| Interview der Woche

Philipp Pflieger: „Es war eine Punktlandung“

Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) hat am Sonntag beim Haspa Marathon Hamburg die Norm (2:14:00 h) für die Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin unterboten. Nun bleiben dem Regensburger 14 Wochen, um sich auf die EM vorzubereiten. Nachdem er seit Olympia 2016 in Rio keinen Marathon beenden konnte, ist der 30-Jährige, der sich allein durch das Laufen finanziert, zurück im Rennen. Im Interview spricht er über das Rennen von Hamburg und über seine Ziele für die EM in Berlin.
Marie Arens

Philipp Pflieger, wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis von Hamburg?

Philipp Pflieger:
Ich bin zufrieden, weil ich genau das gemacht habe, was ich angekündigt hatte. Es war eine Punktlandung. Bis zur Halbmarathon-Marke waren wir etwas schneller unterwegs als geplant, aber das hat gut gepasst. Die Pacemaker waren super. Obwohl sie schon ein bisschen länger im Rennen hätten bleiben dürfen. Es waren dann doch noch zwölf Kilometer, die ich alleine gelaufen bin. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Es ging ja nicht um meine Bestzeit, sondern darum, mit möglichst wenig Aufwand die 2:14 Stunden zu unterbieten. Ich bin sehr glücklich, dass das heute geklappt hat. Daran hat das Hamburger Publikum einen großen Anteil.

Wie haben Sie die Stimmung in Hamburg erlebt?

Philipp Pflieger:
Ich habe zum ersten Mal an einem Straßenrennen in Hamburg teilgenommen und war beeindruckt, wie häufig ich meinen Namen ab Kilometer zwei an der Straße gehört habe. Das hat mich natürlich beflügelt. Es macht Bock, durch diese Stimmungsnester zu rennen. Das hat sicher auch zu dem erhöhten Tempo auf der ersten Hälfte der Strecke geführt. Es hat sich locker angefühlt und so habe ich auch nicht das Bedürfnis gehabt, meine Pacemaker zu drosseln, die diese Stimmung ebenso gespürt haben.

Wie erging es Ihnen bei Kilometer 39? Wurden da Erinnerungen an den Zusammenbruch in Berlin vor einem guten halben Jahr wach?

Philipp Pflieger:
Ich habe im gesamten Rennen keinen einzigen Gedanken an Berlin verschwendet. Aber ich habe mich moralisch schon drauf eingestellt, was möglicherweise ab Kilometer 40 auf mich zukommt. Ich bin ja noch nie in Hamburg gelaufen, aber mir wurde gesagt, dass kurz vor dem Ziel noch ein Anstieg kommt. Den habe ich schon ganz schön in den Beinen gespürt, der hat sich gezogen.

Haben Sie im Vergleich zu Berlin 2017 etwas anders gemacht?

Philipp Pflieger:
Es ist schwer zu sagen, woran es in Berlin gescheitert ist. Ich bin damals genauso wie heute auch um 4:45 Uhr aufgestanden und eine kleine Runde gelaufen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Ich habe mich eigentlich selten so gut gefühlt vor einem Marathon. Ein Faktor, den ich aber mit meinem Sponsor verändert habe, ist mein Sportgetränk. Ansonsten war mein Training für Berlin nicht schlechter als das für Hamburg. Vielleicht haben die Wetterbedingungen eine Rolle gespielt. In Berlin war es nass, kalt und windig. Ich präferiere es, wenn es etwas wärmer ist. Am Start hatten wir in Hamburg wettertechnisch Traumbedingungen.

Wie bereiten Sie sich jetzt auf den EM-Marathon vor, der ja bereits in 14 Wochen gestartet wird?

Philipp Pflieger:
Natürlich wird meine nächste Woche sehr entspannt sein. Ich werde wenig laufen und ein bisschen alternativ trainieren. Die Pflege – im Sinne von Physiotherapie – steht erstmal im Vordergrund. Im Rennen habe ich auf den letzten Kilometern das Tempo etwas rausgenommen, weil ich wusste, dass wir schnell unterwegs sind. Unter anderem weil ich die Wärme gespürt habe. Aber auch, damit ich in zehn Tagen das Training für die EM wieder aufnehmen kann.

Was können Sie in Berlin erreichen?

Philipp Pflieger:
Es ist schwierig, eine Prognose zu stellen. Es gibt bei Meisterschaften keine durchorchestrierten Rennen mit Pacemakern, sondern da geht es Mann gegen Mann. Es ist schwer vorherzusagen, wie sich so ein Rennen entwickelt. Mein Ziel ist es, in bestmöglicher Verfassung an der Startlinie zu stehen.

<link news:62792>Philipp Pflieger knackt in Hamburg die EM-Norm

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