| Interview neue Athletensprecherin

Nadine Hildebrand: „Will mich für meine Team-Kollegen stark machen“

Hürdensprinterin Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen) ist zur neuen Athletensprecherin im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gewählt worden. Die Juristin wird bis 2020 gemeinsam mit Stellvertreterin Martina Strutz (Stabhochsprung; Hagenower SV) die Interessen der Kaderathleten im DLV-Präsidium und Bundesausschuss Leistungssport vertreten. Im Interview spricht die 30-Jährige über ihre Beweggründe für die Übernahme des Amtes und das besondere EM-Ziel der deutschen Hürdensprinterinnen.
Pamela Ruprecht

Nadine Hildebrand, Sie sind die neue Athletensprecherin im DLV. Wie kam es dazu, dass Sie sich für dieses Amt beworben haben?

Nadine Hildebrand:

Ich hatte das Amt vor zwei Jahren schon mal im Hinterkopf, weil ich schon relativ lange dabei bind und als Juristin dafür einen guten Background mitbringe. Ich will dem Sport etwas zurückgeben. Als Sprecherin kann man sich für seine Team-Kollegen stark machen. Doch dann habe ich das Vorhaben nochmal aufgeschoben, weil ich 2016 aus einer Knie-OP kam und die Olympischen Spiele vor der Tür standen. Das wäre zeitlich nicht zu bewältigen gewesen. Ich habe mir die Idee aber für 2018 behalten und mich diesmal aufstellen lassen. Man muss dann natürlich erstmal gewählt werden, aber das hat ja jetzt gut geklappt.

Haben Sie vor der Wahl auch Werbung in eigener Person gemacht?

Nadine Hildebrand:

Man kann sich für die Wahl selber aufstellen lassen, das habe ich in dem Fall auch gemacht. Leider, muss man fast sagen, standen nur drei Athletinnen zur Wahl. Ich habe mehr Werbung für die Wahl an sich gemacht, als für mich selbst. Denn für ein gültiges Ergebnis müssen sich 20 Prozent der Kaderathleten an der Wahl beteiligen.

Mit Martina Strutz ist Ihre Vorgängerin weiter als Stellvertreterin im Amt. Können Sie von Ihrer Erfahrung etwas mitnehmen?

Nadine Hildebrand:

Absolut. Wir haben uns schon kurz geschlossen und vereinbart, uns weiter auszutauschen, wenn ich aus dem Trainingslager in Südafrika zurück bin. Martina kann mir sicher erzählen, welche Erfahrungen Sie gemacht hat und was alles auf mich zukommt. Wir haben vor, das zusammen zu machen.

Was werden Ihre Aufgaben sein?

Nadine Hildebrand:

Beim DLV ist gerade vieles neu, da es seit November auch ein neues Präsidium gibt. Ich denke, es geht hauptsächlich darum, dass man eine Verbindung zwischen den Athleten und dem Präsidium und dem Bundesausschuss Leistungssport aufbaut. Dass man Dinge besser vermitteln und weiterhelfen kann, wenn Athleten Entscheidungen nicht nachvollziehen können oder es Themen gibt, die sich Athleten selbst nicht trauen an die oberen Stellen heranzutragen.

Welche Bedeutung hat das neue Amt für Sie persönlich und für die DLV-Kaderathleten?

Nadine Hildebrand:

Zu allererst freue ich mich sehr, dass ich gewählt wurde. Dass mich die Mehrheit der Athleten für diese Stelle geeignet sieht, ist ein nettes Feedback für mich. Ich freue mich auf die neue Aufgabe. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass es Athletensprecher gibt und wir Sportler eine Vertretung in den Gremien haben. Wir haben zwar kein Vetorecht, aber es wird zumindest die Stimme der Athleten gehört. Deswegen finde ich diese Position sehr wichtig.

Sie haben es zu Beginn angesprochen, dass Sie aufgrund ihres beruflichen Hintergrundes für die Sprecherposition gut geeignet sind. Sie haben Jura studiert und arbeiten Teilzeit als Rechtsanwältin in einer Kanzlei. Auch hier geht es tagtäglich um Interessenvertretung. Was können Sie davon mit in die Rolle als Athletensprecherin nehmen?

Nadine Hildebrand:

Im Prinzip geht es auch als Athletensprecher um die Vertretung von Interessen. Ich bin es von meinem Beruf gewohnt, mich lautstark zu Sachverhalten zu äußern. Klar, kann ich den Ausgang der Entscheidung nicht bestimmen, das Urteil des Richters kann ich auch nicht beeinflussen, aber ich kann meine Position zumindest darlegen. Insofern sehe ich da echt Parallelen. Ich kann beispielsweise auch bei Verständnisproblemen von Richtlinien im neuen Anti-Doping-Gesetz helfen. Das Juristen-Deutsch ist nicht immer für alle Athleten verständlich und ich bin die Sprache gewohnt.

Zum Sport: Wie läuft Ihre Saisonvorbereitung momentan? Haben Sie die Verletzungen der letzten Zeit alle auskurieren können?

Nadine Hildebrand:

Ich war letztes Jahr verletzt und in der Hallensaison nochmal. Das ist alles ausgeheilt, ich kann auch wieder alles machen. Das ist wunderbar. Das Training läuft bisher eigentlich ganz gut. Abgesehen von einem kleinen Sturz am Montag nach der Hürden-Überquerung, aber Schürfwunden verheilen wieder.

Welche Ziele haben Sie für den Sommer?

Nadine Hildebrand:

Ganz klar die EM in Berlin. Wir sind bei den Hürdensprinterinnen in der tollen Lage, dass wir durch die Wildcard von Cindy [Anm. d. Red.: Cindy Roleder; Europameisterin 2016] mit vier Läuferinnen an den Start gehen können. Deswegen wäre rein theoretisch ein Finale zur Hälfte besetzt mit deutschen Athletinnen möglich. Vornehmen kann man sich das. Was dann rauskommt, werden wir sehen.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024