| Weltmeisterschaften 2017

London Tag 1 - DLV-Athleten in den Vorrunden

Im Finale dabei sein: Für einige Athleten das große Ziel bei der WM in London, für andere gefühlt eine Pflichtaufgabe. Lesen Sie hier, wie sich die DLV-Athleten in den Vorentscheidungen am Freitag geschlagen haben.
Jan-Henner Reitze

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100 Meter Vorläufe Männer

Julian Reus fehlen entscheidende Hundertstel

Es ging um wenige Hundertstel, aber die hatte Julian Reus nicht auf seiner Seite. Der Athlet vom TV Wattenscheid 01 lief in seinem Vorlauf in 10,25 Sekunden auf Rang sechs. Nur die ersten Drei hatten einen Platz im Halbfinale sicher. Diese Platzierung ging in dem Lauf des Deutschen Meisters in 10,21 Sekunden an Cejhae Greene (Antigua). Vorne weg stürmte der Jahresschnellste Christian Coleman (USA; 10,01 sec).

Als einer der sechs Zeitschnellsten kam auch noch der viertplatzierte des Rennes Emmanuel Matadi (Liberia; 10,24 sec) weiter. Dem Fünften Ramon Gittens (Barbados; 10,24 sec) fehlten wie dem DLV-Athleten die entscheidenden Zentimeter.

Für großen Jubel im prall gefüllten Stadion sorgte Usain Bolt. Bei seinem ersten Auftritt bei seiner Abschieds-WM schenkte der Jamaikaner dem Publikum in 10,07 Sekunden einen Vorlaufsieg. Den erreichte unter anderem auch Justin Gatlin (USA; 10,05 sec). Die schnellste Vorlaufzeit lief der Jamaikaner Julian Forte (9,99 sec).

STIMME ZUM WETTKAMPF

Julian Reus (TV Wattenscheid 01):
In so einem Rennen muss ich einfach 10,21 oder 10,20 laufen, um als Dritter sicher weiter zu kommen. Das war heute auch im Bereich des Möglichen. Es haben ein, zwei Kleinigkeiten gefehlt, dass es nicht gereicht hat. Es war ein solides Rennen. Es ist nicht einfach, direkt in so ein Haifischbecken geschmissen zu werden. Ich habe das zwar schon mehrmals gemacht, aber wir haben es nur einmal im Jahr. Ich habe dieses Jahr versucht, internationale Konkurrenz zu suchen. Am Ende fehlen ein paar Hundertstel, die hätte ich irgendwo machen müssen. Jetzt geht die Konzentration voll auf die Staffel.

Weitsprung Qualifikation Männer

Julian Howard erwischt das Brett nicht

Fürs Weiterkommen hätte er 7,91 Meter übertreffen müssen. Diese Weite hat der Julian Howard (LG Region Karlsruhe) in diesem Sommer schon mehrfach erreicht. Der Deutsche Meister wusste: Wenn er in der Qualifikation einen gelungenen Sprung erwischt, ist das Finale drin. Nach 7,72 Metern in Runde eins versuchte der 28-Jährige alles, traf das Brett aber nicht mehr. Die beiden weiteren Sprünge waren ungültig und die WM damit für ihn vorbei.

Der große Favorit Luvo Manyonga (Südafrika) flog mit 8,12 Metern sicher ins Finale. Die größte Weite an diesem Abend erreichte der Tscheche Radek Juska (8,24 m). Als Zwölfter buchte noch Fabrice Lapierre (Australien; 7,91 m) das Final-Ticket. Olympiasieger Jeff Henderson (USA; 7,84 m) scheiterte dagegen. 

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Julian Howard (LG Region Karlsruhe):
Ich bin mega stolz, es hierher geschafft zu haben. Ich habe es in vollen Zügen genossen, hier springen zu dürfen. Das war etwas Besonderes. Ich habe den ersten Versuch leider etwas zu zögerlich am Brett gesetzt. Das passiert manchmal. Ab dem Zweiten bin ich gut reingekommen. Die Sprünge waren auch gut, die Hinweise von Bundestrainer Uwe Florczak waren richtig. Er hat mich nach hinten geschickt und gesagt, ich soll druckvoll reinlaufen. Das habe ich gemacht. Leider war ich dann drüber. Für den Dritten bin ich nochmal zurückgegangen, aber es war das Gleiche. Die nötigen 7,92 Meter wären drin gewesen. Ich habe alles dafür getan, ich war in einer super Verfassung. Ich hätte den letzten Sprung nicht ungültig machen dürfen.

Diskuswurf Qualifikation Männer

Robert Harting macht's im Ersten

Robert Harting fühlt sich wohl im Londoner Olympiastadion. Hier hat er mit dem Olympiasieg 2012 seinen größten Erfolg gefeiert, und in der Qualifikation der WM fünf Jahre später passte es gleich im ersten Versuch. Mit 65,32 Metern übertraf der dreimalige Weltmeister die geforderte Weite (64,50 m) für die sichere Finalqualifikation gleich im ersten Anlauf. Danach hieß es Kraft sparen für das Finale am Samstag (5. August).

Ohne einen gültigen Versuch musste sich Martin Wierig (SC Magdeburg) von der WM verabschieden. Mit Martin Kupper (Estland; 62,71 m) verpasste auch der Olympia-Vierte das Finale, genau wie einer der Medaillenkandidaten Philip Milanov (Belgien; 63,16 m).

Der Jahresbeste Daniel Stahl (Schweden) legte mit 67,64 Metern auch die beste Weite der Qualifikation hin. In diesen Bereich kam auch Andrius Gudžius (Litauen; 67,01 m). Mit 64,82 Metern zog mit Fedrick Dacres (Jamaika) auch der dritte Athlet weiter, der in diesem Sommer schon die 68 Meter übertroffen hat. Wie Robert Harting im ersten Versuch übertraf der Olympia-Zweite Piotr Malachowski (Polen; 65,13 m) auf Anhieb die Quali-Weite.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Robert Harting (SCC Berlin):
Ich fühle mich gut. Ich bin mental gut drauf, ich bin körperlich gut drauf. Ich habe noch einmal eine gute Woche in Kienbaum gehabt. Ich freue mich, dass ich morgen das Finale angehen kann. In einer Qualifikation habe ich noch nie so viele Menschen gesehen. Das Stadion ist atemberaubend. Ich komme hier rein, ich fühle mich wohl. Ich habe hier Gold gewonnen. Ich kann alles anfassen, alles gibt mir Energie. Ich werde mich morgen so wohl fühlen wie noch nie. Ich hoffe, das dann auch nutzen zu können.

Martin Wierig (SC Magdeburg):
Ich bin schwer in den Wettkampf gekommen. Der erste Versuch war wirklich verkorkst. Die anderen beiden Versuche waren in Ordnung. Da konnte ich zeigen, dass ich in einer guten Verfassung bin. Dann haben aber leider fünf Zentimeter im Ring gefehlt. Das ist sehr ärgerlich, weil ich mir eine gute Form antrainiert habe. Ich habe es nicht in den Ring bekommen. Es hat wieder wahnsinnig Spaß gemacht, unter dieser Kulisse zu werfen. Ich hätte unheimlich gerne noch einmal im Finale geworfen. Ich bin konkurrenzfähig, vielleicht nicht für ganz vorne. Aber die drei X spiegeln nicht das wider, was ich drauf habe.

1.500 Meter Vorläufe Frauen

DLV-Duo bei Premiere mit Maßarbeit weiter

Sie war früher an der Spitze als geplant. Konstanze Klosterhalfen machte in ihrem Vorlauf Tempo und setzte die Zwischenmarken bei 800 und 1.200 Meter. Dann spielte die Konkurrenz ihre Spurtstärke aus und die U23-Europameisterin musste sich strecken, um als Sechste in 4:03,60 Minuten durchs Ziel zu laufen. Genau diese Platzierung war gefragt, um direkt ins Halbfinale am Samstag (5. August) einzuziehen. Das Rennen gewann Olympiasiegerin Faith Chepngetich Kipyegon (Kenia; 4:03,09 min).

Hanna Klein wählte eine andere Taktik. Auch für sie war es die WM-Feuertaufe. In ihrem Vorlauf hielt sie sich auf der Innenbahn auf, um keine unnötigen Meter zu machen. In der Schlussrunde war es mit der Ruhe im Feld vorbei. Jeder wollte in eine gute Position, auch die DLV-Athletin musste Ellenbogen-Kontakt einstecken und hinten raus kämpfen. Aber es waren genug Körner vorhanden, um in 4:09,32 Minuten ebenfalls den nötigen sechsten Rang für den direkten Einzug ins Halbfinale klar zu machen.

Das Rennen gewann die Gold-Favoritin und Jahresschnellste Sifan Hassan (Niederlande; 4:08,89 min). Auch die Britin Laura Muir (4:08,97 min) zog als Vierte sicher weiter. Den weiteren Vorlauf entschied Titelverteidigerin Genzebe Dibaba (Äthiopien; 4:02,67 min) vor 800-Meter-Olympiasiegerin Caster Semenya (Südafrika; 4:02,84 min) für sich.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Es hat sich angefühlt wie in Rio. Es ging vom ersten Meter los. Als ich überholt wurde, habe ich das Gefühl gehabt, dass mir absichtlich eine mitgegeben wurde. Darauf war ich eingestellt. Man muss es einfach mitnehmen und möglichst entspannt bleiben. Eigentlich sollte ich etwas geduldiger sein. Aber ich war etwas nervös und jetzt bin ich froh, dass ich weiter bin. In einem internationalen Finale stand ich noch nicht. Im Halbfinale muss aber alles stimmen, damit es weiter gehen kann. Ich konzentriere mich hier auf die 1.500 Meter, 5.000 Meter laufe ich nicht.

Hanna Klein (SG Schorndorf 1846):
Die Stimmung war richtig toll. Ich habe das gemacht, was abgesprochen war: So lange es geht Körner sparen und immer den sechsten Platz im Blick haben. Ich war vorne dabei und habe nicht abreißen lassen. Es wird hier heftiger geschoben und gedrückt. Ich habe etwas abbekommen und bin gestolpert. Das war fies. Aber es geht um die Plätze und ich habe mich behauptet. Ich wollte mich von der WM-Atmosphäre nicht zu sehr beeindrucken lassen, sondern die Energie für den Moment aufheben, in dem es drauf ankommt. Das ist gelungen. Ob ich die 5.000 Meter auch noch laufe, wird morgen entschieden. Für mich steht nach der WM auch noch die Universiade an. Auch dort möchte ich gut laufen.

Stabhochsprung Qualifikation Frauen

Lisa Ryzih übersteht Geduldsprobe

Die Stabhochspringerinnen erlebten die gesamte Auftakt-Session der WM im stimmungsvollen Stadion. Auf der einen Seite ein Genuss, denn die Zuschauer machten ordentlich Lärm. Auf der anderen Seite wollte Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) auch möglichst Kraft sparen fürs Finale am Sonntag (6. August). Zum Stab greifen musste sie dafür nur zweimal. Nach für eine Quali typisch langer Wartezeit meisterte die Deutsche Meisterin 4,50 Meter und 4,55 Metern im ersten Versuch und stand damit unter den besten Zwölf.

Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) überquerte in ihrer Comeback-Saison 4,35 Meter. Für das Finale reichte das nicht. Bei ihrer WM-Premiere blieb es für Friedelinde Petershofen (SC Potsdam) bei der gemeisterten Anfangshöhe von 4,20 Metern. Die 21-Jährige blieb bis zum Ende der Qualifikation an der Anlage, um die Atmosphäre zu erleben. Sie hätte den Innenraum auch schon vorzeitig verlassen können.

Mit nur einem Sprung über 4,60 Meter bewahrte Olympiasiegerin Ekaterini Stefanidi die Chance, erstmals Freiluft-Weltmeisterin zu werden. Titelverteidigerin Yarisley Silva (Kuba; 4,55 m), Sandi Morris (USA; 4,55 m) und Lokalmatadorin Holly Bradshaw (Großbritannien; 4,50 m) qualifizierten sich ebenfalls fürs Finale. Einen Salto Nullo produzierte dagegen die Olympiasiegerin von 2012 Jenn Suhr (USA). 

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen):
Hauptsache geschafft. Ich bin 4,55 Meter noch gesprungen, obwohl die 4,50 Meter auch schon gereicht hätten. Es war ein Hin und Her. Bevor ich Energie mit Rechnen verschwende, habe ich diese in den Sprung gesteckt. Quali kann ich. Das ist etwas zum Abhaken. Mit links macht man es nicht, aber ich denke ich konnte so viele Kräfte wie möglich sparen. Dabei geht es nicht nur um meine zwei Sprünge. Wir sind heute als Erste gekommen und als Letzte gegangen. Das ist es, was Kraft kostet. Ich möchte im Finale die Sprünge umsetzen, die ich im Training schon gezeigt habe und im Wettkampf bisher noch nicht umsetzen konnte. Ich werde mich auf mich selbst konzentrieren.

Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Wenn ich ganz ehrlich bin, war es die Leistung, die ich in dieser Saison häufig gebracht habe. Ich habe die vergangenen Wochen gut trainiert. Das konnte ich heute leider nicht so abrufen, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich bin dennoch dankbar dafür, dass ich mich für die WM qualifizieren konnte. Ich bin verspätet in die Saison gestartet. Nach meinem Leidensweg konnte ich wieder Erfahrung sammeln. Langfristig möchte ich noch Tokio anpeilen. Jetzt muss ich erst einmal kleine Blessuren auskurieren und dann geht es volle Attacke Richtung Berlin.

Friedelinde Petershofen (SC Potsdam):
Diese Stimmung muss man von drinnen miterleben. Ich wäre gerne noch höher gesprungen. Die 4,20 Meter waren entspannt. Es lief. Dann war es nicht einfach. Ich bin nicht einmal auf meine härteren Stäbe gekommen. Ich habe mich nicht hundertprozentig wohl gefühlt. Ich bin auf jeden Fall dankbar, die Möglichkeit bekommen zu haben, hier zu springen. Ich freue mich auf die kommenden Jahre und hoffe, dann wieder an solchen Meisterschaften teilnehmen zu können. Es war ein Bonus, ein Traum, der in Erfüllung ging. Ich möchte meine Bestleistung in Zukunft stabilisieren, auch im kommenden Winter schon.

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