| Weltmeisterschaften 2017

Spannender Medaillen-Fight ohne Raphael Holzdeppe

Für Raphael Holzdeppe war das Stabhochsprung-Finale beendet, bevor es so richtig begonnen hatte: Er blieb ohne gültigen Versuch. Die besten Sprünge zeigte der Favorit: Sam Kendricks holte sich mit 5,95 Metern die Goldmedaille.
Silke Bernhart

Der Körperschwerpunkt war hoch über der Latte, er wand sich, ließ sich fast seitwärts in Richtung Matte fallen – aber der Abstand stimmte nicht. Mit der Brust riss Raphael Holzdeppe die Latte, blieb dann zunächst regungslos auf der Matte liegen und vergrub das Gesicht in den Händen. Es war der dritte und letzte Versuch des Stabhochspringers bei seiner Einstiegshöhe. Es war der dritte ungültige Sprung – und der Weltmeister von 2013 sowie Vize-Weltmeister von 2015 war draußen.

Dabei hatte sich der 27-Jährige für seine vierten Weltmeisterschaften so viel vorgenommen. Eine Medaille hatte er sich zum Ziel gesetzt, zu gerne hätte er sich sogar seinen WM-Titel von Moskau (Russland) zurückgeholt. Als es aber im Wettbewerb um Edelmetall ging, war der zurzeit beste deutsche Stabhochspringer schon in den Katakomben des Olympiastadions verschwunden.

Sam Kendricks spielt seine Klasse aus

Trotz empfindlicher Temperaturen entwickelte sich der Kampf um Stabhochsprung-Gold zu einem heißen Fight. Und einmal mehr geriet Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich) für seinen Geschmack zu früh ins Hintertreffen: Bei 5,82 Meter leistete er sich einen Fehlversuch, auch der Wechsel direkt auf 5,89 Meter war zunächst nicht von Erfolg gekrönt. Doch der zweite Versuch über diese Höhe saß. Damit hatte er sich zurück in die Top Drei gekämpft. Für den Platz an der Spitze reichte es aber auch bei seinen fünften Weltmeisterschaften nicht, er pokerte mit einem letzten Versuch über 6,01 Meter – die Latte fiel, er wurde Dritter.

Die beiden oberen Podestplätze holten sich die zwei Sechs-Meter-Springer des Jahres. Piotr Lisek (Polen) schob sich mit im ersten Versuch überquerten 5,89 Metern an Renaud Lavillenie vorbei. Nach Bronze 2015 glänzt seine nächste WM-Medaille silbern. Der verdiente neue Weltmeister im Stabhochsprung heißt Sam Kendricks (USA): Er bewahrte bis einschließlich 5,89 Meter eine weiße Weste und packte dann auch noch 5,95 Meter im dritten Versuch oben drauf.

STIMME ZUM WETTKAMPF

Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken)
Es ist ärgerlich, ich bin enttäuscht über mich selbst und frustriert. Ich hatte mir viel mehr vorgenommen. Es wäre viel mehr drin gewesen. Die Bedingungen waren super, viel besser als in der Qualifikation. Ich habe mich perfekt gefühlt. Ich habe es einfach nicht hinbekommen, zu zeigen, was ich drauf habe. Ich muss noch analysieren, warum. Dieses Jahr war es mein letzter Wettkampf. Das stand schon längerfristig fest. Das vergangene Jahr war sehr aufreibend. Ich brauche eine Pause, um mich auf Berlin 2018 vorbereiten zu können. Ich wäre natürlich lieber mit positiven Gedanken aus der Saison rausgegangen. Ich werde aber genug Zeit haben, das zu verarbeiten. Ich möchte meinem Körper eine Pause gönnen, damit ich mich in der Vorbereitung nicht verletze. Die Urlaubsplanung läuft, ob es Richtung Osten oder Westen geht, weiß ich noch nicht.

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