| Leute

Gesa Felicitas Krause – Der Traum von der Neun-Minuten-Grenze rückt näher

Europameisterin Gesa Felicitas Krause hat am Donnerstag im Züricher Letzigrund mit 9:07,51 Minuten ihren deutschen Rekord über 3.000 Meter Hindernis deutlich verbessert und damit große Hoffnungen für die WM in Doha entfacht. Folgt beim ISTAF am Sonntag der nächste Rekord über die 2.000 Meter Hindernis?
Ewald Walker

War das ein Rennen von Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier). Sieben Afrikanerinnen gegen sechs Athletinnen aus dem Rest der Welt hieß es am Donnerstagabend beim <link news:71604>Diamond League-Finale in Zürich. Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech (Kenia) legte im Letzigrund ein Höllentempo vor und landete einen Start-Ziel-Sieg in 9:01,71 Minuten. „Kopf ausschalten und einfach mitrennen“, war die Devise von Gesa Krause. Auf dem letzten Kilometer sammelte sie von Position zehn aus Läuferin um Läuferin ein und ließ am Ende auch die amtierende Weltmeisterin Emma Coburn (USA) hinter sich.

9:07,51 Minuten – für Gesa Krause war am Ende eine Barriere gefallen, die von 9:10 Minuten. „Auf diesen Moment habe ich lange hingearbeitet, ein solches Rennen habe ich mir nur erträumt“, sagte die 27-Jährige nach ihrem Rekordlauf, bei dem sie wie entfesselt auftrumpfte. Das sei auch eine Belohnung für das gegenseitige Vertrauen in ihren Trainer Wolfgang Heinig, der sie immer wieder toll motiviert habe. Lediglich vier Kenianerinnen waren am Ende in Zürich vor ihr. Was für ein Signal!

Bei der WM-Entscheidung mitreden

Vier Wochen vor der WM in Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober) hat sich die Deutsche Meisterin damit in glänzender Form präsentiert. „Jetzt möchte ich auch bei der WM Doha vorn mitreden und nicht nur mitlaufen“, zeigte sich die Läuferin optimistisch.

Als Gesa Krause an einem stimmungsvollen Abend aus dem brodelnden Letzigrund kam, war sie gebührend dekoriert. Sie hatte die Deutschlandfahne über den Schultern, einen Blumenstrauß in der Hand und ein Strahlen im Gesicht. Den eigenen deutschen Rekord um mehr als vier Sekunden zu verbessern – das war schon eine Ansage.

„Jetzt ist mein Traum von den neun Minuten näher gerückt“, sprach sie dann offen über ihr nächstes Ziel. Nur fünf Läuferinnen haben diese Marke bislang unterboten. Sie wolle jetzt keine Medaillenprognose für Doha abgeben, aber einen Wunsch nach Edelmetall habe sie schon, sagte sie im Überschwang der Gefühle. Allerdings dürfen durch den Diamond League-Gesamtsieg von Beatrice Chepkoech vier Kenianerinnen in Doha starten. Mit ihrem deutschen Rekord liegt die Europameisterin aktuell auf Rang sieben der bereinigten Weltjahresbestenliste.

Wolfgang Heinig lobt Mut seiner Athletin

Schon einmal hat Gesa Krause den Medaillen-Coup gelandet. 2015 war sie bei der WM in Peking (China) in die afrikanische Phalanx eingedrungen und hatte überraschend Bronze gewonnen. Bei der darauffolgenden Weltmeisterschaft musste sie die Tücken des Hindernislaufs leidvoll erfahren. 2017 in London begrub ein Sturz einer Konkurrentin, in den sie verwickelt wurde, ihre Hoffnungen. Sie stand wieder auf, wurde Neunte und zeigte einen bemerkenswerten Umgang mit ihrem sportlichen Schicksal. Die Läuferin wurde zu einem Symbol für Willenskraft und Fairness. Nachdem diese Wunden verheilt waren, hat sie sich mit der Hindernisstrecke wieder angefreundet. Und wurde noch schneller.

„Dieser Rekord war möglich, weil Gesa den Mut hatte, mit 2:59 Minuten für den ersten Kilometer richtig schnell anzugehen“, freute sich Trainer Wolfgang Heinig über die Leistungssteigerung seines Schützlings. Wenn Rennverlauf und Form stimmen, habe sie jetzt schon das Leistungsvermögen für eine Zeit um die neun Minuten.

Besonders freut es den Coach, dass Gesa Krause seit 2011 bei allen internationalen Höhepunkten dabei war, Doha wird bereits die fünfte WM-Teilnahme. Deshalb möchte man nicht nur dabei sein, sondern auch ganz vorn mitlaufen. „Wenn das Rennen in Doha nicht so schnell wird und die Medaillen bei 9:05 Minuten weggehen, hat Gesa durchaus eine Chance“, sagt Trainerfuchs Wolfgang Heinig. Weil er seine Athletin zur Selbständigkeit erziehen möchte, war er nicht in Zürich vor Ort, sondern verfolgte das Rennen zu Hause am Liveticker.  

Hotel-WG mit Konstanze Klosterhalfen 

Nicht nur beim Hindernisrennen brachten 25.000 Zuschauer den Letzigrund zum Beben. Vier Wochen vor der WM in Topform auftrumpfende Athleten machten dem Meeting mal wieder alle Ehre. Am Tag vor dem Diamond League-Finale war Gesa Krause aus dem Höhentraining aus Davos angereist und teilte in Zürich schon zum dritten Mal das Zimmer mit Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen).

„Ich schlafe mittags ausgiebig, Gesa geht dafür abends früh zu Bett“, verriet die Leverkusenerin über die Hotel-WG der beiden Top-Läuferinnen. Am Montag zieht sich Krause für zwei Wochen nach Davos zurück, Konstanze Klosterhalfen trainiert bis zur WM in St. Moritz. Das Doppelzimmer in Doha ist schon reserviert.

Vorbereitung auf Doha in Davos

In den Schweizer Bergen auf 1.550 Metern reifte bei Gesa Krause zuletzt auch die Hoffnung auf zwei deutsche Rekorde innerhalb von drei Tagen. Am Sonntag (1. September) soll <link>beim ISTAF in Berlin die nächste Marke über die kürzeren 2.000 Meter Hindernis fallen. Ihre eigene Bestmarke steht (noch) bei 6:04,20 Minuten. Am Donnerstag passierte sie in Zürich die 2.000 Meter übrigens nach inoffiziellen 6:04,1 Minuten.

Eigentlich hätte die DLV-Läuferin bei ihrer Ehrenrunde auch die rot-weiße Flagge der Gastgeber-Nation von "Weltklasse Zürich" tragen können. Die Stadionsprecherin hatte sie während des Rennens als „halbe Schweizerin“ vorgestellt. Seit 2014 ist Gesa Krause mit ihrem Trainer regelmäßig in Davos zu Gast. Wenn sie ins "Café Klatsch" der 11.000 Einwohner zählenden Gemeinde kommen, werden sie immer herzlich empfangen. Vielleicht liegt hier die Quelle für herausragende Rennen einer außergewöhnlichen Hindernisläuferin.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024