| Comeback-Pläne

Antje Möldner-Schmidt vor Rückkehr aus Babypause

Sie will es noch einmal wissen: „Ich bin noch nicht fertig mit dem Leistungssport“, sagt Antje Möldner-Schmidt. Die Europameisterin des Jahres 2014 über 3.000 Meter Hindernis, die im Frühjahr eine Tochter bekommen hat, steht kurz vor dem Wiedereinstieg ins Training. Ihr großes Ziel: die Heim-EM in Berlin.
Alexandra Dersch

Die kleine Lilli Marie krabbelt schon fleißig. Noch bestimmt sie den kompletten Alltag ihrer Mama. Spielen, stillen, kuscheln. Doch spätestens ab Januar soll sich das wieder ändern. „Dann will ich wieder zurück auf die Bahn", sagt Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus). Der Weg zurück, er wird kein Spaziergang, das weiß sie. Denn hinter ihr liegt nicht nur eine Schwangerschaft, sondern auch eine Fuß-Operation.

Mitte Juli 2015 musste ihr ein Überbein am Knöchel entfernt werden. Ein über Jahre schmerzhafter Begleiter. „Seitdem habe ich hier keine Probleme mehr“, sagt sie, wohlwissend, dass der Fuß aber seitdem auch nicht mehr mit demselben Training wie zuvor belastet wurde, denn kurz nach der Operation verkündete sie ihre Schwangerschaft.

Wiedereinstieg bei Null

„Ich fange praktisch bei Null wieder an“, sagt die 32-Jährige daher und ein gewisser Respekt schwingt in ihrer Stimme mit. Ihr letzter Hindernis-Wettkampf liegt über zwei Jahre zurück, die letzte richtige Trainingseinheit immerhin eineinhalb Jahre. Doch der Kopf hat das Kapitel Leistungssport auch in ihrem neuen Leben als Mama nicht vergessen.

„Es ist eine Herausforderung“, sagt ihre langjährige Trainerin Beate Conrad, die sie schon nach ihrer Krebserkrankung behutsam wieder aufgebaut und an die europäische Spitze geführt hatte, über die Rückkehr in den Leistungssport als junge Mutter. „Aber ich sehe der ganzen Sache sehr positiv entgegen.“ Und auch Antje Möldner-Schmidt weiß: „Ich habe schon ganz andere Sachen gemeistert.“ Der Körper – er vergisst das Erlernte nicht.

Erneute Medaille als langfristiges Ziel

Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass eine Läuferin nach ihrer Babypause gar stärker als zuvor zurückgekehrt ist. Irina Mikitenko, Paula Radcliffe, Jo Pavey - sie alle sind beste Beispiele dafür, dass Athletinnen nach einer Geburt noch leistungsfähiger wurden.

Entsprechend hoch sind auch die langfristigen Ziele der 32-Jährigen. Edelmetall bei der Heim-EM 2018 in Berlin, dem Ort, wo sie 2009 bei der WM ihre noch heute aktuelle Bestzeit von 9:18,54 Minuten aufstellte, die bis zu diesem Sommer auch Deutscher Rekord war. Noch eine internationale Medaille - das wär's. „Ich halte das für realistisch“, sagt Beate Conrad. Sie weiß um das Kämpferherz von Antje Möldner-Schmidt. Und für diese steht fest: „Ich will da anknüpfen, wo ich 2014 aufgehört habe.“

Unterstützung ist ihr sicher

Daher liegt die Priorität im kommenden Sommer auch nicht auf Wettkämpfen. „Die WM in London wäre natürlich schön“, sagt Antje Möldner-Schmidt. Aber dorthin fahren, nur um dabei zu sein, das ist nicht ihre Welt. „Ich werde mich nicht blamieren. Wenn ich merke, ein WM-Finale kommt noch zu früh für mich, dann bleibe ich direkt zu Hause.“

Druck machen wird sich Antje Möldner-Schmidt nicht. „Ich will meinem Körper Zeit geben, sich wieder an das harte Training zu gewöhnen.“ Und zwar die Zeit, die es einfach braucht. Die Voraussetzungen dafür stimmen. „Bundespolizei, Sponsoren, Verband – alle stehen hinter mir und haben mir Unterstützung zugesagt.“

Walken, Schwimmen und erste Joggingschritte gehen heute schon gut, aber an geregeltes und auf Leistungssport ausgerichtetes Training, da will sie erst ab Januar wieder dran denken. Bis dahin bestimmt noch ausschließlich Lilli Marie ihr Leben. „Und das ist auch schön so.“

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