| WM-Vorbereitungscamp

DLV-Team für London schweißt sich in Kienbaum zusammen

Der Großteil der deutschen WM-Teilnehmer für London trainiert in diesen Tagen im Bundesleistungszentrum in Kienbaum, das kürzlich beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in "Paralympisches und Olympisches Trainingszentrum für Deutschland" umbenannt wurde. Neben dem letzten Feinschliff für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften dient der gemeinsame Aufenthalt vor allem dem Erfolgsfaktor Team-Building.
Pamela Ruprecht

Von 72 WM-Teilnehmern des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) sind 62 Athleten in diesen Tagen im großen Trainingszentrum in Kienbaum versammelt. Das Zusammenkommen von Sportlern, Bundestrainern und Kompetenzteam an dem östlich von Berlin gelegenen mit optimalen Bedingungen ausgestatteten Ort dient kurz vor der WM in London (Großbritannien; 4. bis 13. August) vor allem der mentalen Einstellung der Mannschaft.

"Erfolg hängt auch von Team-Work und vom Team-Spirit ab. Wir wollen hier unbelastet vom Alltagsstress hungrig auf die WM werden", sagte der Leitende Direktor Sport Idriss Gonschinska am Freitag bei der Pressekonferenz des DLV-Medientages in Kienbaum. "Natürlich freuen wir uns auf die WM und bringen viele individuelle Träume mit nach London." Möglichst dicht an die eigene Bestleistung beziehungsweise Saisonbestleistung kommen oder diese sogar übertreffen, sei die Zielstellung für alle Athleten. Die Konkurrenzsituation ist eng, mehr als 70 Nationen kämpfen um Top Acht-Platzierungen, mehr als 40 Länder bringen Medaillenkandidaten mit.

Andere Ausgangssituation als vor zwei Jahren in Peking

Hinsichtlich der Erwartungshaltung ist das Fehlen einiger Leistungsträger wie der WM-Zweiten im Hürdensprint Cindy Roleder (SV Halle), Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) oder den Diskuswerfern Christoph Harting (SCC Berlin; Olympiasieger) und Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01; Olympia-Dritter) zu berücksichtigen. Weiterhin haben Weltklasse-Athletinnen wie Christina Obergföll, Linda Stahl und Betty Heidler ihre Laufbahn beendet.

"All diese Athleten kann man nicht ersetzen", meinte Gonschinska in einem Jahr der Neuorientierung mit vielen jungen Athleten. "Zudem sind Weltmeisterschaften im Abstand von zwei Jahren mit einer sich zum Teil völlig veränderten Wettbewerbssituation nicht zu vergleichen." Daher ist das sehr gute Ergebnis von acht DLV-Medaillen bei der letzten WM in Peking (China) nicht der Maßstab für London.

DLV-Speerwerfer reisen als Top Drei der Welt an

Im Speerwurf der Männer kommen die Top Drei der Welt aktuell aus Deutschland: Johannes Vetter (LG Offenburg; 94,44 m), Thomas Röhler (LC Jena; 93,90 m) und Andreas Hofmann (MTG Mannheim; 88,79 m) – die drei Protagonisten der Presskonferenz – stehen mit ihren Leistungen an der Spitze der Weltbestenliste. "Wir wollen gewaltig vorne mitmischen und die Konkurrenz hinter uns lassen, das ist unser Anspruch", sagte ihr Bundestrainer und Speerwurf-Teamleiter Boris Obergföll.

"Wir hätten nichts dagegen, drei Medaillen zu holen", meinte Thomas Röhler, wohlwissend, dass die Konkurrenz dieses Jahr auch schon starke Weiten gezeigt hat. "Ich suche den Nervenkitzel, mich mit den Besten zu messen. Mir machen diese Wettkämpfe auf hohem Niveau sehr viel Spaß", fiebert der WM-Vierte von 2015 dem Saisonhöhepunkt entgegen. "Mein persönliches Ziel ist es, erstmal die Qualifikation zu überstehen und dann im Finale mindestens an die Bestleistung ranzuwerfen", sagte Andreas Hofmann.

Johannes Vetter wird in der kommenden Woche noch knapp viermal zu Hause trainieren, aber dem Körper auch Ruhe gönnen, ehe der Flieger für die Speerwerfer am 7. August nach London geht. "Man sucht das Gleichgewicht, versucht nicht zu viel und nicht zu wenig zu machen", beschreibt der Deutsche Rekordler. "Man fokussiert sich, so dass man zur WM dann die volle Spannung vor dem Wettkampf hat."

Magische Marken

In den anschließenden Journalisten-Runden war bei der WM-Siebten von 2015 Marie Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) die magische Zwei-Meter-Marke ein gefragtes Thema, die sie im vergangenen Sommer zum ersten und bisher einzigen Mal in Eberstadt überflog. "Ich hoffe, dass ich diese Höhe bald wieder schaffe. Ich weiß, dass ich das kann, die Frage ist nur wann, bestenfalls in London. Wahrscheinlich muss man für eine Medaille so hoch springen", blickte sie voraus.

Alexandra Wester (ASV Köln) konnte ebenfalls einmal in ihrer Karriere eine besondere Marke meistern: Mit etwas zu viel Rückenwind landete die Weitspringerin 2016 bei 7,00 Metern. "Man darf sich nicht zu sehr darauf fixieren, wieder so weit springen zu wollen", sagte die Olympia-Teilnehmerin. Dass sie von Mehrkämpferin Claudia Salman-Rath – Deutsche Meisterin in Erfurt – derzeit stark gefordert wird, findet sie "super, sie pusht mich". Die Frankfurterin plant einen WM-Doppelstart, Siebenkampf und Weitsprung seien ihr aktuell gleich lieb.

Dreisprung-Europameister Max Heß rechnet bei einem Resultat rund um seine Freiluft-Bestleistung von 17,20 Metern mit einem Platz in den Top Sechs. "Für eine Medaille muss man schon 17,50 Meter springen", schätzte der Chemnitzer in Kienbaum, bei 17,52 Meter steht seit diesem Jahr sein deutscher Hallenrekord. Seine Trainingspartnerin Kristin Gierisch will mindestens ihren achten Rang aus Peking verteidigen und liebäugelt weiter mit dem deutschen Rekord (14,57 m).

Mit dem Druck umgehen

Seinen neuen Mental-Trainer Matthias Große, Lebenspartner von Ex-Eisschnelläuferin Claudia Pechstein, hatte Kugelstoß-Vize-Weltmeister David Storl (SC DHfK Leipzig) zum Medientag mitgebracht. „Wir wollen realistisch bleiben und nicht zu viel Druck erzeugen“, erklärte Große angesichts der aktuell enormen Breite an Weltklasse-Kugelstoßern der Journalisten-Schar. Selbst sagen der Deutsche Meister und sein wissenschaftlicher Begleiter Wilko Schaa, dass die Vorbereitung aussichtsreich verläuft. Zuletzt flog die Kugel in Gotha auf 21,87 Meter.

Nicht unter Druck setzen lässt sich auch die neue U23-Europameisterin über 1.500 Meter Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) bei der Frage, was für eine Platzierung im WM-Finale möglich sei. "Ich glaube, die Afrikanerinnen sind superstark und nochmal eine andere Konkurrenz. Ich möchte nicht zu große Erwartungen schüren. Wir schauen von Lauf zu Lauf", meinte die 20-Jährige, die mit dieser Strategie bisher gut gefahren ist und auf ein schnelles Rennen setzt.

„Ich will in London die Goldmedaille gewinnen“, nannte Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) dagegen selbstbewusst als Ziel. Der Stabhochspringer holte bei den Weltmeisterschaften 2013 in Moskau (Russland) Gold und 2015 in Peking Silber. Disziplin-Kollegin Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) kann mit gutem Gefühl nach London reisen: Die letzte Technikeinheit bei ihrem Bruder verlief nach Plan. Am Dienstag reist der erste Teil der DLV-Mannschaft auf die britische Insel.

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