschaftsleitung inne. "Die erste internationale Meisterschaft ist dazu da, um Erfahrungen zu sammeln. Wir hoffen, die Athleten haben etwas für ihre sportliche Zukunft gelernt, wo wir viele von ihnen in der Erwachsenen-Nationalmannschaft wiedersehen werden."

Starke Läufer und Sprinter

Für das erste Highlight aus deutscher Sicht hatte Elias Schreml (LG Olympia Dortmund) mit dem Titel über 3.000 Meter in neuer Bestzeit von 8:16,07 Minuten gesorgt. Seit 1999 gab es auf den flachen Langstrecken keine DLV-Goldmedaille mehr bei einer U20-EM. Die Strecke war seit 1985 erstmals wieder anstelle der 10.000 Meter ins Programm aufgenommen worden. Als für den Dortmunder die Nationalhymne gespielt wurde, waren zudem die Hindernisläuferinnen Paula Schneiders (LAZ Mönchengladbach) und Josina Papenfuß (TSG Westerstede) gerade zu Gold und Bronze gerannt.

Erfolge auf der Laufbahn feierten auch die Sprinter, die wie die Läufer drei Medaillen holten. Im Einzel schaffte Elias Goer (Sprintteam Wetzlar) über 200 Meter als Zweiter den Sprung aufs Podest. Der Hesse war auch Teil der 4x100 Meter-Staffel, die mit Fabian Olbert (LG Stadtwerke München), Simon Wulff (Dresdner SC 1898) und Schlussläufer Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) Gold holte. Der 19-Jährige stürmte in einem phänomenalen Schlussspurt noch an den führenden Nationen vorbei und machte die Titelverteidigung perfekt.

Auch die weibliche Kurzsprint-Staffel mit Kathleen Reinhardt (VfB Stuttgart 1893), Denise Uphoff (Sprintteam Wetzlar), der Finalistin über 100 Meter Chiara Schimpf (Dresdner SC 1898) und Talea Prepens (TV Cloppenburg) gewann mit Bronze die erhoffte Medaille. Unter den Werferinnen überzeugte mit dem Hammer Samantha Borutta (TSG Mutterstadt; 63,63 min) und mit dem Speer Julia Ulbricht (1. LAV Rostock; 54,98 m), die beide Silber holten.

Das Glück nicht auf der Seite

Die traditionell starken männlichen DLV-Werfer mussten dieses Jahr wie die Springer ohne Treppchenplatz abreisen. Am dichtesten dran war als Vierter Diskuswerfer Korbinian Häßler (LV 90 Erzgebirge; 60,13 m), der im letzten Versuch alles riskierte und dafür fast belohnt wurde: Seine Scheibe segelte an die 63 Meter, eine Weite, die Gold wert gewesen wäre – der Wurf landete allerdings auf der Sektor-Linie und wurde ungültig gegeben.

Das nötige Glück hatten einige Medaillenkandidaten nicht auf ihrer Seite: Jugend-Olympiasiegerin Leni Freyja Wildgrube (SC Potsdam) riss in der Qualifikation ihre Anfangshöhe durch einen zurückfallenden Stab, Stefan Volzer (VfL Sindelfingen) trat auf dem Bronzekurs liegend in die letzte Hürde. Gleiches passierte Zehnkämpfer Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen), der in vielen Disziplinen trotz starker Form Punkte liegen ließ, und als Vierter das Podium knapp verpasste. Ein Protest der Türkei führte zur Vorlauf-Disqualifikation der männlichen 4x400 Meter-Staffel, die so im Finale nicht um die Medaillen laufen konnte.

Aber: Die Bedingungen waren für alle Athleten gleich. Neu war für die Hälfte der deutschen Teilnehmer das internationale Terrain. Bei ihrer Premiere im DLV-Trikot lief nicht immer alles nach Plan, manchmal war die Aufregung zu groß, manchmal die Eindrücke zu viel und manchmal die internationale Konkurrenz einfach zu stark. Bei der U20-WM in Tampere (Finnland) hatte Speerwerfer Maurice Voigt (LC Jena) mit 73,44 Metern Bronze geholt, in Boras waren dafür 77,79 Meter gefordert.

Potenzial für die Zukunft

Einige Talente konnten auch auf den Plätzen vier bis sechs ihr Potenzial für die Zukunft zeigen. Janis-Elias Pohl (LG Eintracht Frankfurt) riskierte im Finale über 400 Meter Hürden zum ersten Mal im Wettkampf mit dem anderen Fuß vorne in den Startblock zu steigen – um seine Chance auf die Medaille zu wahren. Dieser Mut zahlte sich (fast) aus, erst an der neunten Hürde passte der Rhythmus nicht mehr. Der 18-Jährige wurde in einer guten Zeit (51,64 sec) Fünfter.

So hat jeder Wettkampfverlauf seine individuelle Geschichte in einem Team, das großen Mannschaftsgeist gezeigt hat. Alle jungen Athleten nehmen wichtige Erfahrungen aus den persönlichen Siegen und Niederlagen mit, und können schon nächstes Jahr bei den U20-Weltmeisterschaften in Nairobi (Kenia) oder bei den U23-Europameisterschaften 2021 neu angreifen.

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