| U20-WM 2018

Rang fünf der Nationenwertung: DLV-Team übertrifft Erwartungen in Tampere

Die deutsche Ausgangslage vor den Welt-Titelkämpfen der U20 in Tampere (Finnland) bot keinen Anlass zu überschwänglicher Euphorie. Am Ende von sechs Wettkampftagen aber kann festgestellt werden: Ein großer Teil der Athleten hat überzeugt, als es drauf ankam. Mit Rang fünf der Nationenwertung konnte das DLV-Team die Erwartungen der Mannschaftsleitung übertreffen.
Silke Bernhart

Nur wenige deutsche Athletinnen und Athleten der Jahrgänge 2000 und 1999 hatten es im Vorfeld der U20-Weltmeisterschaften in Tampere (Finnland) geschafft, international Akzente zu setzen. So reisten im 63-köpfigen DLV-Team lediglich vier Teilnehmer an, die als Top Fünf der Welt als Kandidaten auf vordere Platzierungen gehandelt werden konnten – und auch in den Top Acht der Welt fand man im Vorfeld weniger deutsche Jugendliche als in manch anderen Jahren.

Diese Ausgangslage hat U20-Bundestrainer Dietmar Chounard im Hinterkopf, wenn er nach den sechs Tagen von Tampere sagt: "Die deutschen Athleten haben unsere Erwartungen übererfüllt." Mit vier Medaillen im Gepäck reist das DLV-Team am Montag zurück in die Heimat, zwei davon in Gold, zwei in Bronze.

Zu Buche stehen in der Endabrechnung Rang neun im Medaillenspiegel, für den zuvorderst Goldmedaillen zählen, und Rang fünf in der Nationenwertung. Unter anderem auch fünf vierte Plätze trugen in der Summe zu 80 Punkten bei und gemeinsam mit Großbritannien zu der besten Platzierung einer europäischen Nation im Ranking von Tampere, das die USA (155) vor Kenia (122) und Jamaika (101) anführen.

Am Tag X gesteigert

"Nur wenige Athleten konnten ihre Vorleistungen nicht bestätigen", bilanzierte Dietmar Chounard. "Viele haben sich dafür über die Qualifikation bis zum Finale gesteigert und zum Teil Medaillen errungen." Er denkt dabei zum Beispiel an Lea-Jasmin Riecke (Mitteldeutscher SC), der zwar viele Experten weite Sprünge zugetraut hatten – die es aber auch schaffte, ihre Chance im entscheidenden Moment zu nutzen. Sie holte mit 6,51 Metern Gold im Weitsprung. Die zweite deutsche Einzelmedaille war eine fast noch größere Überraschung. Der 17-jährige Maurice Voigt (LC Jena) blieb bei seiner internationalen Premiere cool und holte mit neuer Speerwurf-Bestleistung (73,44 m) Bronze.

Die weiteren Medaillen waren Teamwork, und die Sprinter überzeugten dabei auf ganzer Linie. Mit vier Athleten, die im Einzel im Finale gestanden und damit viele Erwartungen übertroffen hatten. Und mit großem Kampfgeist in den Staffeln. So konnten die Sprinterinnen sogar den Verzicht der Vierten über 100 Meter Keshia Kwadwo (TV Wattenschied 01) kompensieren. "Denise Uphoff startet zum ersten Mal im Nationaltrikot und wird hier Weltmeisterin", stellt Dietmar Chounard anerkennend mit Blick auf die Schlussläuferin vom Sprintteam Wetzlar fest, die den Vorsprung von Viktoria Dönicke (LV 90 Erzgebirge), Corinna Schwab (TV Amberg) und Sophia Junk (LG Rhein-Wied) ins Ziel brachte.

Auch Luis Brandner (LAC Erfurt) kämpfte für die Sprintstaffel der männlichen Jugend mit Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV), Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) und Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg) bis zum letzten Zentimeter und schmiss sich über die Ziellinie – das war mit einer Hundertstel Vorsprung auf Japan Bronze wert.

Fünf vierte Plätze

Mit fünf vierten Plätzen schrammten die DLV-Athleten darüber hinaus so häufig wie keine andere Nation knapp am Podium vorbei. In fast allen Fällen lässt sich aber sagen: Die Athleten haben nicht Bronze verloren, sondern den vierten Platz erkämpft. Allein Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen), der aus seinen Medaillenambitionen keinen Hehl gemacht hatte, war zunächst enttäuscht. Auch Keshia Kwadwo hatte mit den Top Drei geliebäugelt. Und doch zeigten beide Leistungen, die in Deutschland in der U20 seit vielen Jahren ihresgleichen suchen.

Tim Ader (SC Neubrandenburg) war ein "überglücklicher" Vierter im Diskuswurf. Manuel Wagner (USC Mainz) kämpfte sich im zweiten Tag des Zehnkampfes noch von neun auf vier nach vorne. Und auch Selina Dantzler (LG Stadtwerke München) erreichte im Kugelstoß-Feld mit Rang vier das Optimum. Weitere drei fünfte Plätze machen in der Summe zwölf Top-Fünf-Platzierungen – eine deutliche Steigerung im Vergleich zu dem, was die Meldeliste zuvor hätte erwarten lassen.

Weniger Medaillen, aber ebenso viele Punkte wie in Bydgoszcz

Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Titelkämpfe in Tampere ganz sicher nicht die erfolgreichsten der jüngeren Historie waren. Es fehlten vor allem in der Spitze die sicheren Medaillenbänke. In Bydgoszcz (Polen) hatte das DLV-Team 2016 sechs Medaillen geholt, 2014 in Eugene (USA) sieben. 80 und 87 Nationenpunkte bei diesen beiden Titelkämpfen zeigen aber, dass sich die deutsche Mannschaft in Tampere in der Breite doch ein wenig überraschend auf einem ähnlichen Niveau präsentieren konnte.

"Viele Athleten haben das Lernfeld internationaler Meisterschaften gut genutzt, um sich auf die Höhepunkte in den kommenden Jahren vorzubereiten", erklärte Dietmar Chounard. "Sie werden bestens ausgebildet ihren Weg fortführen." Für einige könnte dieser im kommenden Jahr noch zu den U20-Europameisterschaften in Borås führen. Für andere stehen die U23-Europameisterschaften in Gävle (beides in Schweden) an. Mit den langen skandinavischen Nächten und der Begeisterungsfähigkeit des fairen skandinavischen Publikums haben sie jetzt alle schon ihre Erfahrungen gesammelt.

<link btn>Alles zur U20-WM 2018

Weitere Bilder von den Wettkämpfen aus Tampere finden Sie bei den jeweiligen <link>Texten zu Vorrunden und Finals sowie in einer Galerie mit <link>Impressionen von den Tagen vor Beginn der U20-WM

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024