| Hallen-EM

GOLD! Cindy Roleder bewahrt bei Fehlstart-Drama die Nerven

Cindy Roleder hat in Belgrad die ganze Routine und Souveränität einer Vize-Weltmeisterin und Europameisterin ausgepackt: Im Finale über 60 Meter Hürden ließ sie sich bei der Hallen-EM auch nicht von drei gescheiterten Startversuchen aus der Ruhe bringen und holte Gold. Pamela Dutkiewicz jubelte über Bronze, Ricarda Lobe machte als Sechste die herausragende deutsche Bilanz perfekt.
Silke Bernhart

Schon die Vorrunden verliefen denkwürdig: Zum ersten Mal seit 1986 und damit zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung schafften mit Ricarda Lobe (MTG Mannheim), Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) und Cindy Roleder (SV Halle) drei deutsche Athletinnen den Einzug in ein Hallen-EM-Finale.

Im Vorlauf hatte Pamela Dutkiewicz zuvor in 7,86 Sekunden für die zweitschnellste Zeit gesorgt, die jemals in einem Vorlauf einer Hallen-EM erzielt wurde. Im Halbfinale hatte dann Cindy Roleder (7,89 sec) im nationalen Duell knapp die Nase vorn. Mit der besten Zeit der Halbfinals aber zog Titelverteidigerin Alina Talay (Weißrussland) in die Runde der besten Acht ein. Es war alles bereitet für den Showdown.

Cindy Roleder mit Nerven wie Drahtseilen

Doch was im Finale zunächst folgte, war ein kleines Fehlstart-Drama: Die Sprinterinnen waren schon fast an der zweiten Hürde, als der erste Startversuch zurückgeschossen wurde. Die Norwegerin Isabelle Pedersen wurde zunächst disqualifiziert und musste schon die Bahn verlassen, kehrte dann aber doch wieder in den Startblock zurück. Auch der nächste Versuch wurde mit einem Rückschuss abgebrochen, wieder stiegen anschließend alle acht Athletinnen in die Blöcke, ein weiteres Mal wurden sie gebeten aufzustehen. Erst dann fiel der finale Startschuss.

Cindy Roleder zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von den Irritationen am Start und konnte sich wieder einmal auf ihr Weltklasse-Finish verlassen. In 7,88 Sekunden entthronte sie ihre gute Freundin, die Weißrussin Alina Talay (7,92 sec), die nach zwei Titeln in Folge diesmal mit Silber vorlieb nehmen musste.

Pamela Dutkiewicz jubelt über Bronze

Spannend wurde es im Kampf um Bronze. Als schließlich der dritte Platz verkündet wurde, hallte ein Jubelschrei durch die Halle – und der kam von Pamela Dutkiewicz (7,95 sec). Die Wattenscheiderin, die bei der Hallen-DM in Leipzig in 7,79 Sekunden schlagartig ins Rampenlicht gestürmt war, bewies mit Bronze, dass sie endgültig in Europas Spitze angekommen ist. Auch Ricarda Lobe präsentierte sich als Sechste in 8,03 Sekunden (nur vier Hundertstel über Bestleistung) ein weiteres Mal in starker Form.

Der Hürden-Wettbewerbe von Belgrad wurde somit zum besten Hallen-EM-Auftritt der deutschen Hürdensprinterinnen seit der Wiedervereinigung. Cindy Roleder tritt mit ihrem Gold in die Fußstapfen von Carolin Dietrich, die 2011 unter ihrem Mädchennamen Nytra den Titel gewonnen hatte. Zwei deutsche Medaillen gab es zuletzt 1986, als die Deutsche Hallenrekordlerin Cornelia Oschkenat und Kerstin Knabe, beide für die ehemalige DDR am Start, ebenfalls Gold und Bronze gewonnen hatten.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01)
Das war so ein harter Tag. Wir waren den ganzen Tag in der Arena. Es hat sich nicht ins Hotel gelohnt. Immer wieder entspannen, schlafen und dann wieder Spannung aufbauen. Ich war im Vorlauf dreimal im Startblock und ich war jetzt im Finale viermal im Startblock. Es war echt schwer, noch einmal anzuspannen. Aber ich bin echt froh, dass ich das geschafft habe. Ich verstehe diese Startanlage immer noch nicht. Dieser Lauf war schrecklich. Ganz schlimm. Es war nur noch: Schmeiß' Dich ins Ziel. Dann hat es gereicht. Wenn man als Jahresschnellste anreist, möchte man nicht mit leeren Händen dastehen. Das sind aber unglaublich starke Mädels. Das sind alte Hasen, die haben schon Medaillen auf ihrem Konto. Das ist meine erste. Ich freu mich.

Ricarda Lobe (MTG Mannheim)
Der ganze Tag war sehr spannend. Zu Beginn war alles neu und ich musste mich zurecht finden. Im Halbfinale kannte ich schon alles und konnte mein Rennen machen. Das war auch im Finale möglich. Ich war froh, dass ich Bahn acht hatte und nicht im Gewusel war. Ich dachte auch, es war vielleicht noch einmal schneller als im Halbfinale. Das war es nicht, macht aber nichts. Die Beine sind etwas schwer, es war ein langer Tag. Mit dem sechsten Rang kann ich sehr zufrieden sein. Finale war das Hauptziel und alles andere Zugabe. Dass wir vor dem Finale nochmal groß vorgestellt worden, ist nicht so mein Ding. Ich behalte lieber meine Linie, aber für die Zuschauer ist es vermutlich schöner. Man muss versuchen, die Spannung zu halten.

Interview: <link news:54799>Cindy Roleder: „Bewiesen, dass ich auch eine Hallenläuferin bin“

<link btn>Hallen-EM 2017 Belgrad kompakt

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