Die Deutschen Meisterschaften in Kassel haben am Samstag drei zusätzliche Normerfüller für die Olympischen Spiele in Rio hervorgebracht. Einer weiteren Athletin machte nur der zu starke Rückenwind einen Strich durch die Rechnung.
Welch ein Solo von Fabienne Kohlmann! Die Läuferin von der LG Karlstadt/Gambach/Lohr nahm im 800-Meter-Vorlauf die Beine in die Hand und rannte einsam vornweg der Olympia-Norm entgegen. Aufgrund von hartnäckigen Achillessehnen-Beschwerden mit Verzug in die Saison gestartet, hatte der WM-Halbfinalistin bisher das passende Rennen für einen Angriff auf den Richtwert gefehlt. So entschied sie kurzerhand: „Ich habe in Kassel zwei Chancen, die will ich auf jeden Fall nutzen - und nicht erst auf das Finale warten."
In 2:00,49 Minuten blieb sie deutlich unter dem für Rio geforderten Wert von 2:01,50 Minuten. Zur deutschen Jahresbestzeit ihrer Trainingspartnerin Christina Hering (LG Stadtwerke München), der sie nach Zieleinlauf jubelnd in die Arme fiel, fehlten nur zwölf Hundertstel. Im Finale werden sich beide Läuferinnen am Sonntag wiedersehen – wie schon im Vorjahr in Nürnberg, als beide in einem fantastischen Rennen unter zwei Minuten blieben und Gold (Kohlmann) und Silber (Hering) holten.
Julian Weber macht den nächsten Schritt
Julian Weber (USC Mainz) hatten im Vorfeld von Kassel nur 31 Zentimeter zur Olympia-Norm im Speerwurf (83,00 m) gefehlt. Die packte er am Samstag im Auestadion drauf. Gleich zweimal ließ er seinen Speer jenseits der gelben Markierung landen, die den ersehnten Richtwert bedeutete. Im neunten Wettkampf der Saison verbuchte er mit 83,79 Metern schon die fünfte Bestmarke des Jahres. Silber war damit in der Tasche, nur der Sieg außer Reichweite. Der ging mit 86,81 Metern an den Weltjahresbesten Thomas Röhler (LC Jena).
Andersherum lief es für Weitspringerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz). Sie holte sich in Kassel mit 6,72 Metern den ersten deutschen Meistertitel – eine beachtliche Leistung nach Entzündungen an beiden Patella-Sehnen und einem Konter im sechsten Versuch, nachdem Vizemeisterin Alexandra Wester (ASV Köln; 6,64 m) kurzzeitig vorbeigezogen war. Auf die Liste der Normerfüller für Rio konnte sich die U23-Europameisterin aber nicht eintragen: Der Wind blies mit 2,5 Metern pro Sekunde zu stark von hinten.
Matthias Bühler löst das Ticket nach Rio
Ein Athlet rannte in Kassel gar direkt nach Rio, denn als Deutscher Meister mit nun auch erfüllter Norm hat er sein Ticket für die Olympischen Spiele sicher: Matthias Bühler (TSG Weinheim) spielte wieder einmal seine Meisterschaftsqualitäten aus und rang in einem extrem engen Hürdenfinale in 13,44 Sekunden Titelverteidiger Gregor Traber (VfB Stuttgart; 13,47 sec) und den deutschen Jahresschnellsten Alexander John (SC DHfK Leipzig; 13,48 sec) nieder. Es war bereits der sechste DM-Titel für den 29-Jährigen.
Insgesamt 13 Einzeltitel wurden am Samstag in Kassel vergeben, in zwölf dieser Disziplinen darf der Deutsche Meister oder die Deutsche Meisterin mit erfüllter Olympia-Norm nun fest mit Rio planen. In den Sprints sind dies Julian Reus (TV Wattenscheid 01) und Tatjana Pinto (SC Paderborn), über die Hürden ist neben Matthias Bühler auch Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig) fest dabei, über die Hindernisse die Frankfurterin Gesa Felicitas Krause.
In den technischen Wettbewerben können Eike Onnen (Hannover 96; Hochsprung), Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; Dreisprung), David Storl (SC DHfK Leipzig; Kugelstoßen), Thomas Röhler (LC Jena; Speerwurf), Martina Strutz (Schweriner SC; Stabhochsprung) und Nadine Müller (SV Halle; Diskuswurf) mit den Reisevorbereitungen an die Copacabana beginnen.
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