| Gävle 2019

Nils Voigt überrascht als Vierter über 10.000 Meter

Vor dieser Saison hatte ihn wohl nicht einmal jemand für einen Startplatz bei der U23-EM auf der Rechnung. Am Donnerstagabend rannte Nils Voigt in Gävle über 10.000 Meter bis auf den vierten Platz nach vorne. Mit Zeiten unter oder im Bereich ihrer Bestleistungen machten auch Mohamed Mohumed und Aaron Bienenfeld ein gutes Rennen.
Silke Bernhart

Die 10.000 Meter-Läufer eröffneten am Donnerstag bei der U23-EM mit dem ersten Finale der Titelkämpfe die Medaillenjagd von Gävle (Schweden). Auf 25 Runden entwickelte sich ein unrhythmisches Rennen, in dem die große Spitzengruppe mit 18 der 25 Starter lange beisammen blieb, jedoch bei Tempoverschärfungen ein ums andere Mal auseinandergezogen wurde.

Zu Beginn sorgten an der Spitze drei Israelis für Tempo, dann eine Weile der Brite Emile Cairess oder der Norweger Narve Gilje Nordas, auch Nils Voigt (TV Wattenscheid 01) zeigte sich auf der zweiten Rennhälfte mal ganz vorne. Immer in Lauerstellung, aber nie an der Führungsarbeit beteiligt: Jimmy Gressier. Der Franzose, der bei Cross-Europameisterschaften schon zweimal Gold gewinnen konnte, hatte schon im Vorfeld seine Ziele klar verkündet: Über 5.000 und 10.000 Meter sollen in Gävle die nächsten zwei Goldmedaillen her.

Vier Runden vor Schluss setzte Gressier die entscheidende Attacke. Meter um Meter legte er zwischen sich und seinen letzten Verfolger Tadesse Getahon (Israel), der schließlich nur noch Bronze vor Emile Cairess absichern konnte. Nach dem missglückten Jubel der Cross-EM, wo Jimmy Gressier auf den Knien durch den Schlamm bis über die Ziellinie schlittern wollte, dabei aber hängen blieb und kopfüber ins Zielband fiel, hatte er sich eine andere Jubelgeste ausgedacht: In Schlangenlinien laufend und mit ausgebreiteten Armen feierte er seinen Sieg. Die Zeiten der Top Drei: 28:44,17, 28:46,97 und 28:50,21 Minuten.

Nils Voigt mischt vorne mit

Es waren Leistungsbereiche, in die die drei deutschen Teilnehmer noch nicht vorgedrungen sind. Aber sie waren nicht weit weg davon! Besonders Nils Voigt (TV Wattenscheid 01), der sich im letzten Renndrittel eine gute Position in den Top Sechs erarbeitet hatte und auch beim Antritt von Gressier nicht locker ließ. In einem spannenden Fight mit dem Spanier Abessamad Oukhelfen, bei dem auch die Ellbogen zum Einsatz kamen, erkämpfte er sich auf den letzten Metern noch Rang vier und wurde für ein starkes Rennen mit der ersten Zeit unter 29 Minuten belohnt: 28:54,16 Minuten.

Auch Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) und Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach) rannten die meiste Zeit in der großen Spitzengruppe mit. Der erste, der bei den Tempoverschärfungen den Anschluss verlor, war Aaron Bienenfeld. Er kämpfte jedoch tapfer weiter, hielt das Tempo hoch und konnte im vierten 10.000 Meter-Rennen einer langen Saison noch einmal in 29:12,67 Minuten bis auf wenige Zehntel an seiner Bestzeit heranlaufen. Am Ende sammelte er einige Läufer noch wieder ein, Platz 15.

Der Jüngste im deutschen Trio Mohamed Mohumed wagte zur Rennhälfte einen Vorstoß nach vorne, sortierte sich dann aber wieder im hinteren Drittel der Spitzengruppe ein. Dort behauptete er seine Position trotz des unrhythmischen Rennens und rannte schließlich in neuer Bestzeit von 29:04,21 Minuten auf Platz elf.

STIMMEN ZUM RENNEN:

Nils Voigt:
Einmal war ich in der Jugend Zweiter und einmal Dritter über 5.000 Meter bei Deutschen Jugend-Meisterschaften. Aber ich habe so schwere Jahre hinter mir, ich war viel verletzt! Niemals hätte ich gedacht, dass ich hier Vierter werde! Ich bin letztes Jahr zum TV Wattenscheid 01 und zur Trainingsgruppe von Tono Kirschbaum gewechselt, das ist so geil dort, die haben mich wieder aufgebaut. Die ersten 400 Meter waren sehr langsam, da habe ich gedacht, dass es ein taktisches Rennen wird. Ich bin ruhig geblieben und habe mich am Ende immer weiter nach vorne gearbeitet. Die Zeit ist sehr stark, das hätte ich vorher nie gedacht.

Mohamed Mohumed:
Ich kann mir nichts vorwerfen. Ich bin im ersten Jahr U23 und laufe hier eine Bestzeit, und das, obwohl das Rennen so unrhythmisch war. Mit Platz elf bin ich aber nicht so zufrieden. Naja, ich bin jetzt konstant international dabei gewesen, in zwei Jahren ist bei der nächsten U23-EM sicher noch mehr drin. Dass ich hier die 10.000 Meter laufe, ist eigentlich von Anfang an geplant gewesen. Markus [Görger] wollte dafür die 5.000 Meter laufen, so hatten wir es abgesprochen. Ob ich jetzt, wo er nicht dabei ist, auch noch einen Doppelstart mache, weiß ich noch nicht.

Aaron Bienenfeld:
Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch mal im Bereich meiner Bestleistung laufe. Das ist mein vierter 10.000er in diesem Jahr, ich bin früh eingestiegen und habe schon im März eine erste Bestzeit aufgestellt. Es ist schwer, die Form drei Monate aufrechtzuerhalten. Daher kann ich mir keinen Vorwurf machen. Mit der Saison bin ich voll zufrieden, nächstes Jahr kann ich vielleicht mehr selektieren, in diesem Jahr ging das aber nicht. Ich mache auch Berglauf und laufe gerne Cross, aber dieses Jahr habe ich für die Bahn trainiert. Eigentlich mag ich die 5.000 Meter am liebsten, da sehe ich mich in den nächsten Jahren am ehesten.

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