| WM 2017

London Tag 6 – DLV-Athleten in den Vorrunden

Im Finale dabei sein. Für einige Athleten das große Ziel bei der WM in London, für andere gefühlt eine Pflichtaufgabe. Lesen Sie hier, wie sich die DLV-Athleten in den Vorentscheidungen am Mittwoch geschlagen haben.
Silke Bernhart / Jan-Henner Reitze

<link btn>WM 2017 London kompakt  

5.000 Meter Vorläufe Männer

Richard Ringer kann den Turbo nicht zünden

Die Formel fürs Finale hieß: Jeweils die fünf Besten der beiden Rennen kommen weiter, dazu fünf weitere Zeitschnellste. Der zweite Vorlauf ist dabei immer ein Vorteil. Denn die Athleten kennen das Ergebnis des ersten Rennens und wissen damit, welches Tempo anzuschlagen ist. Davon wollte auch Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) profitieren. Das Tempo in seinem Lauf passte, alle Zwischenzeiten waren schneller als im ersten Vorlauf. Damit war klar, dass die ersten Zehn weiterkommen würden. Der Deutsche Meister hielt sich aus allem raus und hing am Ende des Feldes. Sein Plan, sich hinten raus in die Top Ten und damit ins Finale zu sortieren, ging allerdings nicht auf. Der EM-Dritte verlor stattdessen 800 Meter vor Schluss den Kontakt zum Feld und kam in 13:36,87 Minuten als 17. ins Ziel. Zum Endlauf fehlten damit zehn Sekunden.

Das Rennen gewann Selemon Barega (Äthiopien; 13:21,50 min). Als Zehnter kam auch Awet Habte (Eritrea; 13:27,70 min) noch über die Zeit weiter. Obwohl er sich nach einem Sturz vier Runden vor Schluss wieder ins Feld zurückkämpfen musste, lief auch Paul Kipkemoi Chelimo (USA; 13:24,88 min) als Achter ins Finale. Ebenfalls in den Sturz verwickelt war Josphat Kiprono Menjo (Kenia; 13:35,68 min), der den Anschluss allerdings nicht wieder herstellen konnte und 16. wurde.

Der Protagonist der Gastgeber prägte den ersten Vorlauf. Bei britischem Wetter, kühl und regnerisch, brach auf den dennoch dicht besetzten Rängen schon Jubel aus, als Mo Farah (Großbritannien) die Bahn betrat. Er möchte über diese Strecke sein viertes WM-Gold nacheinander gewinnen. Der Lärm der Menge setzte sich während des Rennens fort, wenn immer sich der Weltmeister über 10.000 Meter ein paar Ränge nach vorne orientierte. Hinten raus hatte der Titelverteidiger kein Problem, mit Rang zwei (13:30,18 min) das Finale sicher klar zu machen. Auf den letzten Metern bot er sogar seinem Herausforderer Muktar Edris (Äthiopien; 13:30,22 min) den Vortritt an, der sich den Fight um die Plätze aber für den Endlauf aufsparte. Das Rennen gewann mit Yomif Kejelcha (13:30,07 min) ein anderer Äthiopier.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen):
Im Callroom war uns klar, dass zehn Athleten aus dem Lauf ins Finale kommen. Die Zeit im ersten Lauf war 13:30. So ging es dann auch los. Ich habe mich rausgehalten und bin am Ende des Feldes gelaufen. Der Weg nach vorne war nicht weit. Bei Meetings geht da immer was. Wir waren bei 8:08 bei 3.000 Metern. Es hat alles gestimmt. Vier Runden vor Schluss hat es begonnen, dass mein Arm zuging. Ich weiß nicht, woran das lag. Kälte bin ich eigentlich gewöhnt. In Heusden bin ich im Regen 13:19 gelaufen, auch im Cross war ich schon bei solchen Bedingungen unterwegs. Obwohl es nur um Platz zehn ging, bin ich vielleicht etwas zu sehr verkrampft. Da muss ich mehr Lockerheit lernen. Ich weiß, dass ich 13:10 oder drunter laufen kann. Ich wollte es auch zeigen. Es hat sich so angefühlt, dass dies möglich ist. Es war sehr einfach heute ins Finale zu laufen. Ich bin sehr enttäuscht. Nicht nur das Finale ist mein Ziel, sondern mein Traum einmal in die Top Acht zu laufen. Es war eher ein Schritt zurück. Ich habe dieses Jahr etwas ausprobiert und war auf den 10.000 Metern unterwegs. Ich denke, dass ich dort in den nächsten Jahren Richtung 27:30 gehen kann. Richtung EM 2018 möchte ich wieder 10.000 laufen und dann entscheiden wir, wo es hingeht.

3.000 Meter Hindernis Vorläufe Frauen

Vorlauf-Sieg: Gesa Felicitas Krause spart clever Kräfte

Die Bahn war kaum trockener als der Wassergraben, als sich die Hindernisläuferinnen für ihren Vorlauf aufstellten. Im ersten Rennen: die Deutsche Meisterin und Rekordhalterin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier). Mit Wasser von oben und unten schlugen die Athletinnen ein gemächliches Tempo ein, Gesa Krause sortierte sich im vorderen Feld ein, verschwendete aber keine Körner mit Tempoarbeit – anders als beim Olympia-Vorlauf in Rio, wo sie schon in der Vorrunde fast den damaligen deutschen Rekord unterboten hatte.

Als die Glocke für die letzte Runde geläutet wurde, lag Gesa Krause auf der Innenbahn auf Rang vier. Eben diese Bahn versuchte sie innen auf der Gegengeraden für ihren Vorstoß an die Spitze zu nutzen. Das klappte noch nicht. Aber am letzten Wassergraben ergriff sie ihre Chance: Vorne war sie, und dank ihrer guten Grundschnelligkeit und Hindernistechnik konnte sie den Vorlauf-Sieg in 9:39,86 Minuten sicher nach Hause bringen. Es war ein souveränes und eindrucksvolles Rennen der WM-Dritten von Peking (China), die im Schlepptau Weltmeisterin Hyvin Kiyeng Jepkemoi (Kenia; 9:39,89 min) hatte.

Ganz anders das Bild im zweiten Vorlauf, in dem die Nummer drei des Jahres Beatrice Chepkoech (Kenia; 9:19,03 min) und Weltrekordlerin Ruth Jebet (Bahrain; 9:19,52 min) vorweg eilten und für die schnellsten Zeiten des Tages sorgten. Auch Vorlauf drei mit der Weltjahresbesten Celliphine Chepteek Chespol (Kenia; 9:27,35 min) und der Olympia-Dritten Emma Coburn (USA; 9:27,42 min) an der Spitze war deutlich schneller als das erste Rennen. So hatte sich die Vize-Weltmeisterin und fünftbeste Läuferin des Jahres Sofia Assefa (Äthiopien) verkalkuliert: Sie wurde im Vorlauf mit Gesa Krause Vierte und verpasste damit die Top Drei und einen Platz unter den sechs Zeitschnellsten.

STIMME ZUM WETTKAMPF

Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier):
Mir war im Rennen ziemlich schnell bewusst: Wenn ich hier Vierte werde, ist es das gewesen. Ich habe versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Das war die einzige Möglichkeit, nach dem ersten Kilometer war wenig zu retten. Es waren sehr schwere Bedingungen. Ich friere, es ist kalt. Damit hatten alle zu kämpfen. Die Muskulatur wurde einfach nicht richtig warm. Normalerweise ist der Wassergraben erfrischend. Heute war er das nicht. Man hat es auch am Laufstil gesehen, der war nicht so rund wie sonst. Umso glücklicher bin ich, dass es gereicht hat. Ich konnte meine Stärke ausspielen. Jetzt heißt es pflegen, gesund bleiben und am Freitag bei hoffentlich ein bisschen wärmeren Temperaturen noch einmal antreten.

Weitsprung Qualifikation Frauen

Claudia Salman-Rath bewahrt in Regenschlacht die Nerven

Der erste Versuch wär’s vielleicht gewesen. Nur hauchdünn streifte da der Spike von Alexandra Wester (ASV Köln) die Plastillin-Masse auf dem Brett – übergetreten. Kaum eine Minute später ging auch für Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) ein X in die Ergebnislisten ein. Kein perfekter Start in die Weitsprung-Qualifikation, in der sich bei permanentem Regen und Gegenwind auch alle anderen Springerinnen schwer taten. Nicht eine Athletin konnte die direkte Qualifikationsweite von 6,70 Metern überbieten.

Gefragt waren in der Regenschlacht für die Top Zwölf und für das Finale schließlich 6,46 Meter. Eine Weite, die Alexandra Wester bei ihrer WM-Premiere nicht erreichen konnte. Es folgten ein Absprung weit vor dem Brett (5,95 m) und 6,27 Meter, gleichbedeutend mit Platz 23 der Qualifikation. Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) dagegen bewahrte die Nerven: Der dritte Sprung saß, trotz 1,9 Metern pro Sekunde Gegenwind. 6,52 Meter waren bei den schwierigen Bedingungen eine starke Leistung, nur fünf Athletinnen kamen weiter. Damit darf die Siebenkämpferin am Freitag zum Finale bereits zum neunten Mal in das Olympiastadion einlaufen.

Auch die meisten Favoritinnen werden dann ebenfalls wieder dabei sein. Zum Beispiel Olympiasiegerin Tianna Bartoletta (USA; 6,64 m), Lokalmatadorin Lorraine Ugen (Großbritannien;  6,63 m), Hallen-Europameisterin Ivana Spanovic (Serbien; 6,62 m) oder, unter neutraler Flagge, die Russin Darya Klishina, die mit 6,66 Metern die beste Weite des Tages erzielte. Auch die dreimalige Weltmeisterin Brittney Reese (USA; 6,50 m) darf noch mal ran. Crystabel Nettey (Kanada, 6,36 m) dagegen, WM-Vierte von Peking (China), und mit Shara Proctor (6,45 m) und Jazmin Sawyers (6,34 m) auch zwei britische Publikumslieblinge mussten sich verabschieden.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt)
Es war schwierig heute, aber ich komme eigentlich gut damit klar. Ich habe mich auch nach dem Siebenkampf besser gefühlt als sonst immer. Vielleicht, weil ich schon im Hinterkopf hatte, dass ich im Weitsprung noch mal ran darf. Im letzten Versuch bin ich Risiko gegangen und beim Anlauf zurück, vorher war ich immer zu dicht dran an der Zwischenmarke. Mein Trainer [Uli Knapp] hat erst gar nicht gesehen, wie gut der Sprung war, er hat immer auf den Windmesser gezeigt. Dann kamen die erstaunten Augen und die Jubelgeste. Ich bin total froh und stolz, dass ich das geschafft habe. Die Stimmung in diesem Stadion und mit diesem Publikum ist so mega, ich genieße das und freue mich, dass ich hier noch mal rein darf. Bei meinen Prognosen bin ich ja nie so mutig, aber diesmal will ich mir etwas vornehmen, ich hätte gerne sechs Versuche, ich will in die Top Acht und hoffe, dass es klappt. 

Alexandra Wester (ASV Köln)
Der Unterschied zwischen dem Einspringen und dem ersten Versuch war heute größer als sonst. Ich bin schon extra zweieinhalb Füße zurück gegangen und nicht nur zwei, wie sonst, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, dass ich kürzer treten muss, und dann war der Versuch übergetreten. Das hat mich total aus dem Konzept gebracht. Klar, es ist absolut nicht mein Wetter heute, ich liebe Sonne und 30 Grad, das darf aber keine Entschuldigung sein, die Bedingungen waren für alle gleich. Die Stimmung hier konnte ich gar nicht genießen, ich hatte dann auch so Angst, dass sich das Gleiche wiederholt wie in Rio. Ich bin sehr enttäuscht.

<link btn>WM 2017 London kompakt

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024