Der große Disziplin-Check 2018 – Stabhochsprung Männer

Andrei Tivontchik, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2018 aus?

Wir hatten viele Normerfüller für die Europameisterschaften, leider hat in diesem Jahr die absolute Spitzenleistung gefehlt. Raphael Holzdeppe ist mit einer neuen Hallen-Bestleistung von 5,88 Metern stark in das Jahr gestartet, im Freien haben mich seine Leistungen aus kurzem Anlauf sehr positiv gestimmt. Aber dann hat er sich leider bei den Deutschen Meisterschaften eine Beugerzerrung zugezogen. So konnte er bei der EM nicht seine Leistung abrufen.

Von Bo Kanda Lita Baehre hätten wir uns eine Steigerung erhofft, aber er ist noch ein sehr junger Athlet, vielleicht hat er sich zu sehr unter Druck gesetzt. Torben Laidig ist aus den USA zurückgekehrt, wo er sich im vergangenen Jahr bei einem Stabbruch eine Handverletzung zugezogen hatte. Es dauert eine Weile, sich da wieder zurückzukämpfen. Tobias Scherbarth und Karsten Dilla haben alles gegeben, um sich für die EM zu qualifizieren, aber es hat nicht gereicht. Der Stabhochsprung ist eine Disziplin, in der immer viel passieren kann.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Was meine eigene Trainingsgruppe betrifft, war das zum einen der Hallen-Wettkampf von Raphael in Karlsruhe, wo er die 5,88 Meter gesprungen ist. Gefreut habe ich mich auch, dass Daniel Clemens sich im Jahr nach seiner Fuß-Operation auf 5,61 Meter steigern konnte.

Darüber hinaus waren die Europameisterschaften insgesamt für alle sehr, sehr besonders. Und das Stabhochsprung-Finale war ein Highlight, das auch unseren Athleten ganz viel Motivation gegeben hat. Sie waren danach schon ganz scharf darauf, mit der Vorbereitung auf die neue Saison zu beginnen, das hat einen richtigen Kick gegeben. Das war eine tolle Show, mit 6,05 Metern vom jungen Armand Duplantis an der Spitze. Dieser U20-Weltrekord wird noch lange Bestand haben.

Wo sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der WM 2019 in Doha?

Ich denke, es ist eine vernünftige Entscheidung, die Einführung der neuen Qualifikationskriterien für die WM zu verschieben, das neue Rankingsystem war noch nicht ausgereift. In der Leichtathletik heißt es schneller, höher, weiter. Im Test-Ranking standen teilweise Athleten mit schlechteren Leistungen vor denen mit besseren.

Bei unseren Teamtagen hat sich herausgestellt, dass alle Athleten mit einer Hallensaison planen, allerdings wird sie schon ganz auf den langen Sommer ausgerichtet sein. Wir machen auch eine längere Periodisierung, weil die WM erstmals erst Ende September beginnt. Die Athleten wollen Wettkämpfe bestreiten, aber das wird in der Halle aus dem Training heraus passieren.

Unser Ziel ist es dann, mit drei Athleten an der WM teilzunehmen und dort von allen Saison-Bestleistungen oder Bestleistungen in Richtung 5,80 Meter und darüber hinaus zu sehen. Ein solches Niveau wie bei der EM war sicher eine Ausnahme, dennoch ist es für Raphael Holzdeppe auch ein Ziel, in Richtung sechs Meter zu springen.

Internationale Erfolge 2018

Die deutschen Top Ten 2018

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich