| U18-Gala Schweinfurt

Starke deutsche U18-Werfer geben die Richtung für Nairobi vor

Die Normen fielen wie die reifen Früchte. Was Deutschlands Nachwuchs-Leichtathleten bei der traditionellen U18-Gala im Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion boten, zauberte nicht nur dem U18-Bundestrainer ein Lächeln auf die Lippen. „Wir haben hier einen tollen Jahrgang gesehen, der Anlass zur Hoffnung gibt“, bilanzierte Jörg Peter zufrieden. Er kann nun ein schlagkräftiges Team für die U18-WM in Nairobi zusammenstellen.
Reinhard Köchl

Vorbehaltlich der endgültigen Nominierung, die am kommenden Montag über die Bühne geht, rechnet U18-Bundestrainer Jörg Peter mit rund 45 Athletinnen und Athleten, die für die Meisterschaften vom 12. bis 16. Juli die Reise nach Nairobi (Kenia) antreten.

„Diese Zahl ist schon sehr hoch und beweist, welche Talente in Deutschland heranwachsen", erklärte Jörg Peter. Nur 2013 in Donetsk (Ukraine) seien es mit 53 mehr gewesen. Dabei habe es sich aber auch um den „goldenen Jahrgang“ mit Konstanze Klosterhalfen, Gina Lückenkemper, Lisa Mayer und Alina Reh gehandelt.

Hochklassige Wurf-Ergebnisse

Vor allem bei den Werfern gab es Wettbewerbe der Superlative. Nicht etwa Timo Northoff (TuS Jöllenbeck), sondern dessen „Jäger“ Jonas Tesch (SV Halle) haute beim Kugelstoßen im letzten Versuch richtig einen raus. 20,51 Meter lautete die Weite, mit der er Northoff auch in der Bestenliste überflügelte. Der Jöllenbecker kam mit 20,10 Metern ebenfalls noch über die 20-Meter-Marke. Auch der Dritte Nico Maier (SR Yburg Steinbach) übertraf mit 19,61 Metern die Norm für Nairobi.

Bester Athlet im Diskuswerfen war Lennart Zimmermann (SV Halle) mit 53,55 Metern vor Jonas Buchsteiner (SV Preußen Berlin; 52,50 Meter). Der Dominator mit dem Fünf-Kilo-Hammer hieß Raphael Winkelvoss (Einbecker SV). Er schleuderte das Gerät als einziger Athlet über 70 Meter (70,76 Meter) – natürlich U18-WM-Norm.

Selina Dantzler mit Doppelsieg

Nach Kenia fahren darf auch Selina Dantzler (LG Stadtwerke München). Getreu der Nominierungs-Vorgabe „Wer in Schweinfurt mit Norm gewinnt ist in Nairobi dabei“ holte sie sich Platz eins im Kugelstoßen mit 17,26 Metern vor Jule Steuer (Sportclub Magdeburg), die dieses Mal auf 16,46 Meter kam. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die 17-jährige Münchnerin bei der U18-WM auch Diskus werfen. In diesem Jahr übertraf sie bereits die 50-Meter-Marke, diesmal reichten ihr 46,85 Meter zum Sieg.

Stark präsentierten sich auch die Speerwerferinnen. Für die Erste Lea Wipper (SC DHfK Leipzig; 50,34 Meter und die Zweite Marie Bertl (LC Jena) dürfte ebenfalls der Traum von der ersten WM-Teilnahme Wirklichkeit werden.

Windlotterie in den Sprint-Wettbewerben

Was den Werfern günstige Bedingungen bescherte, wirkte sich für die Sprinter wie eine Lotterie aus: Der fast sekündlich wechselnde, teilweise orkanartige Wind schob entweder an oder bremste. Für die U18-Jungs standen die Zeichen günstig. Luis Brandner (Erfurter LAC) mit 10,67 Sekunden und Nick Kocevar (TSV Bad Endorf) mit 10,74 Sekunden durften bei +1,3 Metern pro Sekunden Wind über die erfüllte WM-Norm jubeln.

Die Mädchen klagten dagegen selbst in ihrem wegen eines technischen Defekts anberaumten Wiederholungslaufes über Gegenwind (-0,7 m/sec), weshalb Denise Uphoff (TSV Gomaringen; 11,95 sec; VL: 11,89 sec) als Finalsiegerin an der Norm scheiterte. Schon im Vorlauf hatte sich dagegen die junge Kölnerin Beauty Somuah mit Bestzeit von 11,79 Sekunden für Nairobi empfohlen.

Ebenfalls bei Gegenwind erbrachte Antonia Buschendorf (Sportclub Magdeburg) über 100 Meter Hürden hinter der Südafrikanerin Antoinette van der Merwe (13,38 sec) mit 13,40 Sekunden den Nairobi-Richtwert. Diesen konnte Hochspringer Chima Ihenetu (SC Neubrandenburg) mit 2,08 Meter ebenso abhaken.

Lea-Sophie Klik überragt im Weitsprung

Ein besonderes Highlight gab es im Weitsprung, der die gesamte Tribüne mitriss. John Schlegl (Ahrensburger TSV) kam im letzten Versuch auf bärenstarke 7,52 Meter, allerdings mit zu heftigem Rückenwind (+2,8 m/sec). Auch die Weite des Zweiten Soares Neto Nogueira (SSC Berlin) wird keinen Eingang in die Bestenliste finden. Seine 7,42 Meter wurden von 2,4 Meter Rückenwind angeschoben. Der Beste mit einer regulären Weite hieß Ole Grammann (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen). Mit 7,32 Metern – sieben Zentimeter über Norm – kam er in einem hochklassigen Wettbewerb mit sechs Sieben-Meter-Springern auf Rang drei.

Nur zwei Athleten pro Disziplin können für die U18-WM nominiert werden. „Das ist natürlich bitter“, befand Jörg Peter hinsichtlich der Athleten, die das Nachsehen haben. „Aber die Erfahrung beweist, dass diejenigen, die heute trotz erfüllter Norm zuhause bleiben müssen, in ein, zwei Jahren dabei sind.“

Lea-Sophia Klik überragt im Weitsprung

Mit zulässigem Wind sorgte Lea-Sophie Klik (LAC Erdgas Chemnitz) für das herausragende Resultat im Weitsprung der weiblichen U18. Sie landete erst bei 6,31 Metern und steigerte damit ihre drei Wochen alte Bestmarke um sagenhafte 25 Zentimeter. Dahinter könnten 6,10 Meter der Berlinerin Pia Preis im direkten Vergleich mit Lea-Jasmin Riecke (Mitteldeutscher SC; 6,08 m) den entscheidenden Vorteil bei der Nominierung verschafft haben.

Pia Preis zählt noch zum jüngeren U18-Jahrgang 2001, dem auch eine Startmöglichkeit beim Europäischen Olympischen Jugendfestival in Györ (Ungarn; 22. bis 30. Juli) offen steht. Nach Angaben von Bundestrainer Jörg Peter wird der DLV „eine ordentliche Zahl von Athleten“ nach Györ schicken. Auch ein Ergebnis der stimmungsvollen U18-Gala, die bei herrlichem Sommerwetter „in einem der schönsten Leichtathletikstadien Bayerns“ (Jörg Peter) über die Bühne ging.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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