Es war ein historischer Wettkampf für die derzeit beste DLV-Hochspringerin. Marie-Laurence Jungfleisch hat am Samstag in Eberstadt erstmals in ihrer Karriere zwei Meter gemeistert.
Ihre ersten Sprünge an diesem Tag in Eberstadt lassen erkennen: Vorjahressiegerin Marie-Laurence Jungfleisch vom VfB Stuttgart ist hochmotiviert, springt sensationell und reißt das Publikum an diesem Sommernachmittag von Sprung zu Sprung mit. In der Vorwoche hatte sie bei der EM in Amsterdam (Niederlande) mit 1,93 Metern eher eine mögliche Medaille verpasst.
Ihr Aufstieg war in den letzten Jahren unter ihrem Trainer Tamas Kiss kontinuierlich verlaufen, vorläufiger Höhepunkt Platz sechs bei der WM 2015 in Peking (China) im vergangenen Jahr mit 1,99 Metern. "Irgendwann werde ich die zwei Meter springen", hat sie seitdem immer wieder gesagt.
Die Latte liegt jetzt bei dieser Marke, die Höhe einer Wohnzimmertür. 16 Mal wurde sie in Eberstadt schon übersprungen. "Bruk Off" von Konshens dröhnt aus den Lautsprechern. Das Publikum klatscht begeistert. Jungfleisch springt deutlich drüber. Sie rennt im Jubel in die Arme aller wichtiger Menschen: ihrem Trainer Tamas Kiss, Eberstadt-Macher Peter Schramm und ihrem Vater, der sich auf der Tribüne freut.
"Der perfekte Sprung"
Sechs Jahre hat der Weg des Duos Jungfleisch-Kiss gedauert, bis die magische Marke im Frauenhochsprung gefallen ist. In Deutschland liegt die 25-Jährige nun auf dem sechsten Platz der ewigen Bestenliste. Die Marke zur absoluten Weltspitze hatte als letzte DLV-Hochspringerin Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) im September 2010 übersprungen.
Dazu kommt Platz zwei der Weltjahresbestenliste. Und in vier Wochen stehen die Olympischen Spiele in Rio (Brasilien; 12. bis 21. August) an. "Ja, jetzt denke ich auch an eine Medaille", sagt Marie-Laurence Jungfleisch hinterher selbstbewusst. Zum Schluss wurde für sie in den Weinbergen schon mal die Nationalhymne gespielt.
"Ich kann es noch gar nicht fassen", sagte kommentierte die siebenfache deutsche Meisterin ihre Steigerung der Saisonbestleistung um sieben Zentimeter, "das war wohl der perfekte Sprung." Kamila Licwinko (Polen) wurde mit 1,96 Meter Zweite, die Schwedin Sofie Soog belegte mit 1,93 Metern Rang drei.
Zwei Olympiasieger an der Bande
Den ganzen Nachmittag über war Disco-Musik durch die Weinberge von Eberstadt gedröhnt, insgesamt elf Damen im Frauenfeld begeisterten das Publikum – wenn Hochsprung-Zeit ist, bebt es in der 3.350 Seelengemeinde bei Heilbronn, diesmal zum 38. Mal. Weltrekord bei Meetings. 800 Zuschauer klatschen im Takt der Musik, jubeln, raunen, je nachdem ob die Latte liegen bleibt oder fällt.
Mit Dietmar Mögenburg und Stefan Holm waren auch zwei Olympiasieger als Trainer an die Bande zurückgekommen. Dietmar Mögenburg gewann 1979 in der Eberfürst-Arena und sprang hier zwei Deutsche und einen Europarekord, Stefan Holm siegte 2004, wenige Wochen vor seinem Olympiasieg 2004 in Athen (Griechenland). "Eberstadt ist doch nur durch den Hochsprung bekannt geworden", sagt der Schwede.
"Eberstadt ist nach wie vor das Hochsprung-Mekka, auch international", befindet Dietmar Mögenburg, "aber die Zuschauer wollen local Heroes sehen wie Eike Onnen oder Marie-Laurence Jungfleisch." Die Männer sind am Sonntag (17. Juli) dran.
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